015 - Zombie-Wahn
nachdenkliches
Gesicht. »Ein bißchen viel Ungereimtheiten auf einmal …«
»Das läßt darauf schließen, daß wir
in diesem Haus noch einige Überraschungen erwarten dürfen. Und aus diesem Grund
sind wir schließlich hier …«
●
Auch die anderen Andeutungen, die
Iwan Kunaritschew noch machte, waren dazu geeignet, das ›Grand-Hotel‹ des
Monsieur Delacroix in einem merkwürdigen Licht erscheinen zu lassen.
Irgend etwas stimmte hier nicht.
Seltsam nur, daß den anderen Gästen
– den drei Männern, die einige Tischreihen von ihnen entfernt saßen und
vermutlich auch aus Montmirail stammten – dies nicht aufzufallen schien.
Nach zwanzig Minuten kehrte der
Hotelier mit seinen beiden Begleitern zurück. Seine Tochter blieb noch oben auf
dem Zimmer.
Delacroix hatte keinerlei
Anhaltspunkte für die Anwesenheit eines tollwütigen Hundes oder einer Katze,
wie er zwischendurch erwähnte, gefunden. Wie James Lovell in diesen Zustand
geraten war, blieb nach wie vor ein Rätsel.
»Vielleicht haben Lovells
Interessen etwas damit zu tun«, meinte Kunaritschew, als endlich das bestellte
Steak und ein Berg Pommes frites vor ihm standen.
Auch Chantale de Loire am
Nebentisch hatte ihr Essen inzwischen erhalten. Sie stocherte lustlos und
gedankenversunken auf ihren Teller und schob nur hin und wieder etwas in den
Mund.
»Du sprichst jetzt von den Kameras,
Brüderchen?« hakte Larry sich vergewissernd nach. Die Gedankensprünge seines
Freundes konnte nicht jeder nachvollziehen.
»Mhm, richtig … ich habe mir
erlaubt, aus zwei Kameras die belichteten Filme herauszunehmen. Das ist zwar
nicht die vornehme englische Art, aber vielleicht in unserem Fall die einzig
richtige. Wir werden nachher eines der beiden Zimmer in eine Dunkelkammer
verwandeln und sehen, wofür James Lovell sich so lebhaft interessiert hat und
ob das eventuell etwas mit seinem Zustand zu tun hat. In Montmirail scheint es
mehr als ein Rätsel zu geben. Erst werden fünf Fremde ermordet, dann
verschwinden deren fünf Leichen, und wir kommen just in dem Moment hier an, als
ein Fremder, volltrunken und blutüberströmt eine Hoteltreppe runterfällt …«
»Auf die Fremden scheinen sie’s
also abgesehen zu haben«, sinnierte X-RAY-3. »Und da wir keine Einheimischen
sind, sollten wir uns schon auf etwas gefaßt machen, Brüderchen …«
Iwan Kunaritschew hörte auf zu
kauen und nickte seinem Partner zu. »Das ist auch etwas, was ich an dir so
bewundere, Towarischtsch. Du hat eine so einfühlende Art, unangenehme
Wahrheiten immer im rechten Augenblick zu sagen …«
●
Sie hatte keinen Appetit, schob den
Teller zurück, leerte ihr Weinglas und gab dann dem Wirt ein Zeichen, daß sie
bezahlen wollte.
Chantale de Loire fühlte sich müde
und elend. Ein warmes Bad und dann ins Bett, danach sehnte sie sich.
Durch die Beschäftigung des Wirtes
mit anderen Dingen hatte sie ihre Zimmerschlüssel noch nicht erhalten. Sie bat
nun darum.
»Zimmer Nummer 212, in der zweiten
Etage«, sagte Victor Delacroix mit müdem Lächeln.
»Noch eine Bitte, Monsieur …«
»Ja, Mademoiselle?«
»Sollte in der Zwischenzeit
Monsieur Potte, der Polizeichef, nach mir fragen, wecken Sie mich bitte auf
alle Fälle. Egal, wie fest ich auch schlafen sollte.«
»Naturelement, Mademoiselle.«
Chantale erhob sich, nickte den
beiden Männer am Nebentisch flüchtig zu und stieg dann nach oben.
Larry leerte sein Glas, warf einen
Blick auf seine Uhr und meinte: »Ein bißchen früh, um schon schlafen zu gehen.
Erst kurz nach sechs. Da fang’ ich gerade nochmal an, munter zu werden …«
Sie einigten sich über ihr
Vorgehen.
Potte war einer ihrer vorgesehenen
Gesprächspartner, der die Morde anfangs bearbeitet hatte. Ein Kommissar des
Kreis-Departementes aus Nogent-le-Rotrou, war mit ihnen für den heutigen Abend
verabredet.
»Bis dahin können wir uns schon
besser mit unserer Umgebung vertraut machen, Brüderchen …«
Larry wollte in der Zwischenzeit
dem ursprünglichen Tatort eine Besuch abstatten, während Iwan sich um die
Entwicklung der Filme und um ein eventuelles Gespräch mit James Lovell kümmern
sollte. Vorausgesetzt, daß der Engländer schon ansprechbar war.
Der Regen hatte nachgelassen.
Draußen war es dunkler geworden. Der Abend kündigte sich an.
Die Straßen in Montmirail waren nun
etwas belebter. Viele Einwohner wollten vor dem Schließen der Geschäfte noch
Besorgungen machen.
Larry Brent warf einen Blick über
den Marktplatz. Der Wagen
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