0148 - Das Elixier des Teufels
wollte noch nicht. »Wo ist meine Mummy?« fragte sie und schaute mich aus großen Augen an.
Ich lächelte. »Du wirst jetzt zu ihr gebracht.« Ich erklärte den Beamten, wohin sie zu fahren hatten.
Angie bedankte sich noch. Ich freute mich, daß sie alles so gut überstanden hatte. Für mich war der Fall noch nicht erledigt.
Nach wie vor befand sich Tokata in Freiheit. Wenn er merkte, daß ich ihn geleimt hatte, würde er durchdrehen.
Und dann gute Nacht.
»Was ist eigentlich passiert?« wurde ich gefragt.
Sollte ich den Polizisten die Wahrheit sagen? Nein, lieber nicht.
Erstens klang sie zu unwahrscheinlich, und zweitens würden sie mir bestimmt nicht glauben.
Deshalb sprach ich von einem entflohenen Sträfling.
»Den packen wir schon«, sagte einer der Beamten zuversichtlich.
Ich wollte dagegensprechen, kam aber nicht mehr dazu, denn von der Straße her ertönte ein infernalisches Gebrüll.
Mir rutschte das Herz fast in die Hose. Ich schleuderte die beiden im Weg stehenden Beamten zur Seite, hatte freie Bahn und rannte aus dem Haus.
Der Schrei hatte nicht nur mich angelockt, sondern auch zahlreiche Menschen.
Sie hatten sich wider alle Verkehrsregeln auf die Straße gestellt und starrten in die Höhe.
Auch ich legte den Kopf in den Nacken.
Jetzt sah ich den Grund, weshalb die Gaffer hier auf der Fahrbahn standen.
Sie hatten Tokata gesehen.
Wie ein Denkmal stand der Samurai des Satans auf dem Dachfirst, wo er sich als gewaltiger Schatten abhob und sein Schwert in der rechten Hand hielt, dessen Spitze in den dunklen Himmel zeigte…
***
»S… Suko…!«
Bills Stimme war kaum zu verstehen, nur noch ein Hauch, aber sie erreichte die Ohren des Chinesen.
Suko drehte den Kopf. Sein Gesicht nahm einen überraschten Ausdruck an, als er sah, daß Jane Collins die Augen aufgeschlagen hatte. Er konnte nichts sagen, aber ein Lächeln auf den Lippen zeigte an, daß er einen unverkennbaren Triumph empfand.
Bill mußte reden. Er wußte sonst nicht, sich Luft zu verschaffen.
»Das kann ich einfach nicht glauben. Das… das ist so komisch. Ich werde noch verrückt. Unfaßbar.« Er beugte sich über Jane, und seine Hände streichelten ihr Gesicht.
Einen Lidschlag später zuckte er zurück. »Mein Gott.«
»Was ist geschehen?« flüsterte Suko.
»Faß sie mal an.«
Auch der Chinese strich über die Gesichtshaut der Detektivin.
»Nein«, sagte er leise, »das gibt es doch nicht. Das ist nicht möglich. Die Haut fühlt sich ja an, als würde Jane kochen.«
»Ja, ihr Blut siedet.«
Die beiden Männer standen vor einem Phänomen. Normalerweise wäre ein Mensch längst innerlich verbrannt. Solche Temperaturen hielt niemand aus. Doch bei Jane Collins wurden sämtliche Naturgesetze auf den Kopf gestellt.
»Was machen wir?« hauchte Bill.
Suko gab keine Antwort. Er ging zu den anderen Frauen, hob erst bei Lady X das Laken ab und dann bei Viola Mandini. Auch sie hatte die Augen aufgeschlagen, und ihre Haut fühlte sich an, als würde darunter das Blut kochen.
Der Chinese ging wieder zu Jane Collins zurück. Er nahm ihre Hand.
»Was hast du vor?« fragte Bill.
»Ich will sehen, ob sie sich wieder bewegen kann.«
»Meinst du?«
»Mal schauen.« Suko hob Janes rechten Arm hoch. Als er die Hand losließ, fiel der Arm nach unten. Steif war er. Als hätte Suko ein Brett gehalten.
»Nichts zu machen«, sagte Bill.
»Wir müssen abwarten, was geschieht.«
»Das kommt mir alles wie ferngelenkt vor«, erklärte der Chinese. »Jane und auch die beiden anderen sind keine Persönlichkeiten mehr. Sie werden von einem anderen an der langen Leine geführt. Wir müssen sehen, wie sich das entwickelt.«
»Du meinst Dr. Tod?«
»Wer sonst?«
Da hatte Suko natürlich recht. Wer kam schon anderes in Frage als dieser Superverbrecher?
»Alarmieren wir Sir James?« fragte Bill.
»Wir setzen ihn zumindest davon in Kenntnis.« Suko holte bereits sein Walkie-talkie hervor.
Bill hörte mit. Suko erklärte in wenigen Worten, was Bill und er hier unten erlebt hatten.
»Unternehmen Sie nichts«, warnte der Superintendent. »Bleiben Sie um Himmels willen am Ball.«
»Okay.«
»Wenn die drei Frauen versuchen sollten, das Haus zu verlassen, nehmen Sie die Verfolgung auf.«
»Geht klar, Sir.«
»Nur wenn Sie merken, daß sich die Sachlage zuspitzt, dann fordern Sie Verstärkung an. Ich habe der Bereitschaftspolizei bereits Bescheid gegeben. Die Einsatzreserve steht Gewehr bei Fuß.«
»Dann wollen wir mal sehen, wie es
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