0151 - Die Gruft der Leichenräuber
würde mal interessieren, was er hier in der Gegend soll.«
Lady X nickte. Über den Opel zerbrach auch sie sich den Kopf. Es mußte einen Grund haben, daß der Wagen hier stand. Wem gehörte er? Pamela Scott beschloß, noch vorsichtiger zu sein.
Und das sagte sie auch ihrer Kollegin.
»Wir müssen achtgeben. Ich habe das Gefühl, daß sich hier noch ein paar Leute für die Ghouls interessieren.«
»Wie das denn?«
»Warte es ab. Mein sechster Sinn hat mich noch nie getrogen. Der ist geschärft worden.« Sie lachte leise. »Los, jetzt, wir schauen uns mal die Gegend an.«
Die beiden Frauen tauchten in den Wald. Sie glichen Partisaninnen, wie sie, schwerbewaffnet, ihren Weg suchten. Lady X ging immer einen Schritt hinter der Mandini. Sie schaute sich nach Gegnern um, suchte Verstecke, aber es blieb ruhig.
Unangefochten durchquerten die beiden Verbrecherinnen das Wald- stück. Sie schreckten höchstens ein paar Vögel auf.
»Hast dich wohl getäuscht«, sagte die Mandini.
Lady X schüttelte den Kopf. »Noch ist nicht aller Tage Abend, Viola. Den Friedhof haben wir noch vor uns.«
»Wer sollte sich denn da aufhalten?«
»Rede nicht. Komm weiter.«
Sie sahen den Totenacker. Die Bäume standen nicht mehr so dicht und erlaubten eine etwas freiere Sicht.
Beide blieben stehen.
Lady X lässig, den Kolben der Maschinenpistole gegen die Hüfte gedrückt, aber mit lauernden Augen und gespannten Sinnen. Ihr entging nichts, keine Bewegung.
Diese Frau stand da und witterte wie ein Raubtier.
Viola Mandini hatte sich verkrampft. Man merkte ihr an, daß sie ihre Gefühle noch nicht so sehr unter Kontrolle halten konnte. Sie war einfach zu aufgeregt.
»Nichts zu sehen«, sagte sie.
»Sei ruhig und rede nicht so laut, wenn du was sagen willst!« zischte Lady X.
Viola verstummte hastig.
Lady X bedeutete ihr, zurückzubleiben. Sie selbst ging einige Schritte vor und bemühte sich, so wenig Geräusche wie nur möglich zu machen. Dabei duckte sie ihren geschmeidigen Körper zusammen und hatte die Augen zu Sicheln verengt.
Gespannt beobachtete die Mandini ihre Kollegin. Insgeheim bewunderte sie die Kaltblütigkeit der Scott. Viola selbst hatte sich immer für abgebrüht gehalten. Als sie Lady X kennenlernte, mußte sie ihre Meinung jedoch revidieren.
Die war hart wie Stahl. Und Gefühle zeigte sie schon überhaupt nicht. Im Unterholz blieb sie hocken und rührte sich nicht. Sie schien irgend etwas entdeckt zu haben, dessen war sich Viola sicher. Aber was? Sie selbst konnte nichts erkennen, so sehr sie sich auch anstrengte und ihre Blicke über den Friedhof gleiten ließ.
Schließlich erhob sich Lady X und huschte ebenso leise wieder zurück. »Hör zu«, sagte sie, als sie neben Viola stehenblieb. »Wir sind nicht allein.«
»Was? Wo denn? Ich meine…«
»Halt den Mund und laß mich ausreden!« zischte die Scott. »Da hockt jemand auf dem Friedhof. Irgendein Kerl. Ich habe ihn nur einmal gesehen, bin mir aber sicher, daß ich ihn nicht kenne. Wenigstens nicht persönlich. Zudem sah ich ihn auch nur von hinten. Mein Plan ist folgender. Du, Viola, wirst den Friedhof betreten und gehst einfach auf den Mann zu. Tust völlig harmlos, redest mit ihm, lenkst ihn ab, während ich mich anschleiche. Und dann«, die Scott deutete nickend auf die Maschinenpistole, »werden wir weitersehen. Hast du alles begriffen?«
»Ja.«
»Mach ja keine Fehler. Und steck die Waffe weg. Die braucht der Kerl nicht zu sehen.«
»Du kannst dich auf mich verlassen.« Viola Mandini drückte den Revolver am Rücken zwischen Gürtel und Pullover. Sie lächelte der Scott noch einmal zu und ging los.
Wohl war ihr nicht, aber sie brauchte die Sache ja nicht allein durchzuziehen. Sie wußte Pamela in ihrem Rücken, und das war gut so.
Allerdings konnte sie ein leichtes Herzklopfen nicht vermeiden, als sie den schützenden Wald verließ. Das war der Streß, unter dem sie in den letzten Wochen des öfteren gelitten hatte. Mit dem ruhigen Leben war es nach dem Fall in der Geisterbahn vorbei. Viola und ihr toter Bruder Ennio waren Kinder des Teufels, der mit ihrer Mutter gebuhlt hatte.
Deshalb hoffte sie, daß Satan seine schützende Hand über sie legen würde.
Der Friedhof sah wirklich wüst aus. Da gab es keinen Grabstein, der nicht schief im Boden stand. Auch wucherte das Unkraut hoch, man konnte sich gut verstecken.
Hier sollten die beiden Ghouls hausen. Ein wirklich gutes Versteck, fand die Mandini.
Es kam ihr auch nicht darauf an, möglichst
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