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0143 - Für Menschen verboten

Titel: 0143 - Für Menschen verboten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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um, bis sein Gesicht genau in die Richtung der verbotenen Stadt zeigte. Er sah Sörenzeych erschauern, während der heftiger werdende Wind den blauen Pelz des Jungen zerwühlte. „Dorthin!" gab Schöpproit mit unumstößlicher Entschiedenheit bekannt. Für seine Jugend zeigte Sörenzeych ein beachtliches Maß an Haltung. über das Plätschern des Baches hinweg erklang seine Stimme: „Es gibt wohl nur diese Möglichkeit, bei der Prämiierung doch noch einen Preis zu gewinnen."
    „Ja", stimmte Schöpproit zu, und plötzlich packte ihn eine tiefe Verzweiflung, als er die Silhouette seiner wertlos gewordenen Pflanze sich gegen den Morgenhimmel abheben sah. Erst jetzt spürte er, wie sicher er mit einer Prämiierung gerechnet hatte; die einzige Möglichkeit, von denWohnstätten der Jugend ein Stück tiefer zu gelangen - näher an den Bach. Schöpproit hatte nichts gegen die Jungen, aber er war schon so alt, daß es beinahe peinlich wirkte, daß er noch soweit oben am Hang leben mußte.
    Sörenzeych sagte: „Du kannst dabei sterben."
    „Ja, ich weiß", erwiderte Schöpproit. Er wartete nicht darauf, daß Sörenzeych einen weiteren Einwand vorbrachte, denn er fürchtete, daß ihn der Gruppenführer schließlich noch umstimmen könnte. So schnell es seine kurzen Beine zuließen, lief er schräg den Hang hinab. Es würde bereits hell sein, wenn er die verbotene Stadt erreichte.
    Die anderen schliefen noch. Schöpproit widerstand der Versuchung, an Tösniks Bau vorbeizugehen und ein Schimpfwort hineinzurufen. Er gelangte an den Bach. Obwohl das Wasser in den Morgenstunden kühl war, bedeutete es für Schöpproit ein besonderes Vergnügen, sich in das Naß zu stürzen. Der Bach bildete die eigentliche Grenze zur verbotenen Stadt. Wer am anderen Ufer aus dem Wasser kletterte, mußte damit rechnen, von den Wächtern aufgegriffen und getötet zu werden. Manchmal warfen sie auch einen Lebenden in den Bach zurück. Die überlieferung berichtete, daß die verbotene Stadt nicht immer jenseits des Baches existiert hatte. Sie mußte irgendwann vor unzähligen Generationen entstanden sein. Die Intelligenz Schöpproits reichte nicht aus, um sich mehr als oberflächliche Gedanken über die Herkunft der Stadt und der Wächter zu machen. Für ihn waren diese Dinge Teile der Natur. Er nahm sie hin wie den Wind, wie die Nacht, wie den Bach und wie das Gesetz des Hanges. Jeder, der es schaffte, den Gang unter der Stadt weiter auszuhöhlen, durfte damit rechnen, ein Stück den Hang hinabzukommen, in eine feuchtere Höhle, die gemütlicher war. Der Stollen unter der Stadt war bestimmt so alt wie diese selbst. Sie gruben seit undenkbaren Zeiten daran, immer hoffend, auf diesem Weg einmal in das Innere der Stadt zu gelangen, ohne von den Wächtern gesehen und getötet zu werden. Schöpproit ließ sich von der Strömung davontreiben. Ab und zu stieß er sich mit den Beinen ab, um wieder ein Stück näher an das andere Ufer zu kommen. Schließlich entdeckte er eine flache Stelle am gegenüberliegenden Ufer. Mit kräftigen Schwimmstößen arbeitete er sich darauf zu. Er spürte Grund unter seinen kurzen Beinen und watete aus dem Bach. Der Hang war nur noch ein dunkler Schatten auf der anderen Seite. Schöpproit hob witternd seine Schnauze. Nun war er vollkommen auf sich allein gestellt.
    Niemand würde ihn suchen, wenn er nach einer bestimmten Zeit nicht zum Hang zurückgekehrt war. Entschlossen bahnte sich Schöpproit einen Weg durch das Schilfgras, das bei der Berührung seines Körpers zu rascheln begann. Der Geruch der in voller Blüte stehenden Souks-Büsche drang zu ihm hin. Die zunehmende Helligkeit ließ ihn sicher seinen Weg finden. Sein Pelz trocknete rasch im Morgenwind und wurde durch das Gras geglättet. Ein Blychost hüpfte vor ihm durch die Büsche und verschwand in Richtung des Baches. Wahrscheinlich hatte ihn Schöpproit in seiner Nachtruhe gestört, denn ein Blychost schlief im allgemeinen bis es vollkommen hell war. Schöpproit legte seine Wühlschaufeln dicht am Körper an, um schneller vorwärts zu kommen. Er merkte sofort, daß er sich der Stadt näherte, als die Büsche spärlicher wurden. Die Wächter brannten jeden Pflanzenwuchs vor der Stadt nieder. Sie wurde von einem Ring verbrannter Erde umgeben, auf der nur noch die widerstandsfähigen Wurzeln der Souks-Büsche zu sehen waren.
    Wie jeder Hangbewohner war auch Schöpproit genau über die Lage des Einganges zu dem unterirdischen Gang informiert.
    Schon Schöpproits

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