0152 - Der Tod aus der Urne
beiden Seiten und eine unheimliche Atmosphäre breitete sich darüber, sobald die Dunkelheit einbrach.
Völlig außer Atem erreichte Jarmyn das einzige Haus, in dem noch Licht brannte. Schnell trat er ein. Er stahl sich an der offenen Tür des Aufenthaltsraumes vorbei. Niemand durfte ihn jetzt aufhalten.
Er brauchte dringend die nächste Spritze.
In seinem Körper loderte eine höllische Flamme. Sie war nur auf eine einzige Art einzudämmen: mit einem schnellen Stich in die Vene.
Mit schmerzendem Hals erreichte Jarmyn sein Zimmer. Rasch machte er Licht.
Und dann traf er die nötigen Vorbereitungen für die Injektion. Gierig leckte er sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen, während er die Kerzenflamme anzündete.
Schweiß stand auf seiner Stirn.
Und dann stach er zu…
Die Entspannung setzte schon wenige Herzschläge später ein. Er begann sich langsam wieder besser zu fühlen.
Mit dem Handtuch trocknete er den Schweiß von der Stirn. Dann räumte er seine Utensilien weg.
Seufzend ließ er sich aufs Bett fallen.
Jetzt fühlte er sich kräftig. Er hatte irre Träume, die er mit offenen Augen träumen konnte.
Es gab nichts Übles mehr in seinem Leben. Eine unwahrscheinliche Zufriedenheit ergriff von ihm Besitz.
Doch plötzlich störte etwas dieses angenehme Wohlbefinden. Wie eine Seifenblase zerplatzten die rosigen Träume.
Jarmyn war darüber wütend. Und es entsetzte ihn, als er merkte, daß eine unerklärliche Angst nach ihm griff.
Da war auf einmal dieser Eindruck, nicht allein im Raum zu sein. Jarmyn schnellte vom Bett hoch.
Niemand befand sich in seinem Zimmer.
Oder doch?
Etwas strich dem jungen Mann eiskalt über den Rücken. Er hörte ganz deutlich das Atmen eines Menschen. Überdeutlich war es zu vernehmen. So als stünde jemand ganz in Jarmyns Nähe.
Der Junge raufte sich verwirrt die Haare.
»Mein Gott, wer ist da?«
Nichts.
Nur das Atmen war weiterhin zu hören. Jarmyn schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Er wimmerte, glaubte, den Verstand verloren zu haben. Er fragte sich keuchend, was mit seinem Hirn los sei, ob es zu verfaulen begonnen hätte.
Furchtverzerrt war sein Gesicht. Diese gottverdammte Injektion. Sie hatte eine Nebenwirkung, wie er sie noch nie erlebt hatte. Die Angst, von der Jarmyn befallen worden war, wuchs ins Uferlose.
»Was hat Brodie mir gegeben?« ächzte er verstört. Plötzlich hörte er ein dumpfes, höhnisches Lachen.
Schlagartig wurde es heller im Raum. Jarmyn riß bestürzt die Augen auf.
»Das gibt es nicht!« sagte er benommen. »Das kann es nicht geben!«
In der Mitte des Zimmers stand Abel Rooster.
Sein Mund verzerrt sich zu einem grausamen Lächeln. »O doch, Rick. Das kann es geben!«
»Sie sind doch tot und verbrannt!«
»Ein Wunder der Hölle. Tot und verbrannt - und doch wieder am Leben!«
»Das halte ich nicht aus!« schrie Jarmyn schrill, und als Rooster den ersten Schritt auf ihn zu machte, brüllte er so laut, daß seine Stimmbänder zu reißen drohten…
***
Vorsichtig öffnete Ernest Goldstone die Knöpfe seines Kopfkissens.
Nervös schaute er über die Schulter zur Schlafzimmertür, die er leise zugemacht hatte.
Wenn Joanne merkte, was er vorhatte, war wieder einmal die Hölle los. Ein Knopf noch. Nun glitt Goldstones Hand in das Kissen. Hastig ergriffen seine Finger die Whiskyflasche. Mit einem Ruck holte er sie aus dem Kissen.
Wieder ein ruheloser Blick zurück.
Joanne stakte in der Küche auf und ab. Er hatte nicht viel Zeit. Gleich würde sie ihn rufen. Mit einer flinken Drehung schraubte er den Verschluß von der Flasche. Schnell setzte er die halbvolle Pulle an die gierig gespitzten Lippen.
Mit geschlossenen Augen trank er genießend. Gott, war das herrlich. Warum mußte er das bloß immer auf diese heimliche Weise tun? Er trank, trank und trank.
Der glucksende Whisky stürzte in seinen Hals, die Speiseröhre hinunter und explodierte in seinem Magen. Ein herrliches Gefühl ergriff von ihm Besitz.
»Ernest!«
Da rief sie schon.
Goldstone setzte die Flasche mit einem erschrockenen Ruck ab. Ein paar Tropfen des kostbaren Whiskys fielen auf das Bett. Goldstone beeilte sich, die Flasche zuzuschrauben, in das Kissen zu schieben, die Knöpfe wieder zu schließen.
Er war gerade beim Endspurt, da erschien Joanne mit in die Seiten gestemmten Händen in der Tür.
»Sag mal, was machst du denn im Schlafzimmer, Ernest?« fragte sie spitz.
»Nichts, Joanne. Nur… das Kissen, es lag so schlampig da. Hat
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