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0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet

Titel: 0150 - Wo der Scheiterhaufen leuchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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habt recht.«
    Sie kletterten die Steigleiter hinunter. Unten war ein Motorboot angeleint. Sie kauerten sich hinein. Der größere der beiden Männer löste die Leinen und zog den Außenborder an.
    Das Boot nahm Fahrt auf. Eine schäumende Welle brodelte hinter dem Heck davon.
    Jane Collins saß reglos da, ihre Hände in den Schoß gefaltet.
    Der Parasit hatte ihr das befohlen.
    Er hatte sie deaktiviert .
    Voraus leuchtete eine Taschenlampe auf. Zweimal lang. Dann einmal kurz.
    Der Große steuerte das Motorboot direkt darauf zu.
    Ein großer Kahn mit Kajütenaufbauten tauchte aus der Dunkelheit auf. An Deck entstanden Bewegungen.
    »Verdammt, wo wart ihr denn so lange?«
    Der Große warf ein Seil zu dem Frager hinauf. Die Antwort blieb er schuldig.
    Das Pulsieren in Janes Nacken wurde schlimmer. Etwas Kaltes, Zähflüssiges rann an ihrem Hals entlang über den Rücken.
    Die Aussonderungen des Parasiten!
    Ekel wollte nach ihrem Herzen greifen und ihn zusammenquetschen, aber das schwarze Ding verhinderte auch dies. Das Gefühl verging.
    »Hoch mit dir, Schwester!«
    Sie fühlte sich von rauhen Händen hochgezerrt. Der große Mann, an dessen Hals ebenfalls eine Horror-Knolle pulsierte, stieß sie die Strickleiter hinauf.
    Automatisch kletterte Jane Collins.
    Das Wummern eines leistungsstarken Motors wurde laut. Wasser schäumte.
    Sie wurde an Bord gezogen.
    »Sieh da, wen haben wir denn da?«
    Der Mann, der das so zynisch fragte, war einen Kopf kleiner als Jane, sein Haar war leuchtend rot, das Gesicht schmal. Über seinen Nasenrücken verlief eine häßliche, breite Narbe. Der Mund war lippenlos und verlieh dem ohnehin verschlagenen Gesicht noch den besonderen Touch.
    »Ich bin eine von euch«, antwortete Jane.
    »So, so.«
    Ein anderer Mann kam zu ihnen. »Sarah ist tot«, sagte er leise und ohne eine Spur von Regung in der Stimme.
    Der Narbengesichtige nickte. Dann hellte sich sein Gesicht auf.
    »Kein Problem«, meinte er, und plötzlich lächelte er hundsgemein.
    Der andere Mann folgte seinem Blick.
    Beide sahen sie jetzt Jane Collins an.
    »Sie?« fragte er unvermittelt.
    »Ja, sie. – Sie wird unsere kleinen Lieblinge sättigen, so, wie es die gute Sarah bisher getan hat…«
    »Du hast recht, der Kampf gegen die Wölfin wird ihnen ohnehin alles abverlangen.«
    »Eben.«
    Die Männer lachten.
    Jane Collins hätte ihnen am liebsten ins Gesicht geschlagen, aber sie konnte nicht einmal den kleinen Finger bewegen. Selten war sie sich so gedemütigt und hilflos vorgekommen.
    Das tat mächtig weh.
    Ihre Augen brannten.
    Unwillkürlich wurde sie an das Abenteuer mit Zaandaar, dem Traum-Dämon erinnert. [1] Damals war sie in einer ähnlich fatalen Lage gewesen. Durch die Nervenfäden an den Wurmkörper des Dämons gefesselt, hatte sie hilflos auf ihr Ende warten müssen.
    Wenn John nicht gerade noch rechtzeitig eingegriffen hätte…
    Hier war es anders.
    John Sinclair konnte ihr dieses Mal nicht helfen. Vielleicht war er sogar tot…
    Eine leichte Regung zupfte an ihrem Herzen.
    Das war alles.
    Sie war eine Marionette des Parasiten. Und Marionetten konnten nicht weinen.
    »Bringt sie zum Mast!«
    Wie im Traum bekam sie die Anweisung mit. Sie wurde wieder herumgerissen. Ihre Füße versagten ihr den Dienst. Der Parasit lähmte sie vollkommen. Offenbar spürte er ihre Verzweiflung und weidete sich daran.
    Der Mast ragte vor ihr in die Höhe.
    Fahrtwind schlug ihr ins Gesicht, ließ ihre langen Haare über ihre Schultern flattern. Der Kahn machte Fahrt. Die Ausfahrt aus dem Dock ins freie Wasser kam schnell näher. Die wenigen Lichter, die vorhin aufgeflammt waren, blieben hinter ihnen zurück.
    Aber das war es nicht, was Jane wie eine feurige Krallenhand durchwühlte!
    An den Mast war eine bizarre Gestalt gefesselt!
    Ein Skelett!
    Das von einer schmutzig-grauen, porös wirkenden Haut überzogene Skelett einer Frau!
    Über den vorstehenden Rippen hing noch der BH. Ein makabrer Anblick!
    Jane würgte, durchbrach sekundenlang den Bann des Parasiten in ihrem Genick, war zu einer menschlichen Reaktion fähig.
    Sie schrie.
    Dann war es wieder vorbei.
    Die Männer stießen sie vorwärts. Andere entfernten das Skelett vom Mast.
    »Bindet sie!« schrie der Narbengesichtige.
    In ihrem Schädel schien sich eine Wattemasse auszubreiten. Hart schnitten die Lederriemen in ihr Fleisch. Sie spürte es kaum.
    Willenlos ließ sie sich fesseln.
    Willenlos – obwohl sie wußte, was diese Teufel mit ihr vorhatten…
    ***
    Blut!
    Überall

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