0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
zu schaffen. Vielleicht hat er den Alten in seinen Wagen geladen, dort erschossen und die Leiche in den Schuppen geschafft. Wie wir gehört haben, steht die ganze Familie erst spät auf und die Dienstboten werden es ihr nachmachen. Er steckte also das Feuerchen an und verschwand, und dann stiftete er Man an, die Aufnahmen zu stehlen, damit es nicht herauskam, dass der Tote Alfino ist.«
»Jedenfalls wollt er Mörder, wer es auch sei, die Bilder nur, um sie zu vernichten, und das ist sicher inzwischen geschehen. Damit ist er sicher. Er braucht sich keine Sorgen mehr zu machen.«
»Ich bin nicht so ganz sicher«, meinte ich. »Bei diesem Mord geht es meiner Ansicht nach nur um Geld. Bis jetzt haben wir kein Glück gehabt, Wir sind eben keine G-men aus dem Kriminalroman, wir sind auch keine Übermenschen. Wir müssen wühlen, kombinieren und warten. Mord ist eine gefährliche Sache, und Mörder sind, wenn sie nicht gerade im Affekt töten, keine Dummköpfe. Die meisten Morde werden durch einen glücklichen Fall aufgeklärt oder dadurch, dass der Verbrecher sich zu sicher fühlt und sich selbst verrät.«
»Ich fürchte, unser Mörder wird sich nicht verraten. Wir werden ihm absolut nichts anmerken. Er wird weiter leben wie bisher, ganz gleichgültig wer es ist. Ich sehe sehr schwarz.«
»Und ich habe mir in den Kopf gesetzt, den Burschen zu erwischen«, sagte ich.
Ich wusste, dass Phil Recht hatte, aber ich wollte es nicht zugeben.
Sofort nach der Ankunft im Office rapportierten wir bei Mr. High. Der hörte sich alles an und fragte: »Für mich ist die Hauptsache, ob der Tote Alfino ist oder nicht.«
»Da fragen Sie uns zuviel, Chef«, antwortete ich. »Wir wissen es nicht. Die Familie Alfino hätte natürlich ein Interesse daran, wenn die Leiche endgültig als der Ehemann und Vater erkannt wurde; der einzige aber, der diesen Standpunkt vertritt, ist der Sohn Nick. Die Mutter und die unverheiratete Tochter Esther bestreiten es, und Christabel, die mit dem Ingenieur Gentry verheiratet ist, spielt die Uninteressierte, obwohl ja auch sie ein schönes Stück Geld zu erwarten hätte.«
»Vergiss den Anwalt Smiton nicht«, mahnte Phil. »Er hat nicht das geringste Interesse am Auf tauchen Alf inos, sei es tot oder lebendig. Je länger er das Geld verwaltet, umso besser für ihn.«
»Seht bitte zu, dass ihr zu einem Resultat kommt«, mahnte der Chef. »Ich muss nach Washington berichten und darf dabei kein leeres Stroh dreschen.«
»Wir werden unser Bestes tun«, sagten wir und machten, dass wir hinaus kamen.
»Was jetzt?« fragte Phil.
»Hol der Teufel die Sentimentalität. Ich fahre jetzt zu Martha Man und fühle ihr auf den Zahn. Es müsste doch ganz seltsam zugehen, wenn sie von nichts eine Ahnung gehäbt hätte. So dumm ist die Frau nicht.«
»Und ich werde in der Zwischenzeit die Familie Alfino heimsuchen. Ich habe so das Gefühl, dass man es nur richtig anfangen muss, um etwas aus der Bande herauszuquetschen.«
Wir trennten uns also und wünschten uns gegenseitig Weidmannsheil.
***
Martha Man lag wie ein Stein auf der Couch und schlief den Schlaf äußerster Erschöpfung. Sheyla war damit beschädigt, das Nötigste aufzuräumen. Als ich kam hatte ich das Gefühl, dass sie enttäuscht war. Wahrscheinlich wäre ihr Phil lieber gewesen. So ist das meistens. Bei Frauen hat Phil bedeutend mehr Glück als ich.
Wir setzten uns, und sie begann zu erzählen.
»Heute Nacht um Halb eins kamen zwei Stadthausdetektive zu uns in die Bar und verlangten Martha zu sprechen. Ich wusste nicht, wer sie waren, und hatte keinerlei Argwohn. Ich erfuhr es erst von Pete O’Killy, nachdem sie bereits weggefahren waren. So gerne ich wollte, ich konnte ihr nicht folgen. Ich konnte ja Pete den Laden nicht allein überlassen. Ich fand sie dann nach einigem Suchen heute Vormittag und bin mit ihr zur Polizei gegangen. Ich werde auch bis heute Abend bleiben, bis mein Dienst anfängt. Bis dahin wird sie sich hoffentlich etwas gefangen haben. Glauben Sie mir, wir haben sie schon seit vielen Monaten gewarnt, aber sie wollte nicht aufhören. Sie liebte diesen Kerl, und sie verzieh ihm alles, jede Gaunerei und jede Gemeinheit.« Sie legte den Finger auf die Lippen.
Martha bewegte sich und schlug die Augen auf.
»Willst du eine Tasse Kaffee, Darling?«, fragte Sheyla. »Sie hier, wir haben Besuch.«
Martha Man drehte den Kopf herüber und versuchte ein schwaches Lächeln. Dann setzte sie sich auf und fasste nach dem Haar. Es war eine
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