0145 - Falschgeld, Gift und Gangster
Selbstverständlich erzählte ich ihm auch von der Vereinbarung, daß ich mich um elf Uhr an dem Hudson-Pier einfinden sollte, der durch seine riesige Flak-Batterie während des Krieges bekannt geworden war.
»Schlechtes Gelände«, seufzte Phil, der New York besser als ein Taxifahrer kennt. »Sehr schlechtes Gelände.«
»Warum?«
»Außer einigen Kränen absolut leer. Nichts, wohinter man ein paar Leute zu deinem Schutz verstecken könnte.«
»Hältst du denn so etwas für nötig?« fragte ich.
»Für sehr nötig! Wir wissen nicht, welche Möglichkeiten dieser Eddy hat, um deine Identität herauszukriegen. Aber in der Unterwelt gibt es tausend Kanäle. Wir müssen von Anfang an damit rechnen, daß dieses Treffen für dich eine Falle werden soll. No, ohne Begleitung gehst du da nicht hin«, entschied Phil kategorisch.
»Und mit Begleitung brauche ich nicht hinzugehen«, maulte ich. »Dann läßt sich Eddy garantiert auf nichts ein.«
»Habe ich etwas davon gesagt, daß du ein paar G-men an deine Hosenbeine klammern sollst?« sagte Phil. »Selbstverständlich muß die Begleitung so organisiert sein, daß sie für Eddy unsichtbar bleibt. Ich mache das schon, verlaß dich auf mich! In der Pension hast du dich schon angemeldet?«
»Ja. Ich will nur noch schnell nach Hause fahren und ein paar Sachen holen. Ich rechne damit, daß Eddy einen Mann unter irgendeinem Vorwand in die Pension schicken wird, um nachzuprüfen, ob ich wirklich da wohne. Da ist es auf jeden Fall besser, wenn ich da bin.«
»Richtig. Aber was du auch immer tust, vergiß niemals, deine Pistole mitzunehmen!«
Man sah ihm richtig an, wieviel Sorgen er sich meinetwegen machte. Ich klopfte ihm auf die Schulter und versprach, daß ich nirgendwo hingehen würde, ohne meine Dienstpistole mitzunehmen.
Übrigens habe er inzwischen auch einen kleinen Lichtschimmer in unserer Sache entdeckt, sagte er, und dann erzählte er mir die Geschichte mit der jungen eingewanderten Französin. Erst als ich hörte, wie er sich kurz vor halb sechs an der Bank mit Mister Celly getroffen habe, wurde mir bewußt, wie schnell der ganze Nachmittag vergangen war. Ich sah auf die Uhr.
Es war bereits sieben.
»Um neun werde ich mir den sonnengebräunten Falschmünzer holen«, sagte Phil.
»Da muß ich dabei sein!« rief ich aus.
Phil schüttelte energisch den Kopf:
»Kommt überhaupt nicht in Frage! Du hast die Geschichte mit Eddy angefangen, jetzt führ sie auch zu Ende! Du hast selbst gesagt, du rechnest damit, daß er dir einen Mann in die Pension schicken wird! Oder meinst du, ich wäre nicht imstande, mit drei Kollegen einen einzigen Mann festzunehmen?«
Sein beleidigtes Gesicht ließ es ratsam erscheinen, ihm das Gegenteil zu versichern. Selbstverständlich wußte ich, daß Phil auch allein mit dem Burschen fertig geworden wäre, aber es beruhigte mich doch, daß er noch drei Kollegen mitnehmen wollte.
»Ich muß es tun«, erläuterte er. »Der mit dem Mädchen vereinbarte Treffpunkt ist eine Straßenecke. Wir haben nur Aussichten, ihn zu kriegen, wenn wir aus allen vier Straßen dieser Kreuzung mit mindestens je einem Mann anrücken. Das ist der ganze Grund, weshalb ich drei Kollegen dafür vom Einsatzleiter angefordert habe. Wenn irgend etwas Besonderes vorfällt, rufst du mich hier an. Die Zentrale wird auf jeden Fall wissen, wie ich zu erreichen bin. Wen muß ich anrufen, wenn bei mir etwas Unvorhergesehenes eintritt?«
»Springer«, sagte ich. »Samuel Springer in der Pension Holiday.«
Phil grinste und stand auf. Wie einem Wildfremden gab er mir die Hand.
»Also, Mister Springer, es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre Geschäfte.«
»Danke, Mister Decker«, sagte ich. »Ich wünsche Ihnen das gleiche.«
Ich ging zur Tür. Als ich schon fast draußen war, drehte ich mich noch einmal um und machte eine alberne Bemerkung. Phil benahm sich nicht besser, denn er machte eine geradezu kindische Geste: er streckte mir die Zunge heraus. Ab und zu kriegen wir beide solche Touren.
Wieder trat ein Taxi für mich in den Dienst. Mein Jaguar ist in der Unterwelt zu bekannt, als daß ich ihn jetzt hätte benutzen dürfen. Eine knappe Stunde später saß ich in einem Zimmer der Pension Holiday.
Als ob es mein Instinkt gewußt hätte, klopfte es keine zehn Minuten später an meine Zimmertür. Gespannt richtete ich mich auf meinem Bett auf. Ich rutschte so weit nach oben, daß ich mit dem Rücken gegen die Wand kam.
Ich
Weitere Kostenlose Bücher