0148 - Das Elixier des Teufels
Bill.
»Wie sonst?«
»Durch einen Trick.«
Suko stand auf und reckte sich. Ihm gefiel es nicht besonders in der engen Kammer. »Nein, Dr. Tod ist kein Mensch, der zu Tricks greift. Der geht immer den direkten Weg der Zerstörung und Gewalt. Das kennen wir doch langsam.«
»Aber hier wird ihm das nicht viel nutzen.«
»Meinst du, er käme nicht durch?«
Bill Conolly nickte. »Genau. Wir sind zu gut bewacht. Das Yard-Building ist eine Festung.«
»Und wenn er den Nebel schickt?«
Da sagte Bill nichts mehr. Er wußte, wozu Dämonen fähig waren. Erst vor kurzem hatten sie es in einer verdammten Illusion geschafft, London in Schutt und Asche zu legen, in dem sie die Zeit einfach angehalten hatten. [4]
Mit Schaudern dachte Bill an das Abenteuer, obwohl er kein direkt Beteiligter gewesen war, sondern nur am Rande damit zu tun gehabt hatte. Wie auch Suko und Jane.
Als er an Jane dachte, sagte er: »Hoffentlich packt sie es.«
Suko wußte sofort, wen Bill damit meinte. »Jane ist nicht von gestern. Die wird sich schon durchsetzen.«
»Aber gegen Lady X…«
»Auch sie ist nur ein Mensch.«
Bill lachte auf. »Ein Glück. Wäre sie ein Dämon, dann wäre sie noch schlimmer. So kann man vielleicht ein wenig Hoffnung haben.«
»Willst du sie umkehren?« Suko schaute den Reporter erstaunt an.
»Nee, aber ein paar Gefühle wird sie doch noch haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß ein Mensch, besonders eine Frau, so schlimm sein kann.«
»Kennst du die Frauen.«
»Ja, ja«, grinste Bill. »Die sind manchmal schlimmer als wir. Oh, verflixt.«
»Was ist?« fragte Suko.
»Wenn man vom Teufel spricht, ist er nicht weit.« Bill lachte.
»Da kommen sie.«
»Wer?«
Bill brauchte nicht mehr zu antworten. Suko hatte sich umgedreht und Shao als auch Sheila erkannt. Der Reporter stieß bereits die Tür auf und winkte dem Portier zu, daß er die Frauen passieren lassen konnte.
Sir Powell hatte bewußt keine weiteren Wachen aufgestellt. Er wollte die Leute nicht nervös machen. Man wunderte sich sowieso schon, weshalb zwei Zivilisten in der Nähe des Hintereingangs hockten und die anderen Ausgänge, bis auf den Haupteingang verschlossen waren. Eine Antwort bekam niemand.
Sheila trug einen Korb. Sie stellte ihn vor Bill ab und hauchte dem Reporter einen Kuß auf die Lippen.
Shao tat bei Suko das gleiche.
Bill deutete auf den Korb. »Was soll das denn?« fragte er.
»Ganz einfach. Wir haben an euch gedacht. Ihr sitzt hier so einsam, und da wollten wir euch Proviant bringen, das ist alles.«
Bill hatte sich schon gebückt und den Stoff zur Seite geschlagen. »Das sieht ja gut aus«, sagte er, obwohl er noch gar nichts erkennen konnte. Sheila hatte die Sachen ja in Alu-Folie eingepackt.
»Hau nicht so auf den Putz. Laß mich erst einmal auspacken«, sagte sie, nahm den Korb und ging in die kleine Kammer, wo sie ihn auf einen Stuhl stellte.
Hähnchenschenkel, Koteletts, Saft, es war alles da. Sogar Kaffee schwappte in der Warmhaltekanne.
Die beiden Männer freuten sich. Sie hatten wirklich Hunger.
»Na denn«, sagte Bill und biß herzhaft in einen Hähnchenschenkel. »Aber bleiben könnt ihr nicht«, sagte er kauend. »Wenn der Alte das sieht, springt er an die Decke.«
Sheila nickte. »Wir lassen euch die Sachen hier.«
»Und gehen anschließend essen«, vollendete Shao.
»Tut das«, sagte Suko nickend.
»Wenn alles vorbei ist, kannst du den Korb wieder mitbringen.«
Sheila schaute ihren Mann an. »Worum geht es denn eigentlich?«
Bill schüttelte den Kopf. »Kein Kommentar.«
»Aber es ist gefährlich?« Sheila schmiegte sich an den Reporter.
»Das kann es werden.«
»Dann gib auf dich acht.«
»Mach ich.«
»Und wo ist John?« wollte Shao wissen.
»Noch unterwegs.« Suko gab die Antwort. Trotz des Essens schaute er an Shao vorbei auf den Eingang. Ihn ließ er keine Sekunde aus den Augen. Deshalb fiel ihm auch die Frau auf, die mit seltsam steifen Schritte und bleichem Gesicht das Gebäude betrat und vom Portier nicht aufgehalten worden war. Suko überlegte kurz und erinnerte sich wieder. Das war eine der Aufseherinnen.
Sogar die Chefin vom Trakt. Sie trug jetzt zivil, einen langen, grünen Mantel, und war wenige Sekunden später verschwunden.
Suko dachte sich nichts dabei.
Bill Conolly drängte zum Aufbruch. »Tut mir leid, Kinder, aber ihr müßt gehen. Das hier ist keine Kneipe.«
»Ja, ja, wir verschwinden.«
Suko und Bill wurden zum Abschied noch einmal geküßt. Dann gingen die
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