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0149 - Wir jagten die Ratten

0149 - Wir jagten die Ratten

Titel: 0149 - Wir jagten die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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her.
    »Zeitung, Sir?« fragte eine frische Jungenstimme.
    Ich fischte in meiner Tasche nach einer Münze und nahm dem Boy die
    ›Herald Tribune‹ aus der Hand.
    Auf der Lokalseite stieß ich auf einen Artikel, der die provozierende Überschrift trug:
    »Ist die Polizei machtlos?«
    Es ging um einen Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft. Von den Gangstern fehlte jeder Spur. Der Schlußsatz des Artikels war für mich sehr interessant:
    »Leutnant Miller, der den Fall bearbeitet, ist mit Nachrichten außerordentlich zurückhaltend. Immerhin konnten wir seinen Worten entnehmen, daß er die Täter im Kreis der sogenannten Ratten-Gang sucht. Es wäre zu wünschen, daß mit dieser Bande endlich aufgeräumt wird. Oder sollte etwa die City Police die Sache auf die leichte Schulter nehmet? Wir hoffen, nicht deutlicher werden zu müssen…«
    Abner Drobb blieb stundenlang weg und tauchte erst gegen sechzehn Uhr wieder am Parkplatz auf.
    Er hatte einen geröteten Kopf und zitterte vor Erregung.
    Mir schwante, was los war. Er hatte bei einer ganzen Reihe von Banken in Wall Street Bittgänge gemacht, vergebliche Bittgänge, und wußte jetzt nicht mehr weiter.
    Gegen neunzehn Uhr waren wir wieder in Cobham.
    Drobb sagte, als er ausstieg, er brauche mich nicht mehr; meine Spesen möge ich am Wochenende verrechnen.
    Ich brachte den Wagen in die Garage und ging dann in die Küche, um zu Abend zu essen.
    Mary Easters wedelte spöttisch mit einem rosenfarbenen, nach einem ganz billigen Parfüm duftenden Briefumschlag, der in ungeschickter Handschrift an mich adressiert war.
    »Ihre Süße«, sagte sie säuerlich, »scheint ja ein seltenes Exemplar zu sein. Parfümiertes Briefpapier verwenden heutzutage nicht einmal mehr Dienstmädchen vom Lande!«
    Während sie mein Essen richtete, riß ich den Umschlag auf und zog einen Briefbogen heraus.
    Ich las:
    »My Darling! Möchte Dir nur mitteilen, daß ich jetzt endlich wieder einen guten Job gefunden habe. Und zwar als italienische Schönheitstänzerin im ›Ali Baba‹. Mein Auftritt ist um 22 Uhr. Wenn Du es ermöglichen könntest, heute dorthin zu kommen, würde ich mich sehr darüber freuen. Deine Phil,« Ich grinste.
    Mary fragte gespannt, ob es eine erfreuliche Nachricht sei, und das konnte ich ehrlich bejahen.
    Falls Sie den Brief nicht ohnehin verstanden haben sollten — Phil teilte mir mit, daß er um 22 Uhr im ›Ali Baba‹ anzutreffen sei.
    Das ›Ali Baba‹ kannte ich. Es handelte sich um ein Nachtlokal der untersten Klasse, an der Grenze zwischen dem Chinesen- und Italienerviertel gelegen.
    Ich aß ziemlich eilig, was Mr. Corry zu der Frage veranlagte, warum ich in so unvornehmer Hast esse.
    »Ich muß mich sehr beeilen, Mr. Corry«, erwiderte ich. »Habe heute abend ein Rendezvous in New York.« Mary legte ihre Gabel weg und murmelte gehässig:
    »Na, wenn Ihre Freundin so ist wie ihre Handschrift, dann steht Ihnen heute noch allerlei bevor, Jerry.«
    Da konnte sie recht haben…
    ***
    Ich machte mich ausgehfertig und fuhr mit dem nächsten Bus nach New York. Das letzte Stück legte ich mit einem Taxi zurück, und um 21 Uhr 45 stieg ich vor dem ›Ali Baba‹ aus dem Wagen.
    Ich mußte zur Seite treten, um einem sonderbaren Paar den Weg freizugeben.
    Sie war ein dezent geschminktes Mädchen mittleren Alters, er ein kleiner Ganove, der auf elegant machte. Der Mann zupfte das Mädchen am Ärmel und flüsterte ihm etwas zu, was ich jedoch nicht verstehen konnte.
    Daraufhin blieb die junge Dame abrupt stehen, holte blitzschnell aus und knallte ihm eine Ohrfeige. Schimpfend trollte er sich.
    Ich schlenderte durch die Tür und kam in einen überraschend sauberen, rechteckigen Raum. Vier Lautsprecher strömten Konservenmusik aus. Man schien die Ausgabe für eine richtige Band zu scheuen.
    Im übrigen wies das Lokal die übliche Aufmachung auf. Nischen mit zugezogenen Vorhängen, eine kleine Tanzfläche, eine chromglitzernde Theke, dahinter einige Barfrauen.
    Ich kletterte auf einen freien Hocker an der Theke und bestellte einen Martini.
    Neben mir kauerte eine Blonde, hatte das Gesicht in die Arme vergraben und schluchzte leise vor sich hin.
    Die Barfrau goß gleich zwei Gläser voll. Eines für mich, eines für sich selbst.
    Ich blickte mich nach dem Detektiv um, entdeckte ihn aber nirgends. Ebensowenig fand ich Phil.’ Aber es war ja auch noch nicht 22 Uhr.
    Mangels einer anderen Beschäftigung versuchte ich, die schluchzende Blondine aufzuheitern. Ich berührte sie sanft an

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