0141 - Station der Unsichtbaren
Hochtouren. Die Fremden waren gekommen, um über den Zwischenfall informiert zu werden, darüber bestand kein Zweifel Sie waren von Anfang an sehr ängstlich gewesen, überlegte Tappan. Zu ängstlich. An den Sicherheitsmaßnahmen, die für den Stützpunkt auf Aptulad getroffen worden waren, hatten sie alle paar Minuten etwas auszusetzen. Als ob jemals einer auf den Gedanken kommen würde, daß es hier einen geheimen Stützpunkt gebe! In der ganzen Galaxis war bekannt, daß die Báalol - Leute sich auf den Hauptplaneten Trakarat ihres Systems beschränkten. Und wenn sie schon anderwärts einen Stützpunkt errichten wollten, wer würde dann glauben, daß sie dies ausgerechnet auf Aptulad täten, einer heißen Dschungelwelt, die alle zwei Planetenjahre einmal mitten zwischen den beiden Zentralgestirnen des Systems hindurchzog und dabei Durchschnittstemperaturen von fünfundneunzig Grad Celsius verzeichnete? Es war offenbar jedoch unmöglich, den Fremden das beizubringen. Sie blieben bei ihrer Angst. Und jetzt wollten sie etwas über den Kasten hören.
Was sollte Tappan ihnen erzählen? Daß die überreste des Kastens untersucht worden seien und darin in der Hauptsache pflanzlichorganische Materie, aber auch ein Klumpen Metall gefunden worden sei? Der Klumpen rührte eindeutig von der Waffe her, mit der das Ding auf das Hauptgebäude geschossen hatte. Aber die pflanzliche Materie? War das Ding ein Pflanzenwesen? Tappan dachte an das mannshohe Loch in der Mauer des Hauptgebäudes. Er konnte den Verdacht nicht loswerden, daß der Kasten nur ein Tarngehäuse für den wirklichen Gegner gewesen sei, der sich dann, als Kildaar zu schießen begann, durch das Loch gerettet hatte. Allerdings war das ein nebelhafter Verdacht, gegen den Tappan sich mit dem bewußten Teil seines Verstandes heftig sträubte. Wäre nämlich ein Fremder in den Stützpunkt eingedrungen, dann hätte Tappans geschultes Gehirn die Ausstrahlungen seiner Denkvorgänge unter denen seiner Leute und der Unsichtbaren erkennen müssen. Das war aber nicht geschehen - also konnte es keinen Fremden innerhalb des Stützpunktes geben. Und doch wurde Tappan seine Zweifel nicht los. Er hätte sich unter normalen Umständen nichts daraus gemacht. Aber er wußte nicht, wie viel von seinem Bewußtseinsinhalt er vor den Fremden wirklich verschleiern konnte. Wenn sie erst einmal erfuhren, daß er selbst seiner Sache nicht sicher war, dann war das ganze Unternehmen gefährdet. Und das wiederum würde Akrot -Tene, den Hohen Báalol, nicht gerade veranlassen, liebevoll seines Dieners Tappan zu gedenken.
Tappan hörte auf, sich den Kopf zu zerbrechen, als Yram mit seinen Leuten erschien. Man brauchte Yram nicht zu erklären, weswegen er gerufen worden war. Seitdem dieser Stützpunkt bestand, hatten Yram und seine Männer nur eine einzige Aufgabe gehabt: Tappan eine Unterhaltung mit den Fremden zu ermöglichen. Es hatte sich nämlich schon bei der ersten Begegnung herausgestellt, daß ein artikulierter Kontakt zwischen Báalols und Fremden nur dann zustande kam, wenn auf beiden Seiten eine Mindestanzahl auf Konzentration trainierter Leute vorhanden war. Anscheinend ging es darum, mit Hilfe von Gedankenkräften eine Art Barriere niederzureißen, die von Natur aus zwischen den beiden Rassen bestand. Akrot-Tene hatte ziemlich lange und sorgfältig Umschau gehalten, bevor er Yram und seine Leute für diese Aufgabe ausgesucht und nach Aptulad geschickt hatte. Zuvor war Yram Leiter der Priesterschule für Meditation gewesen. Die, die mit ihm gekommen waren, hatten an derselben Schule die wichtigsten Dozentenstellen innegehabt.
Wortlos plazierten sich Yram und seine Männer auf der einen Seite des Tisches, an dem bis vor kurzem noch Dilan gearbeitet hatte. Für Tappan wurde ein Platz in der Mitte frei gelassen.
Tappan wartete, bis er spürte, daß die Fremden auf der anderen Seite Aufstellung genommen hatten. Dann befahl er Yram und den anderen, die Augen zu schließen und sich auf die unsichtbare Barriere zu konzentrieren. Wenige Seku nden später wurden die pfahldürren Fremden sichtbar, und Tappan begann, ihre Gedanken zu verstehen. „Fremder... eingedrungen. Verrat... Gefahr." Tappan unterdrückte mit Mühe einen Seufzer. Er hatte gewußt, daß sie Angst hatten. „Im Stützpunkt ist kein Fremder", antwortete er mit soviel Bestimmtheit, wie er aufbringen konnte.
Dann schilderte er in möglichst einfachen Begriffen den Zwischenfall mit dem merkwürdigen Kasten. Seine
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