0145 - Armee der Gespenster
gehüllt. Rhodan war gespannt, in welcher Form ES diesmal wieder auftreten würde. Als leuchtende, schwerelose Kugel? Oder vielleicht gar wieder einmal als Gucky? Das war ein Hauptspaß gewesen, als Gucky plötzlich doppelt vorhanden war und begann, sich mit sich selbst zu streiten. ES hatte Humor, wenn auch einen sehr skurril anmutenden.
‚Wanderer’ lag unter einem Zeitschirm verborgen und war für menschliche Augen unsichtbar, aber die Ortungsgeräte zeigten eindeutig an, daß dort vorn in der unendlichen Leere ein großes Objekt schwebte. Die THEODERICH hatte ihren Flug abgestoppt und stand relativ zur Bewegung der Milchstraße still. Das weiße Band der Galaxis füllte den gesamten Gesichtskreis aus. Hier standen die Sterne dichter als dort, wo das heimatliche Sonnensystem seine fast einsam zu nennende Bahn zog. Im Bewußtsein, durch die notwendig gewordene Zelldusche für die beiden Mutantinnen nicht grundlos nach ,Wanderer’ gekommen zu sein, gab Rhodan dem Kommandanten den Befehl, sich langsam an den unsichtbaren Planeten heranzuschieben.
ES meldete sich immer noch nicht.
Beim Besuch von ‚Wanderer’ gab es immer irgendwelche Überraschungen. Das unsterbliche Wesen, hatte Rhodan manchmal den Eindruck, langweilte sich in seiner Einsamkeit. Auf der anderen Seite beherrschte ES die Zeit - wie sollte es sich da langweilen?
In der Zentrale waren außer Jefe Claudrin und Rhodan noch van Moders, Bully und einige Offiziere anwesend. Gucky hockte wie gewöhnlich auf der Eckcouch, auf der auch Betty Toufry und Ishi Matsu in Erwartung der kommenden Dinge Platz genommen hatten. Der Unsterbliche meldete sich nicht. Rhodan ging näher an ‚Wanderer’ heran. Jeden Augenblick mußte der Zeitschirm erreicht und durchstoßen werden. Das war natürlich nur dann möglich, wenn er für einige Sekunden abgeschaltet wurde, aber so ganz sicher war das nun auch wieder nicht. Man befand sich eben im einen Moment noch mitten im Universum, und im nächsten schwebte man über der flachen Scheibe des künstlichen Planeten mit seiner ebenfalls künstlichen Sonne, die nur innerhalb des Zeitschirms sichtbar wurde.
„Zehn Kilometer Entfernung", las Claudrin ab. Seine sonst so dröhnende Stimme klang gedämpft. „Sollen wir weitersinken?"
„Tiefergehen, als wollten wir landen. ‚Wanderer’ muß jetzt jeden Augenblick sichtbar werden. Wenn der Unsterbliche wollte, hätte er längst Verbindung mit uns aufgenommen. Man kann ja wohl nur schlecht annehmen, daß ein Zeitloser plötzlich keine Zeit hat für uns. Übrigens ist der Begriff ‚Zeitloser’ recht paradox. Niemand hat mehr Zeit als ein Zeitloser."
Bully war neben Jefe Claudrin getreten. Angestrengt beobachtete er den frontalen Bildschirm, auf dem außer den fernen Sternen nichts zu sehen war. Er schüttelte den Kopf.
„Wenn die Instrumente es nicht anzeigen würden, würde ich jeden für übergeschnappt erklären, der behaupten wollte, genau unter uns wäre ein Planet und eine Sonne. Man kann sogar die Sterne scheinen sehen ..."
„Spiegelungen", erklärte Rhodan kurz. „Aber... da! Der Unsterbliche hat die Sperre aufgehoben."
Von einer Sekunde zur anderen hatte sich das Bild verändert.
Die Dunkelheit des Alls war einer blendenden Helligkeit gewichen. Schräg vor der THEODERICH schwebte die strahlende Atomsonne und gab der künstlichen Welt Licht und Wärme. Unten aber wellte sich die bekannte Phantasielandschaft von ‚Wanderer’.
Rhodan hegte den Verdacht, daß dieser Planet immer genauso aussah, wie sich die Besucher des Unsterblichen ein verlorenes Paradies vorstellten. Er schien es nach ihren Wünschen zu gestalten und seine Freude daran zu haben. Das hinderte ihn nicht daran, ständig neue Überraschungen einzubauen, über die er sich köstlich amüsierte.
Aber nicht dieses Mal.
Langsam glitt die THEODERICH über die weiten Prärien und Steppen, überquerte das schon bekannte Meer mit den herrlichen Eilanden und erreichte schließlich die Anlagen der Zelldusche.
Eine einsame Gestalt stand auf dem freien Platz, auf dem Rhodan stets zu landen pflegte. Sie war deutlich zu erkennen, wurde schnell größer, als sie tiefer sanken, und winkte zu ihnen herauf.
Bully stutzte.
„Das ist doch Homunk, der Diener des Unsterblichen! Ein etwas armseliges Empfangskomitee, wenn du mich fragst."
„Dich hat aber niemand gefragt", nörgelte Gucky im Hintergrund.
Er war sichtlich verärgert, weil Betty ihn nicht mehr kraulte.
Rhodan nickte.
„Es ist Homunk, der
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