0152 - Der Gigant von Atlantis
Hauptarbeit erledigt.
Wir konnten aufatmen.
Der Fahrer, ein stämmiger Mann mit einem dichten Haarpelz auf den muskulösen Armen, schaute mich an. »Haben Sie gesehen, wie das passiert ist?«
»Nein«, log ich.
Da schrie ein anderer. »Aber er hatte sich doch auf dem Wagen befunden.«
Der Fahrer nahm sofort eine aggressive Haltung an. Zum Glück kamen die Feuerwehrleute und löschten den Rest der Flammen.
Ich zeigte meinen Ausweis. Mehr Erklärungen wollte ich nicht abgeben, denn ich hatte es mehr als eilig. Die Polizei sollte sich um den normalen Vorgang kümmern. Von einem Geschäft aus rief ich Suko an.
Ich schickte meinen Freund zusammen mit zwei Streifenwagen zum Hilton Hotel. Suko sollte retten, was noch zu retten war.
Wenn ich auch nicht viel Hoffnung hatte.
Ich aber dachte schon weiter. An ein anderes Ziel. Das lag einige tausend Meilen entfernt.
Peru – im Tal der Götter. Dort würde ich unweigerlich auf Chiimal treffen…
***
Mrs. Sarah Goldwyn hatte sich geärgert, daß sie nicht mitfliegen konnte. Sie hatte aber schließlich die Gründe eingesehen, die wir ihr entgegenhielten. Dafür nahm ich Suko mit auf die Reise. Wir landeten in Lima. Im Osten glänzten die schneebedeckten Gipfel der Anden, und für einen Augenblick wurde ich an das Himalaya-Gebirge erinnert, wo Suko und ich ebenfalls schon unsere Erfahrungen gesammelt hatten.
Ein grauer Himmel spannte sich über uns, der sich weiter östlich zu wolkenartigen Gebilden verdichtete und an den Berghängen festklebte.
Eine grandiose Kulisse, an die ich jedoch nur kurz dachte, als ich mit einem peruanischen Kollegen die Zollabfertigung passierte. Wir waren ganz offiziell gekommen. Das Tal der Götter mußten wir selbst finden. Einen Jeep hatte man uns zur Verfügung gestellt, was immerhin viel bedeutete.
Ich erkundigte mich nach einem Führer, erhielt aber keine positive Antwort. Auch vom Tal der Götter wollte man nichts wissen, aber bei unserem Abmarsch drückte uns der Polizeioffizier eine gute Karte in die Hand und einen Zettel. Im Jeep faltete ich ihn auseinander. Zwei Namen standen auf dem Papier. El Jefe und Canta.
Canta war der Ort, der dem Tal der Götter am nächsten lag. Und El Jefe schien der Mann zu sein, an den wir uns wenden sollten.
»Dann mal los«, sagte Suko.
Ich hatte lange keinen Jeep mehr gefahren, entsprechend schwer tat ich mich. Die Gänge bereiteten mir Schwierigkeiten und als ich mich daran gewöhnt hatte, war es die Straße, die mir Ärger bereitete.
Wir waren nicht nach Lima hineingefahren, sondern direkt vom Flugplatz aus in Richtung Canta. 100 Meilen ungefähr lag dieser Ort von der Hauptstadt entfernt, und die peruanischen Kollegen waren froh gewesen, uns vom Flughafen aus schnell wegschicken zu können.
Der Weg führte nach Nordosten, in die Berge hinein. Schon bald hörte die Asphaltbedeckung der Straße auf, und wir gondelten auf einer Schotterpiste weiter.
Hundert Meilen!
Eine Distanz, über die wir Europäer lachen, aber hier, im Hochland von Peru, konnte sie zu einer Quälerei werden. Ich hatte die Zähne zusammengebissen und hielt das Lenkrad eisern fest, denn die Stöße, die die schlechte Straße verursachte, konnten von den Dämpfern kaum aufgefangen werden. Der Jeep war wirklich nicht der beste. Und mit ihm sollten wir im Gelände zurechtkommen.
Der Weg stieg an.
In Schlangenlinien wand er sich in die Höhe. Ein rotbraunes Einerlei war diese Hochebene, wo kein Baum, kein Strauch und kaum ein Grashalm wuchs. Nur die flachen Hügelrücken und dahinter die bizarre Hochgebirgswelt der Anden. Meile um Meile legten wir zurück.
Zweimal begegnete uns ein Wagen. Tracks, die mit Waren vollbeladen waren.
Wir selbst überholten nur Maultiergespanne und Eselkarren. Die Einheimischen – zumeist Indios – winkten freundlich, und wir grüßten zurück.
Nach 70 Meilen wurde die Straße etwas besser. Man hatte wenigstens die tiefsten Schlaglöcher aufgefüllt. Trotzdem wurde die Füllung von den Reifen des Jeeps oft genug eingedrückt oder hochgeschleudert. Die Sonne stand als glühender Ball am Himmel und verwandelte die Täler in den tiefen Lagen in Bratofen. Hier jedoch waren wir so hoch, daß wir die Hitze gar nicht spürten. Ich war auf diesen Ort Canta gespannt. Bestimmt war er nicht mehr als nur ein kleiner Marktflecken inmitten einer grandiosen, aber kargen Landschaft.
Wir fuhren immer höher. Und ich sah bereits an den sonnengeschützten Hängen erste Schneereste. Das erinnerte mich wieder
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