0141 - Station der Unsichtbaren
auf. Er hatte seinen Entschluß gefaßt. Akrot-Tene würden den Rapport bekommen, und zwar sofort. Jede Verzögerung war gefährlich.
Dilan, der inzwischen zur Wachleitstelle zurückgekehrt war, ein wenig verlegen wegen der Furcht, die er vor den Fremden empfand, sah überrascht auf. Er hatte den kräftigen Impuls, den Tappans Entschluß ausstrahlte, deutlich empfangen. „Eine schwierige Angelegenheit", sagte er verlegen. „Aber ich glaube, du hast recht. Man muß dem Hohen Báalol darüber Bescheid geben." Nur so nebenbei nahm Tappan wahr, daß der Junge seine Gedanken verstanden hatte. „Ja", antwortete er geistesabwesend. „Wir müssen erst einmal eine Basis finden, auf der unsere Gedankenbilder einander begegnen. Erst dann können wir eine Methode der Verständigung ausarbeiten." Er sah nicht, wie Dilan zusammenzuckte, als hätte er etwas Heißes angefaßt. Er spürte auch nicht den erschrockenen Impuls, der aus Dilans Gehirn drang und deutlich genug besagte, Dilan habe eigentlich erwartet, daß es überhaupt nie zu einer Verständigung kommen werde. Auch Dilan selbst hatte keine Möglichkeit mehr zu bedauern, daß er so unvorsichtig gewesen war, seinen Abscheu deutlich merken zu lassen. Denn bevor er noch reagieren konnte, senkte sich irgend etwas wie eine unsichtbare Kuppel über seinen Schädel herab. Es war ein merkwürdiges, beklemmendes Gefühl. Er hörte dröhnendes Rauschen. Er sah Tappan einen unsicheren, taumelnden Schritt tun und sich gegen die Tür lehnen. Tappan wandte sich um und rief dem jungen Techniker etwas zu. Aber Dilan empfing weder die Gedanken, die den Ruf begleiteten, noch konnte er die Worte hören. Er war von der Umwelt abgeschnitten.
Im ersten Augenblick hatte er Angst. Er sprang auf und schrie.
Tappan schaute ihn fragend an. Dilan lief auf ihn zu und klammerte sich schutzsuchend an ihn. Tappan packte ihn bei der Schulter und richtete ihn ärgerlich auf. Erst dann besann sich Dilan und aktivierte die ungezählten Abwehrzellen seines Gehirns, die er auf der Priesterschule zu beherrschen gelernt hatte. Fast augenblicklich wich der furchtbare Druck von ihm. Was auch immer es gewesen sein mochte - es hatte den gewaltigen Energien eines Báalol -Gehirns nicht widerstanden. Tappans Stimme war auf einmal wieder hörbar, und auch seine Gedanken konnte Dilan klar empfangen. „Ich vergaß, es dir zu sagen", erklärte Tappan. „Die Fremden glauben, jemand hätte sich hier eingeschlichen. Sie wollten ihn auf ihre Weise vertreiben oder unschädlich machen. Wahrscheinlich ist es das, was wir eben gespürt haben. Du hättest deinen Parasektor besser aktiviert."
Hundert Meter von dieser Stelle entfernt hatten sich die Fremden versammelt, unsichtbar für jeden, der ohne übersinnliche Wahrnehmungsgabe unversehens in ihre Versammlung hineingeriet Mit den Mitteln, die ihrer unbeschreiblich fremden Vernunft zur Verfügung standen, versuchten sie, den feindlichen Eindringling zu vernichten und alle, die etwa nach ihm kamen.
Sie allein wußten genau, daß es einen Eindringling gab. Denn einer der ihren war von ihm getötet worden. Oder, wie die Fremden sich ausgedrückt haben würden: Seine Existenz war durch die Anwesenheit einer unüberwindlichen Gefahr ausgelöscht worden.
Sie hatten zuvor eine logische Betrachtung angestellt. Und wenigstens insofern unterschied sich ihre Logik nicht von der eines beliebigen anderen intelligenten Wesens, als sie annahmen, daß weitere Gegner ebenfalls von Süden kommen würden wie der erste. Zwar erfaßte ihre Abwehrmaßnahme auch den nördlichen Teil des Gebäudekomplexes, damit der erste eingedrungene Feind in Schach gehalten werde. Aber der weitaus energiereichere Teil umfing die südliche Hälfte des Stützpunktes, damit weitere Feinde schon draußen vernichtet würden. Die Fremden hatten nämlich erkannt, daß diese Gegner eine Waffe besaßen, der sie in keinem Fall gewachsen waren. Ron betrachtete nachdenklich den bewußtlosen Wächter. „Zwei Stunden, sagst du?" fragte er den Roboter. Meech nickte. „Er wird zwischen zwei Stunden und zwei Stunden dreißig Minuten lang bewußtlos sein. „ Ron sah ihn zweifelnd an. „Genügt das? Wir können keinen Alarm gebrauchen, solange wir im Stützpunkt sind." In vollendet menschlicher Manier zog Meech die Brauen in die Höhe, als erinnere er sich eben an etwas Wichtiges. „Bevor ich es vergesse, Sir... darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Ich habe Gelegenheit gehabt, die Zahl der Báalols, die sich im
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