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0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

0142 - Der Schwiegersohn des Teufels

Titel: 0142 - Der Schwiegersohn des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Schwiegersohn des Teufels
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freundlich.
    Die Gedanken jagten sich in meinem Hirn. Wenn ich einfach sage, dass ich von morgen Vormittag nichts wisse, dann glaubte es mir dieser Kerl nicht, und unsere hübsche Falle blieb leer. Rechtzeitig fiel mir etwas anderes ein.
    »Morgen Vormittag?«, fragte ich gedehnt, um Zeit zu gewinnen.
    »Yeah, morgen Vormittag«, sagte Kendale.
    »Ihr werdet kein Glück haben«, log ich. »Wenn ihr das Paket von der Hauptpost holt, das postlagernd…«
    Jetzt unterbrach mich ein wahrer Lachsturm. Ich blieb todernst und versuchte, beleidigt auszusehen.
    »Mein Gott, kann der Bursche bluffen«, japste Kendale, nach Luft ringend. »Ihr wisst also nichts. Keine Ahnung? Großartig. Und nun zu dir, Mackie. Wie viel Bargeld hast du hier?«
    Schweigen.
    Dann klatschte es, und Mackie begann zu wimmern. Sie bearbeiteten ihn eine Zeitlang. Dann wussten sie, wo er sein Bargeld hatte, und sie wussten auch, dass es Freddy Quinn gewesen war, der Kendales Wohnung an den Wirt verpfiffen hatte.
    »Okay«, sagte Kendale schließlich. »Bringen wir das hier zu Ende. Gib mir die Pistole von dem G-man, Sammy.«
    Ich ahnte, was die Gangster vorhatten, und Mackie ahnte es auch, denn im letzten Augenblick rief er mir zu: Ich habe dich nicht verpfiffen, Jerry. Ich nicht. Einer von den Hunden hier standen daneben und…
    Weiter kam er nicht.
    Die Smith & Wesson krachte. Ich hörte einen Fall, dann war es totenstill.
    Verzweifelt riss ich die Augen auf. Aber vor mir verschwamm immer noch alles zu einem milchigen Schleier.
    Ich wartete auf den dumpfen Schlag, den man spürt, wenn man eine Kugel fängt. Und dieses Warten zerrte mehr an meinen Nerven als das Bewusstsein dass ich den Verbrechern hilflos ausgeliefert war.
    Der Schlag blieb aus. Dafür hörte ich, wie etwas Metallenes auf das Blech der Theke klapperte. Ich vermutete, dass es meine Pistole war.
    »Die Brüder werden sich wundem«, sagte Kendale. »Raubmord an Mackie Marlow. Opfer mit Pistole von G-man Jerry Cotton erschossen. Jerry Cotton spurlos verschwunden. Mein Gott, gibt das hübsche Schlagzeilen. Wie gefällst du dir so als Raubmörder, G-man?«
    Kendale lachte.
    Dann raschelte Papier, und ich fühlte, wie mir ein Füllhalter in die Hand gedrückt wurde.
    »Unterschreib mal schön, wenn du nicht willst, dass wir dich dazu zwingen«, sagte Kendale.
    Er nahm meine rechte Hand und legte sie auf ein Stück Papier.
    Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wozu das gut sein sollte, aber ich tat es, weil ich keine Lust verspürte, von den Burschen zusammenschlagen zu werden. Ich wusste nicht, was sie mit mir vorhatten. Aber was immer es auch war. Ich musste aktionsfähig bleiben, sonst hätte ich das Spiel schon von vornherein verloren.
    »Verschwinden wir«, sagte Kendale.
    Sie führten mich hinaus, ich hörte, wie eine Wagentür geöffnet wurde, dann stieß mich jemand in die Polster. Türen klappten, der Motor begann zu schnurren, und der Wagen setzte sich in Bewegung.
    Ich war hellwach.
    Als ich angekommen war, hatte der Wagen mit dem Kühler in Richtung Lenox Avenue gestanden. Ich versuchte, die Kurven mitzuzählen und dadurch die ungefähre Richtung zu bestimmen.
    Es gelang mir nur teilweise. Aber als wir hielten und ich aus dem Wagen gezogen wurde, war ich sicher, dass mich die Gangster in den Stadtteil Bronx gebracht hatten.
    Am Widerhall der Geräusche erkannte ich, dass ich mich in einem Hof befinden musste, der ringsum von Häuserwänden umgeben war. Irgendwo plärrte ein Baby, ich hörte eine Frau schimpfen. Dann wurde links von mir ein Fenster zugeschlagen, und schließlich klapperte ein Stück entfernt der Deckel eines Müllbehälters.
    Die Gangster führten mich in ein Haus. Dann hörte ich am Klang meiner Schritte, dass ich über Dielen ging.
    »Stopp«, sagte eine Stimme hinter mir, die nicht Kendale gehörte.
    Ich blieb stehen.
    Vor meinen Füßen knarrte etwas, und ein kalter Luftzug umfächelte mein Gesicht. Das Tappen von Schritten auf Steinboden ertönte, eine Tür quietschte, dann war es wieder still.
    Augenblicke später schepperte in meiner unmittelbaren Höhe eine Blechglocke, wie man sie in alten Läden findet. Eine Tür wurde geöffnet, und dann sagte eine Stimme die ich bisher noch nicht gehört hatte, in hart akzentuiertem Englisch: »Sie wünschen, bittä?«
    Ich hörte, wie jemand eine zusammenlegbare, gespleißte Angelrute verlangte.
    Wieder ertönte die harte, kehlige Stimme. Ich stand mit geschlossenen Augen und prägte mir den eigenartigen Akzent und

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