0152 - Der Tod aus der Urne
warfen, überschlugen sich seine Schreie.
Schrill wie eine Kreissäge kreischte der verstörte Süchtige auf einmal.
Newman bekam einen kräftigen Tritt.
»Au!« schrie er und flog zur Tür zurück. Da wurde er von Joanne aufgefangen und zu Jarmyn zurückgestoßen.
Sorensen umschlang die Arme des Tobenden.
Newman erwischte ein stampfendes Bein. Er umklammerte es mit beiden Armen und riß keuchend daran; dadurch verlor der junge Mann das Gleichgewicht und fiel.
Sorensen fiel mit ihm. Jarmyn knallte auf den Boden, hörte jedoch nicht zu brüllen auf. Er versuchte, die beiden Männer, die auf ihm lagen, zu beißen und zu kratzen. Er bespuckte sie und wand sich wie ein Aal unter ihnen.
»Mein Gott, was hat er nur?« stöhnte Ernest Goldstone benommen.
»Willst du Newman und Sorensen die ganze Schwerarbeit allein machen lassen?« schrie Joanne ihn wütend an. »Greif ein, Ernest. Hau ihm eins über! Bring diesen Verrückten zur Vernunft!«
Das ging Goldstone schwer gegen den Strich, aber er tat es, weil Joanne es ihm befohlen hatte.
Mit seiner großen, kräftigen Faust verabreichte er dem Jungen vier Ohrfeigen. Dann hörte Jarmyn zu schreien auf. Der Junge bibberte nur noch.
Er klapperte mit den Zähnen, als wäre ihm entsetzlich kalt.
Niemand außer dem Magier Randolph Sorensen fiel die dämonische Strahlung auf, von der dieser Raum erfüllt war. Und niemand außer Sorensen wußte, was dagegen zu tun war.
Der Magier trug ein Amulett um den Hals.
Es war aus purem Gold und stellte ein geschupptes Krokodil dar. Schnell riß er sein Hemd auf. Mit einer fließenden Handbewegung holte er das goldene Krokodil heraus.
Es war warm wie sein Körper. Er beugte sich über den zappelnden jungen Mann.
»Was tun Sie denn da?« fragte Newman den Magier verwirrt.
»Ich will versuchen, ihn mit meinem Amulett zu beruhigen.«
»Also wir Schauspieler sind für unseren Aberglauben ja geradezu verschrien. Aber denken Sie wirklich, daß Ihr Amulett einem Rauschgiftsüchtigen helfen kann?«
»Probieren geht über Studieren«, lächelte der Magier. Er drückte dem jungen Mann das glitzernde Kleinod auf die Stirn. Schlagartig entspannte sich Jarmyn. Er seufzte tief und lag dann vollkommen ruhig. Newman drückte ihn immer noch auf den Boden nieder. Sorensen nickte dem Schauspieler zu. »Das ist nicht mehr nötig, Mr. Newman. Sie können ihn getrost loslassen.«
Zögernd nahm der Schauspieler seine Hände von Jarmyn. Dieser sprang nicht auf, brüllte nicht erneut los, blieb vollkommen ruhig liegen.
»Tatsächlich«, sagte Newman perplex. »Es klappt wirklich. Was ist das für ein Amulett, Mr. Sorensen?«
»Ein Stück Gold, mehr nicht.«
»Phänomenal«, sagte Newman. Seine Augen hingen interessiert an dem goldenen Talisman des Magiers. Sorensen ließ das Amulett wieder in seinem Hemd verschwinden. Jarmyn setzte sich auf. Joanne trat in sein Zimmer.
»Sie halten das ganze Haus in Atem!« sagte die Frau wütend. »Zu Tode erschreckt haben Sie uns alle.«
»Es tut mir leid«, sagte Jarmyn. Sein Gesicht war so bleich wie das einer Leiche.
Newman wollte wissen, wodurch der Anfall ausgelöst worden war. Jarmyn gab darauf jedoch keine Antwort.
Was er erlebt hatte, sollte für alle Zeiten sein strenggehütetes Geheimnis bleiben. Es hätte ihm ja doch keiner geglaubt.
Plötzlich stand Jill in der Tür. Jarmyn starrte sie verstört an. In ihren Augen entdeckte er das Wissen um jenes schaurige Ereignis. Jarmyn überlief es eiskalt.
Joanne winkte Newman und Sorensen aus dem Zimmer. Sie dankte den beiden Männern für ihre große Hilfe.
Jill stand in der Tür und stellte keinerlei Fragen. Ernest Goldstone fand das eigenartig. Wollte sie nicht wissen, was passiert war? Sie war nicht vom Anfang dabeigewesen. Es hätte in der Natur der Sache gelegen, daß sie gefragt hätte: »Was war denn los?«
Aber über ihre schmalen Lippen kam kein Wort. Sie starrte nur Jarmyn an und schwieg.
Der junge Mann fühlte sich unbehaglich und wich ihrem Blick aus. Newman und Sorensen verließen das Zimmer.
Joanne sagte: »Mein Mann hat mit Ihnen zu reden, Mr. Jarmyn.«
Ernest Goldstone nickte. »Jawohl, das habe ich.« Er räusperte sich und wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte. Nun war er mit Jarmyn allein. »Hören Sie, zuallererst möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen, Mr. Jarmyn«, sagte er verlegen. »Es war leider nötig, daß ich Sie geohrfeigt habe. Sie waren wie von Sinnen…«
»Schon gut, Mr. Goldstone. Ich nehme Ihnen das
Weitere Kostenlose Bücher