0151 - Der Rächer und sein Richter
lakonisch fest. »Selbst wenn wir nicht gekommen wären, hätten sie euch innerhalb der nächsten halben Stunde gehabt ! Ihr Narren habt doch herumgeknallt, dass ihr im Handumdrehen mit eurer Munition fertig sein musstet! Und dann wären die G-men am Zuge! Kapiert?«
Der Sprecher der Burschen sah mit offenem Mund von den Cops zu mir und dann auf seine Fußspitzen.
»Okay, Sergeant«, sagte ich. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Nehmen Sie die Burschen mit und bearbeiten Sie die Sache. Wir haben kein Interesse an ein paar Schulkindern. Wir suchen andere Fische.«
»Und keine Wasserflöhe«, nickte der Sergeant. »Verstehe. Ich schicke Ihnen mein Protokoll in Ihr Office zum Unterschreiben.«
»Geht in Ordnung. Sie kriegen es umgehend zurück. Stellen Sie mal fest, was die Burschen auf dem Kerbholz haben.«
Wir verabschiedeten uns, und ich stieg klopfenden Herzens in den Jaguar. Ich stieß ein Stoßgebet aus, bevor ich zu starten versuchte.
Es musste ein Wunder geschehen sein. Der Motor sprang an, und mein braver Schlitten rollte die Einfahrt hinaus, ohne das leiseste Geräusch einer Störung von sich zu geben.
Phil grinste.
»Der Wagen ist auch schon bald kugelfest«, sagte er. »Jedenfalls entwickelt er ein bemerkenswertes Talent, Kugeln nur mit dem Blech abzufangen und nie mit lebenswichtigen Organen.«
Ich war beruhigt. Mit der linken Hand zog ich ein paar Glassplitter der Seitenscheibe aus dem Rahmen und ließ sie auf den Boden fallen. Dann gab ich Gas und fuhr zurück nach Manhattan, zurück zum Distriktgebäude.
»Wieder nichts«, murmelte Phil unterwegs.
»Ja«, stimmte ich zu. »Ich weiß jetzt auch nicht mehr, was wir noch tun können, um Hunk Johnes auf die Spur zu kommen.«
Es war auch nicht nötig. Hunk Johnes hatte sich inzwischen deutlich genug bemerkbar gemacht. Wir sahen es, als wir unser Office betraten.
Auf meinem Schreibtisch lag ein riesiges Schild mit einer Aufschrift, die ankündigte, dass irgendein Geschäft wegen eines Trauerfalls ab Freitag geschlossen bleiben sollte. Auf dem Schild lag ein zerknüllter und nachträglich wieder glatt gestrichener Briefbogen, der mit einer ungefügten, fast kindlichen Handschrift bedeckt war.
Das erste, was mich mobil machte, war der Name, der unter dem Brief stand.
Hunk Johnes.
Phil und ich beugten uns über den Brief und lasen die ungeschickten Formulierungen. Danach erst entdeckten wir die Blätter eines Vernehmungsprotokolls, die halb unter dem Schild gelegen hatte. An ihnen war ein Zettel angeheftet, auf dem mit Rotstift geschrieben stand: In eurer Abwesenheit in Sachen Hunk Johnes eingegangen. Jimmy Vertane.
Das war ein Kollege von den Vernehmungsbeamten. Ich rief bei ihm an und ließ mir kurz den Hergang der Sache erzählen. Er berichtete von dem Besuch, den Mrs. Britan dem FBI abgestattet hatte. Ich bedankte mich bei dem Kollegen und las mit Phil zusammen das Protokoll der Vernehmung durch.
»Eines ist mir nicht ganz klar«, murmelte Phil hinterher. »Wieso will Hunk Johnes diese Frau ermorden? Sie behauptet, sie hätte ihn noch nie gesehen.«
»Wenn es überhaupt Hunk Johnes ist, der hinter diesem Brief steckt.«
»Das können wir ja leicht rauskriegen. Ich bringe den Brief in unsere Daktyloskopie und lasse ihn nach Fingerabdrücken untersuchen. Dann werden wir ziemlich schnell und vor allem absolut sicher wissen, ob Johnes ihn geschrieben hat oder nicht. War er es, so hatte er ja keine Ursache, sich wegen der Fingerabdrücke Handschuhe anzuziehen, da er ja doch mit seinem Namen zeichnete. Hinterließ der Schreiber dagegen keine Fingerabdrücke, so ist das ein Zeichen dafür, dass er eben nicht Hunk Johnes ist.«
»Guter Gedanke«, sagte ich. »Das ist eine sichere Methode.«
»Ich bin gleich wieder da!«, sagte Phil und nahm den Brief behutsam mit den Fingerspitzen an einer Ecke.
Ich lehnte mich zurück und steckte mir erst einmal eine Zigarette an. In der Sache, die Mrs. Britan betraf, gab es einen krassen Widerspruch. Hunk Johnes - wenn er es überhaupt war, der den Brief geschrieben hatte - behauptete, die Frau müsse ihn kennen. Die Frau dagegen hatte ausgesagt, dass sie den Namen Hunk Johnes zum ersten Mal in diesen Tagen gehört hatte, als die Zeitungen von dem Ausbruch des Sträflings berichteten.
Phil kam nach ein paar Minuten wieder und sagte: »Fingerabdrücke sind drauf. Die Kollegen suchen jetzt in der Kartei die Prints von Hunk Johnes. Der Vergleich wird nicht lange dauern.«
Trotzdem kamen wir nicht dazu, das
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