0146 - Die große Beute
wenn Sie es wünschen«, antwortete sie unsicher.
»Erste Frage, Miss Hayser. Können Sie echten Schmuck von Imitationen unterscheiden?«
Jetzt lächelte sie. »Selbstverständlich. Ich verkaufe seit fast zehn Jahren Edelsteine.«
»Ich muss meine Frage anders formulieren. Würden Sie eine Imitation auch dann erkennen, wenn Sie überhaupt nicht daran dächten, Sie könnten eine Nachahmung in der Hand haben.«
»Ich verstehe… nicht…«
»Nehmen Sie an, Sie nähmen ein Armband oder eine Halskette aus einer Vitrine bei Barowick. Würden Sie dann auf den ersten Blick sehen können, ob es ein echtes oder ein imitiertes Stück ist?«
Sie sah mich ratlos an. »Aber wir verkaufen doch nur echten Schmuck.«
»Und wenn auf irgendeine Weise die echten Stücke mit Nachahmungen vertauscht worden wären, würden Sie es merken?«
Sie überlegte eine Minute lang, bevor sie antwortete: »Nein, dann wahrscheinlich nicht. Ich käme gar nicht auf den Gedanken, mir die Teile auf ihre Echtheit anzusehen.«
Ich atmete auf. Ich glaubte, eine ganz kleine, schattenhafte Spur gefundne zu haben, und ich war in Sorge gewesen, auch diese Spur könnte sich in Nichts auflösen.
»Vielen Dank, Miss Hayser. Jetzt noch die zweite Frage. Erinnern Sie sich an irgendeinen Kunden, der kurz vor dem Überfall ein Schmuckstück bei Barowick kaufte?«
Sie runzelte die Stirn. »Am Tage des Überfalls hatten wir, glaube ich, keine Verkäufe. - Halt, doch! Mister Burbork kaufte einen Ring für seine Gattin und bestand darauf, ihn gleich mitzunehmen.« Sie unterbrach sich, sah mich an und sagte langsam: »Agent Cotton, mir fällt etw.as Merkwürdiges ein. Natürlich hatten wir an dem Tag noch mehrere Kunden im Laden. Mister Barowick schaltete sich in jedes Gespräch ein, und er benahm sich so, dass kein Kauf zustande kam.«
»Das müssen Sie mir genauer erklären.«
»Wenn Joan, Liane oder ich einen Kunden bediente, dann beobachtete er uns, und wenn der Kunde nahe daran war, sich zu entschließen, mischte er sich ein, schickte uns fort und sprach selbst mit dem Mann oder der Frau weiter. Ich habe nicht beobachten können, dass einer der Kunden gekauft hätte, und einmal, als ich in der Nähe war, hörte ich, dass er ungefähr sagte: Es wäre mir lieber, wenn Sie sich nicht sofort entscheiden würden. Ich erwarte eine Sendung besonders schöner Steine. Ich denke, es sind edlere Stücke darunter als das, für das Sie sich jetzt entschließen wollen. - Sie können sich denken, Agent Cotton, dass die Kunden von ihren Käufen Abstand nehmen, wenn sie so angesprochen werden.«
»Versuchte er es auch bei Mister Burbork?«
»Ja, das tat er. Liane Wandrey bediente den Mann, und als Barowick sah, das Mister Burbork nahe daran war, seine Wahl zu treffen, schaltete er sich ein. Ich hörte, dass Mister Burbork das Gespräch ziemlich grob beendete und sagte: Unsinn, junger Mann. Das ist genau der Ring, den ich meiner Frau zum Geburtstag schenken will und der ihr gefallen dürfte. Nach dreißig Jahren Ehe dürfte ich den Geschmack meiner Frau besser kennen als Sie. Packen Sie den Ring ein! -Mister Burbork ist ein ziemlich rauer Herr.«
»Kennen Sie seine Adresse?«
»Nein, aber sehen Sie im Telefonbuch nach. Er hat irgendetwas mit Zinnminen in Südamerika zu tim und besitzt mehr Millionen als wir beide zusammen einzelne Dollarscheine.«
Ich stand auf und warf eine Münze für den Kaffee auf den Tisch. »Vielen Dank, Miss Hayser. Es war eine sehr interessante Unterhaltung. Noch einmal - schweigen Sie unter allen Umständen.«
***
Eine knappe Stunde später stand ich vor der Villa Burborks in der Park-Avenue, aber ich war nicht allein. Neben mir stand Professor Hough, unser Edelstein-Experte.
Ich bekam einige Schwierigkeiten mit einem sehr englisch wirkenden Butler, der mein Ansinnen, Mister Burbork sofort sprechen zu wollen, entsetzt und energisch zurückwies und nicht einmal durch den FBI-Ausweis zu erschüttern war. Es stellte sich später heraus, dass er tatsächlich Engländer war. Ich musste ihn mit sanfter Gewalt aus der Tür schieben. Daraufhin rief er nach zwei Dienern und dem Chauffeur, um Professor Hough und mich wieder zu entfernen. Zum Glück waren diese Leute Amerikaner, die verstanden, was ein FBI-Ausweis bedeutete. So gelang es mir, gerade noch ohne Schlägerei in die Millionärsvilla zu gelangen. Wir wurden in die Halle geführt. Der Butler bat uns Platz zu nehmen und entschwebte.
Zwei Minuten später polterte ein kleiner, weißhaariger
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