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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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die wie aufrecht stehende Sardinenbüchsen aussahen, Platz zu machen. Von menschenwürdigem Wohnen hatten gewisse Städteplaner eben noch nie etwas gehört.
    Das St. Katherine’s Dock lag unmittelbar hinter der Tower-Bridge. Früher waren hier Weine, Wolle, Tee, Kaffee und Tabak gelagert worden, heute war es ein moderner Segelhafen. Es gab sogar einen Yachtclub, eine Gastwirtschaft und ein ebenfalls recht modernes Hotel.
    Davon einmal abgesehen, war und blieb die Gegend jedoch trist.
    Irgendwo in diesem Gewirr enger Gassen und dunkler Straßen mußte sich das Schicksal eines – oder mehrerer – Menschen abspulen.
    Meine Gedanken wirbelten. Wie paßte das alles mit den schwarzen Parasiten-Knollen zusammen?
    Und dann war da auch noch von einer Wölfin die Rede gewesen?
    Guter Gott, wo lagen die Zusammenhänge?
    Ich trat das Gaspedal ins Bodenblech und betete, daß wir nicht zu spät kamen.
    Vielleicht konnte uns der Mann Einzelheiten sagen.
    Wenn er noch lebte, bis wir ihn erreichten!
    Die Reifen jaulten über den Asphalt. Wieder einmal eine Nacht der singenden Reifen, dachte ich mir.
    Und wieder einmal tappte ich im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln.
    Einige magere Fakten waren mir gegeben, der Rest war ein großes Fragezeichen.
    Ich bremste ab, kurbelte am Lenkrad und ließ den Silbergrauen in eine schmale Gasse hineinrollen, die zum Dock hinausführte.
    Plötzlich tauchte der Mann vor uns auf, riß die Arme hoch, schrie…
    Das Scheinwerferlicht umhüllte ihn, riß ihn aus der Finsternis!
    Das war ein Fehler!
    Ein dumpfes Plopp hämmerte auf, dann noch eines, auf der Windschutzscheibe des Bentleys entstand wie hingezaubert ein Spinnennetzmuster, und ich wußte verdammt noch mal nur zu gut, was das zu bedeuten hatte!
    Instinktiv schaltete ich das Abblendlicht aus.
    Der Bentley stand im nächsten Augenblick.
    Jane hatte bereits reagiert und sich geduckt.
    Ich stieß die Tür auf und glitt in die Dunkelheit hinaus.
    Der Hüne, der mir beinahe vor die Räder gelaufen wäre, hatte sich seitwärts davongemacht, er torkelte, fiel gegen die Hausmauer, blieb stehen.
    Sein Gesicht war angstverzerrt, die Augen weit aufgerissen. Irgendwie paßte das nicht zu diesem muskulösen Burschen.
    Ich kümmerte mich um die beiden Männer, die ich im letzten Scheinwerferlicht noch hinter dem Hünen hatte auftauchen sehen.
    Sie mußten ihm eine Heidenangst eingejagt haben.
    Verständlich.
    Ich starrte in die Dunkelheit, suchte die Kerle, die auf den Hünen und mich geschossen hatten.
    Ich wußte: Das waren keine normalen Gangster. Das waren dämonisierte Menschen.
    Deutlich hatte ich die pulsierenden schwarzen Parasiten-Knollen gesehen, die wie Kröpfe unter ihren Kinnpartien gehangen waren…
    ***
    Nichts regte sich.
    Kein Laut war zu hören.
    Die hohen, schmalbrüstigen Häuser wurden als Lagerschuppen verwendet, neugierige Gaffer gab es nicht. Nur diese unnatürliche, gespannte Stille – und die Dunkelheit, die hier unten wie ein körperliches Gewicht lastete.
    Ich huschte dorthin, wo der Hüne stehen mußte.
    Er sah mich kommen und sein Körper spannte sich an.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, oder –«
    »Still!« zischte ich. »Ich gehöre nicht zu den Kerlen, die Sie verfolgen.«
    »Kann jeder sagen!«
    Natürlich hatten sie ihn gehört. Rechterhand blühte eine Feuerblume auf, dann war auch schon das teuflische Plopp zu hören. Die Kugel schlug knapp über meinem Schädel in die Hauswand. Mörtel spritzte davon.
    Ich aber kümmerte mich um den Schützen. Die Beretta lag kühl und glatt in meiner Rechten. Ich zog den Stecher durch.
    Ein unterdrückter Schrei gellte auf.
    Okay, der Bursche war bedient.
    Ich erreichte den Hünen.
    »Alles klar mit Ihnen?«
    »Wie man’s nimmt«, brummte er.
    »Los, kommen Sie schon!« herrschte ich ihn an.
    »Sie haben ihn erledigt«, sagte er.
    »Das kann man nicht so genau sagen.«
    »Aber –«. Er unterbrach sich, nickte plötzlich. »Die schwarze Knolle, ich – ich meine… Das Ding an seiner Kehle …«
    »Genau das.«
    »Sie wissen Bescheid?«
    »Ich weiß nur, daß die Dinger verflixt gefährlich sind.«
    Er sah mich traurig an. »Das sind sie. Sie – sie haben meine Freundin auf dem Gewissen…«
    Wieder hämmerte ein Schuß. Sie verwendeten Schalldämpfer, aber der Laut, der hierdurch entstand, wirkte seltsam unheimlich.
    Wie ein Geräusch aus einer anderen Welt.
    »Was jetzt?«
    »Ich denke nicht daran, abzuwarten, bis sie mir den Wagen zu Klump schießen!« zischte ich.
    »Ich

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