015 - Zombie-Wahn
klapperdürre Gestalt
wurde nach vorn gerissen. Die morschen Knochen krachten, in verrenkter Haltung
hing sie noch immer an Brents Hals und ließ nicht los.
X-RAY-3 hakte seine Finger unter
die knochigen Hände des mumienartigen Toten aus dem Grab, und noch während er
verzweifelt darum kämpfte, sich aus der tödlichen Umklammerung zu lösen, sah er
aus den Augenwinkeln eine zweite und dritte Gestalt in der Finsternis
auftauchen.
Seltsam wankende Gestalten, die
sich wie Betrunkene bewegten!
Der lebende Tote, der an X-RAY-3
hing, näherte sein Gesicht dem verlockend nahen Hals. Der Mund war weit
aufgerissen, um das Opfer mit den Zähnen zu erwischen und zu beißen. Es war
ungeheuerlich, welche Kraft dieser Körper dabei entfaltete, ein Mensch, dessen
Herz nicht mehr schlug, dessen Lungen nicht mehr funktionierten, dessen Organe
schon seit einiger Zeit dem natürlichen Auflösungsprozeß ausgesetzt waren …
Ein Zombie auf dem alten Friedhof
von Montmirail!
Einer? Nein! Zwei, drei …
Während X-RAY-3 kämpfte wie ein
Besessener, um sich von dem Angreifer zu befreien, wurde ihm schlagartig klar,
welches Schicksal jenen fünf jungen Leuten zuteil geworden war, die man als
Ermordete hier oben fand.
Auch sie waren von Zombies
angefallen und angefressen worden! Sie starben durch Zombies und standen wenig
später wieder auf, um selbst als Zombies Menschen anzufallen. Das bedeutete:
sie steckten hier irgendwo auf dem alten Friedhof und verbargen sich. Und
niemand wußte davon! Daß die Suche nach ihnen anderen Orts vergebens sein
mußte, lag auf der Hand …
Brent gelang es, die knochigen
Hände zu packen und auseinanderzudrücken. Es knackte in den morschen Gelenken.
Mit einer scharfen Drehbewegung wirbelte Larry Brent herum und schleuderte den
Zombie gegen einen Baum.
Doch Zombies waren tot. Sie konnten
sich die Knochen brechen, sie konnten ganze Gliedmaßen verlieren und bewegten
sich immer noch. Eine unselige Lebenskraft steckte in ihnen und trieb sie wie
Maschinen an, wenn sie mal beschworen und gerufen worden waren. Mordmaschinen
aus dem Grab …
Der Zombie, den X-RAY-3 abgeschüttelt
hatte, raffte sich auf und ging wieder zum Angriff über.
Und nicht nur er!
Da waren auch noch die anderen …
Drei weitere, dem Grab entstiegene
Gestalten wankten auf ihn zu und schnitten ihm den Weg zum Tor ab.
Larry faßte die unheimlichen
Untoten ins Auge.
Wer hatte sie gerufen?
Wieso tummelten sie sich auf dem
abendlichen, verlassenen Friedhof? Welchen Sinn erfüllten sie? Die letzte Frage
beantwortete sich von selbst.
Zombies waren Sklaven, helfende
Hände, die jemand sich geschaffen hatte, um andere unter Druck zu setzen, zu
ängstigen – oder gar zu töten …
Emile Potte, der Polizeichef von
Montmirail! Lebte er noch, oder hatten die Zombies auch ihm inzwischen den
Garaus gemacht? Er war hierher gekommen, um etwas nachzuprüfen. Wenn er den
Zombies in die Hände gefallen war, gab es keine Rettung mehr für ihn.
Vielleicht wandelte er selbst mit diesen Gespenstern durch die Nacht, erfüllt
von der Gier, Leben zu vernichten …
Schritt für Schritt wich Larry
Brent zurück, ließ aber die Angreifer nicht zu nahe kommen. Er glaubte seinen
Augen nicht trauen zu dürfen, als er noch mehr registrierte.
Sie kamen von allen Seiten,
wandelten roboterhaft über den matschigen Hauptweg, lösten sich aus Büschen und
von Baumstämmen und schwärmten aus wie eine Brut.
Hier oben gab es weit und breit
keine Siedlung und keinen Menschen, von dem er Unterstützung erfahren konnte.
Er war auf sich allein gestellt.
Auf sich allein – und seine Laser!
Er fühlte das kühle Metall in
seiner Hand.
Rund zwölf Untote umringten ihn,
einige waren schon ganz nahe, nur wenige Schritte entfernt. Sie spürten die
Nähe eines lebenden, atmenden Körpers …
Zombies konnte man nur töten, wenn
man ihnen die Köpfe abschlug oder ihr Gehirn zerstörte. Nicht anders konnte man
sie in ihrem Blutrausch, ihrem Wahn stoppen.
Der erste war auf Reichweite heran.
Larry drückte ab.
Ein Blitz in der Finsternis! Der
scharfgebündelte Laserstrahl drang dem Zombie genau zwischen die Augen in den
Schädel.
Die lebende Leiche taumelte und
stand dann eine Sekunde stocksteif vor ihm, als wäre sie gegen eine Mauer
gerannt.
Der Zombie ging nicht in die Knie,
der unheimliche Befehl trieb ihn noch immer voran.
Ein zweiter und dritter Schuß waren
notwendig, um den Zombie zu fällen. Raschelnd fiel er auf den mit verwittertem
Laub bedeckten
Weitere Kostenlose Bücher