0147 - Ich flog in die Todeswolke
vor nichts und niemanden Halt gemacht.
Nicht vor Männern, Frauen oder Kindern. Er war unerbittlich, wie sein Schöpfer – Dr. Tod.
Als ich stehenblieb und mich umdrehte, sah ich, wie der Nebel hinter mir zusammenfuhr. Dort bildete er wieder eine graue, sich bewegende, quirlende Wand.
Ich stand am Ende des Ganges, wo auch die beiden Einbrecher lagen. Sie waren ebenfalls zu Skeletten geworden. Ray Smith und Rick Ramford existierten nicht mehr. Die Fesseln waren von ihren jetzt dünnen Gelenken gerutscht und lagen auf dem Sitz. Sie selbst bildeten ein übereinanderliegendes Gewirr von Knochen.
Der Koffer war unbeschädigt, wie ich mit einem Blick feststellte.
Ich wollte ihn auf dem Rückweg mitnehmen und erst noch in der Pantry des Flugzeuges nachschauen.
Ich öffnete die schmale Tür.
Augenblicklich drängte die Nebelwolke auf mich zu, fächerte jedoch auseinander, als sie sich dicht vor mir befand.
Die Pantry lag direkt links.
Halboffen stand die Tür, und der Nebel hatte seinen Weg in den kleinen Raum gefunden.
Ich fand ihn auch.
Die zweite Stewardeß lag rücklings auf dem kleinen Tisch. Bei ihren letzten Bewegungen hatte sie zahlreiche Tabletts zu Boden geworfen, und mich starrte ein grinsendes Skelettgesicht an.
Ich schloß die Tür. Da war nichts mehr zu machen. Auch auf den beiden Toiletten schaute ich nach.
Zum Glück waren sie leer.
Aber der Nebel hatte sich überall verteilt. Er wallte in jedem Raum und nahm keinerlei Rücksicht. Nur mich griff er nicht an, deshalb durfte ich mein Kreuz nur nicht aus der Hand geben. Denn dann war alles vorbei.
Ich ging wieder zurück und wollte gerade die Tür zum Passagierraum aufstoßen, als ich die blechern klingende Lautsprecherstimme hörte.
»Oberinspektor Sinclair! Bitte kommen Sie schnell. Der Nebel, er dringt auch ins Cockpit ein!«
Ich hörte, wie nervös der Kapitän war.
Seine Stimme zitterte. Er stand unter einem ungeheuren Druck.
Hart riß ich die Tür auf, wollte schnell durch den Gang laufen, doch das war nicht mehr möglich.
Mindestens ein halbes Dutzend Skelette hatten sich erhoben und versperrten mir den Weg…
***
Suko hatte mit einer ähnlichen Reaktion gerechnet, obwohl er auch von der Brutalität dieser Frau überrascht war, denn sie schoß auf ihren eigenen Kumpan.
Trotzdem war der Chinese vorbereitet.
Als die MPi ihre Kugelgarbe ausspie, warf er sich blitzschnell nach hinten und gleichzeitig zur Seite, um dem tödlichen Gruß zu entgehen. Mondo ließ er dabei nicht los.
Die Garbe fehlte. Sie rauschte über beide Männer hinweg, als sie zu Boden prallten und hackte die gegenüberliegende Innenwand des Flugzeuges auf, ohne jedoch ernsten Schaden anzurichten und die Cessna fluguntauglich zu machen.
Lady X hatte bewußt nur wenige Kugeln geopfert. Sie wollte keine Munition verschwenden.
Wild lachte sie auf. »Denk nur nicht, daß du mich leimen kannst, Chinese!« schrie sie. »Nicht mit mir. Ich schieße dich in Stücke, du Bastard!«
Suko sagte nichts. Er ließ Marvin Mondo los und schlug blitzschnell mit der Handkante zu.
Der verbrecherische Wissenschaftler sackte zusammen und blieb bewußtlos liegen.
Jetzt konnte sich Suko um Lady X kümmern. Auf dem Boden der Cessna liegend robbte er vorsichtig an den Ausstieg heran.
Suko machte nicht den Fehler, sich aus dem offenen Einstieg zu beugen. Er blieb liegen. Dann streckte er den rechten Arm aus, dessen Hand auch die mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta hielt. Bei Lady X hätte er auch eine normale Waffe nehmen können, da brauchte er keine Silberkugeln zu opfern, aber jetzt noch einmal zurückzukriechen und nachzusehen, ob Mondo eine Kanone bei sich trug, dafür fehlte dem Chinesen die Zeit.
Als sich die Pistolenmündung in einer Höhe mit seinem Kopf befand, wagte der Chinese es.
Er schaute nach draußen.
Der Blickwinkel war schlecht, er konnte nicht sehen, was sich direkt unter dem Einstieg abspielte. Wenn die Frau schlau war, dann hielt sie sich dort auf.
Sie war es nicht.
Dafür hatte sie sich einen anderen Trick ausgedacht. Sie stand weiter links, vielleicht acht Schritte entfernt, wo Boden und Dunkelheit zusammenschmolzen.
Dort hatte sie ihren Platz.
Lady X war in die Knie gegangen, sie wollte ein so kleines Ziel wie möglich bieten, und ihr Blick brannte sich an der Einstiegsluke der Cessna fest.
Dort mußte ihr Gegner auftauchen. Suko erschien.
Lady X sah den Kopf des Chinesen. Ein wilder Triumph peitschte in ihr hoch, sie drückte die MPi hart gegen
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