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0149 - Wir jagten die Ratten

0149 - Wir jagten die Ratten

Titel: 0149 - Wir jagten die Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Theodor Horschelt
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    Zwanzig Minuten später wußten wir, daß die Kirchenbaracke 1952.von der Brauerei Mooreland Inc. übernommen worden war.
    »Bloome-West ist Brauereiagent«, sagte ich atemlos. Und dann trug ich Mr. High einen Plan vor, bei dem mir selbst nicht recht wohl war.
    »Eine gute Idee«, nickte der Chef. »Nur — ist das mit ihm verbundene Risiko nicht sehr groß?«
    »Doch!« gab ich unumwunden zu. »Aber es geht um Dana Drobb. Angenommen, wir erobern die Burg im Sturmangriff? Was dann? Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder bringt man Dana im letzten Moment um — oder der Bandenführer benützt das kleine Mädchen als Kugelfang und flieht mit ihm.«
    »Gut, Jerry«, sagte Mr. High nachdenklich, »wagen Sie es also.«
    ***
    Gegen ein Uhr morgens taumelte ein Mann durch eine Nebenstraße der Water Street. Er schien am Ende seiner Kräfte zu sein und hatte einen schmutzigen Verband um den Kopf.
    Die Nebenstraße führte auf einen gepflasterten Platz, der von hohen Häusern gesäumt war. Lediglich gegenüber der Straßenmündung stand kein Haus, sondern ein flacher, einstöckiger Bau aus Holz mit einem Türmchen.
    Als eine aus drei Mann bestehende Polizeipatrouille auftauchte, suchte der Verwundete hastig in einem dunklen Torweg Deckung.
    Zwei — drei Minuten später war die Luft wieder rein. Der Mann wankte wieder auf die Straße und ging mit taumelnden Schritten weiter auf die ehemalige Notkirche zu. Ehe er sie erreichte, fiel er mit einem leisen Aufschrei zu Boden. Er blieb eine ganze Weile liegen, raffte sich dann mühselig auf, tastete sich bis zum Hintereingang und versuchte die Tür zu öffnen, was ihm nicht glückte, weil sie verschlossen war. —Ich will Sie nicht länger im unklaren lassen, daß ich der Mann war, der hier die Rolle des Schwerverletzten spielte. Wahrscheinlich haben Sie es sich doch schon gedacht.
    Nun gut, ich blieb jetzt einige Minuten still liegen und- lauschte. Nichts rührte sich. Also versuchte ich‘s auf die andere Tour. Ich begann leise zu wimmern.
    Als ich endlich aus dem Innern der Kirche Schritte hörte, fühlte ich, wie es mir zwischen den Schulterblättern feucht wurde.
    Die Schritte kamen näher und näher, ein Schlüssel drehte sich lautlos im Schloß und die Tür wurde geöffnet.
    Jemand beugte sich zu mir nieder. Zwei Mann hoben mich auf und trugen mich in das stockfinstere Innere des Gebäudes. Etwa in der Mitte des Raumes setzten die beiden mich ab und öffneten eine Falltür, um mich vorsichtig hinunterzulassen. Erst als die Tür wieder zuschnappte, flammte plötzlich eine Neonröhre auf.
    Ich wurde in einen Ledersessel gedrückt und hob nun endlich stöhnend den Kopf.
    Ich befand mich in einem mit Polstermöbeln und Teppichen eingerichteten Raum. Vier Kerle umstanden mich. Einen davon kannte ich, da er mich in der Nacht von Montag auf Dienstag zusammen mit West, alias Bloome, in dem Chevrolet verfolgt hatte. Er begann auch, mich auszufragen.
    »Wer bist du?«
    »Tom Calhoun«, hauchte ich.
    »Bist du vielleicht in der vergange-Woche aus dem Zuchthaus Bromfield ausgebrochen?« fragte -er weiter.
    Ich nickte.
    Ein großer Bursche mit einem wahren Wolfsgesicht hielt mir ein Wasserglas hin. Ich trank den Inhalt zur Hälfte: echter Old Scotch. Ein anderer steckte mir eine Zigarette zwischen die Lippen. Ich tat, als würde mir wieder besser und murmelte nach einer ganzen Weile:
    »Herzlichen Dank, Kollegen! Beinahe hätte ich‘s nicht mehr geschaffte«
    »Wo kommst du her?« fragte Bloomes Begleiter mißtrauisch weiter.
    »Bin gestern morgen in Harrisburg gewesen und habe dort einen Wagen geklaut.«
    »Verdammt! Das bringt dir die Cops auf den Hals, wenn sie die Karre finden.«
    »Finden sie nicht, liegt im Hudson.«
    »Und woher hast du das da?« Er deutete auf meinen Kopfverband.
    Ich zuckte die Achseln. »Ein eifriger Cop aus Harrisburg.«
    »Wer hat dich verbunden?«
    »Ein Arzt in Allentown. Vornehmer Mann, hat nicht mal Honorar dafür verlangt!«
    Sie lachten, aber das Mißtrauen des einen war immer noch nicht beseitigt. »Warum bist du ausgerechnet nach New York gefahren?«
    Auch darauf wußte ich eine Antwort. Ich hatte Calhouns Lebensweg in aller Eile studiert. Er war tatsächlich eine Woche zuvor aus dem Zuchthaus Bromfield ausgebrochen und hatte, soweit man dem Bild auf dem Steckbrief trauen durfte, eine gewisse schmeichelhafte Ähnlichkeit mit mir. Ich sagte kurz:
    »Hab hier vorsorglich eine Kleinigkeit deponiert gehabt.«
    »Wie bist du auf unsere Burg geraten?«

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