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0150 - Der »Mongole« und wir

0150 - Der »Mongole« und wir

Titel: 0150 - Der »Mongole« und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der »Mongole« und wir
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Gefängniswärters in der Zeit der Französischen Revolution der dem Henker die Auswahl freistellt.
    »Gib mir Rackley«, sagte ich, und das klang wie die Antwort dieses Henkers.
    Ich habe oft festgestellt, dass Gangster, die das größte Maul führen, und die sich vor ihren Kumpanen als ganz gefährliche Burschen aufspielen, nicht selten schlechte Nerven zeigen, wenn sie in ernsthafte Gefahr geraten. Tim Rackley gehörte zu diesem Typ.
    »Nein«, stammelte er. »Nein, das dürft ihr nicht tun.« Er verfügte einfach über zu viel Fantasie.
    Phil gab ihm einen sanften Stoß.
    »Geh schon!«, sagte er fast väterlich, aber Rackley empfand die Berührung als den Stoß, der ihn auf den Schinderkarren schieben sollte. Er versuchte einen Ausbruch.
    Eiskalt schob Phil seinen Fuß zwischen die Beine des aufspringenden Mannes. Rackley fiel lang auf das Pflaster. Ich war bei ihm, bevor er sich erheben konnte, fasste ihn am Genick und zog ihn hoch. Seine Knie schlotterten so, dass ich ihn halten musste.
    Ich schob ihn vor mir her in die Toreinfahrt hinein.
    »Bitte, G-man«, wimmerte er, »… bitte… nicht.«
    Seine Angst ekelte mich derartig an, dass ich aus der Rolle fiel.
    »Mann, nimm dich zusammen! Ich bringe dich schon nicht um. Die Arbeit überlasse ich dem elektrischen Stuhl, wenn es mit dir mal so weit kommen sollte.«
    Der Sinn der Worte tropfte nur langsam in sein verschrecktes Gehirn.
    »Ich… ich… soll nicht gekillt… werden?«
    Ich beantwortete die Frage nicht.
    »Der Mongole war gestern im Hocks Inn«, sagte ich barsch. »Was wollte er?«
    Rackleys Kinn zitterte. Der ganze Mann schauderte, als stünde er in eisiger Kälte.
    »Sie lassen mich leben, wenn ich es sage, G-man?«, heulte er. »Bestimmt? Sie versprechen es?«
    Es gab nichts, was ich besser hätte versprechen können. Rackley beugte sich vor. »Aber Sie dürfen mich auch nicht dem Mongolen verraten, G-man. Er ist gefährlich. Er würde mich töten.«
    »Okay, Mann«, knurrte ich und schob ihn ein wenig weg. Der Bursche war mir so widerlich, dass ich ihn am liebsten mit einem Fußtritt davongejagt hätte.
    Jetzt flüsterte er hastig: »Er kam, um uns zu sagen, dass er uns alle für eine große Sache brauche, die im nächsten Monat steigen solle. Jeder würde fünfzig Dollar bekommen. Es sei ungefährlich für jeden, der mitmache, aber es sei gefährlich für jeden, der sich weigere. Dabei blickte er langsam in die Runde, und es war so, als sähe er jeden einzelnen der Reihe nach an.«
    »Wie viel Leute waren in dem Inn?«
    »Ich schätze, etwa hundert.«
    »Wie hat er euch bestellt?«
    »Mir hat es Hocks gesagt, dass ich kommen sollte, und ich habe es ein paar anderen weitergesagt. So sind sie wahrscheinlich alle benachrichtigt worden.«
    »Und wofür braucht er euch?«
    »Das hat er nicht gesagt, G-man, wirklich nicht. Er sagte nur, wir sollten uns bereithalten. Um den 10. des nächsten Monats herum würde die Sache steigen. Dann wählte er zehn Männer aus. Er sagte, diese zehn erhielten von ihm vierundzwanzig Stunden vorher Bescheid und genaue Anweisungen. Jeder von ihnen hätte zehn andere zu informieren. Sie sollten sich gewissermaßen als eine Art Unterführer betrachten. Ich gehöre auch dazu, G-man. Wenn es losgeht, soll ich zehn bestimmte Leute anführen, die ich mir selbst aussuchen konnte. Verner und May gehören natürlich dazu.«
    »Zum Henker, wohin sollst du sie führen? Was sollst du mit ihnen anstellen?«
    »Das weiß ich doch nicht, G-man. Wir bekommen doch noch Bescheid.«
    »Und wie erhaltet ihr diesen Bescheid? Telefonisch? Oder schickt er euch einen Boten?«
    »Keine Ahnung. Er hat nichts darüber gesagt. Er sprach kein Wort mehr, als ich Ihnen berichtet habe. Dann gab er Hocks tausend Dollar, die er als Anzahlung an uns verteilen musste.«
    »Wie sah er aus?«
    »Genauso wie der Mongole immer beschrieben wurde.«
    »Du hast ihn nie vorher gesehen?«
    »Nein, G-man, keiner von uns hat ihn vorher gesehen, aber wir erkannten ihn auf den ersten Blick. Es ist ja genug über ihn gesprochen worden. Fast mehr als über Capone oder über Dillinger.«
    »Rackley, woher weißt du eigentlich, dass er ein so großer und so verdammt gefährlicher Boss ist?«, fragte ich fast verzweifelt.
    »Aber das wissen doch alle«, antwortete er erstaunt. »Sie doch auch, G-man. Er hat doch eigenhändig drei von euren Leuten gekillt, zwei in Frisco und einen in Detroit, als er noch dort gearbeitet hat.«
    »Hm, zu deren Beerdigung war ich aber nicht

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