0149 - Kampf um die Hundertsonnenwelt
Daran erkannte er, daß die Oerstedwerte nicht nur instabil waren, sondern auch kaum merklich abfielen.
Menke Laas streckte schon die Hand zur Alarmtaste aus, als er plötzlich innehielt. Er schob seinen Gliedersessel zurück, stand auf und trat vor die Rückwand. Sie war verkleidet, vier gleichgroße Metallplatten deckten die Schaltung darunter ab. In Terranisch, Interkosmo und Arkonidisch stand in Rotschrift darauf zu lesen: Lebensgefahr! Vor Abnahme der Verkleidung Hauptphasenschalter auf Null legen!
Für Menke Laas existierte diese Warnung nicht. Er drückte an einer Platte die elektromagnetischen Sperrkontakte, faßte zielsicher zu, als sich zwei Griffe aus der Fläche herausschoben, zog er kurz daran und holte die Platte damit aus der Arretierung, um sie seitwärts abzustellen.
Vor seinen Augen breitete sich eine komplizierte Schaltung aus, die auf Terra nach arkonidischen Konstruktionen weiterentwickelt worden war.
„Hm...", sagte Menke Laas ein zweites Mal. Er wandte sich wieder den Instrumenten zu, beobachtete besonders scharf das Meßgerät für die magnetische Feldstärke und stellte fest, daß sie inzwischen noch weiter abgesunken war.
Laas schob den Sessel vor die offene Schaltung, setzte sich und tastete sie mit seinen Blicken ab. Einen Augenblick lang wünschte er sich den Chief-Controller herbei. DeSoto verstand viel mehr von der Materie als er. Nun, seiner Ansicht nach mußte hier die primäre Fehlerquelle stecken, warum die magnetische Feldstärke in ihren Oerstedwerten herunterging.
Er war so konzentriert in seine Beobachtungen vertieft, daß er Owen DeSotos Eintritt nicht hörte. Der Chief-Controller machte seinen üblichen Rundgang und hätte um ein Haar aufgeschrieen, als er Laas vor der freigelegten Schaltung sitzen sah. Sein Blick wurde starr. Vergeblich suchte er den Strang zu entdecken, mit dem dieser offenliegende Sektor geerdet werden konnte. Er zögerte, den nächsten Schritt zu tun. Er begab sich mit jedem Schritt in größere Lebensgefahr, und dieser junge Mann, der gerade dem Tod entkommen war, setzte leichtfertig sein Leben aufs Spiel.
Menke Laas' angespannte Haltung machte DeSoto nachdenklich.
Ohne triftigen Grund war der Monteur dieses Risiko bestimmt nicht eingegangen. Als er innerhalb seiner Überlegungen diesen Punkt erreicht hatte, begann der Siganese zu kombinieren. Unwillkürlich drehte er sich zu den Instrumenten um. Aus der Entfernung konnte er nichts erkennen. Er ging also näher heran. Laas hatte von DeSotos Anwesenheit immer noch keine Kenntnis genommen.
DeSoto überflog die Instrumente. Da sah er den Zeiger für magnetische Feldstärke. Das Gerät zeigte anomale Oerstedwerte an. In diesem Augenblick begriff der Siganese, warum Laas nur ein Viertel der Verkleidung entfernt hatte, aber er begriff nicht, was der Monteur an der Schaltung suchte.
Daß er sich selbst ebenfalls in Lebensgefahr begab, kümmerte ihn nicht mehr. „Laas, was gibt es?" fragte er gespannt.
Menke Laas zuckte zusammen, aber er drehte sich nicht um. „Oerstedwerte ..." Mehr sagte er nicht.
„Suchen Sie den Fehler hier? Warum, Laas?" DeSoto stand neben ihm und blickte auf die komplizierte Schaltanlage.
„Wie tief befinden wir uns im intergalaktischen Raum, DeSoto?"
„Zum Teufel, jetzt sagen Sie mir erst einmal, warum Sie das wissen wollen?" brauste der Siganese auf. Er schien dabei größer zu werden.
„Darum!" sagte Laas gelassen und deutete auf einen Schaltungsknotenpunkt. „Sehen Sie denn nicht die Materialermüdung ... die Verfärbung, DeSoto?"
„Sie träumen!" erwiderte dieser grob. „Sie haben den Schock doch noch in den Gliedern."
„Wie tief stecken wir im Leerraum, DeSoto? Können Sie es in Erfahrung bringen? Aber schnell."
DeSoto trat vor die Verständigung, wählte die Zentrale der THEODERICH und fragte an.
Reginald Bulls Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Er wunderte sich nicht, daß der kleine Siganese ihm diese Frage stellte, aber als er den Namen Menke Laas hörte, horchte er auf.
„Ist das dieser Mann, der kurz vor dem Start auf Ihrer Abteilung verunglückte, DeSoto?"
„Ja, Sir!"
„Und der möchte wissen, wie tief wir im Leerraum stecken?
Moment mal..." Bully erkundigte sich. Die Verständigung übermittelte seine Frage, die er an einen der Offiziere stellte. Als Reginald Bull jetzt die Lichtjahrentfernung durchgab, wollte er wissen, warum danach gefragt worden war. Als er das Wort Materialermüdung hörte, fuhr er grob dazwischen: „Unsinn! Die
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