0152 - Größer als die Sonne
und immer ein Wunsch bleiben würde.
Dann hörten die Explosionen auf. Still war es trotzdem nicht geworden. Schrille Schreie gellten durch die Gassen.
„Das Gas!" sagte er zufrieden. Er schätzte sich glücklich, daß sie durch Zufall dieses harmlose, aber wirksame Mittel gefunden hatten, mit dessen Hilfe sie in die Stadt gekommen waren und wohl auch bald bis zur schwarzen Wand vordringen würden.
Wie es dort weitergehen sollte, wußte Herzog noch nicht. Er hatte nur die stille Hoffnung, daß der Singende Berg eine Höhle besaß, in der wahrscheinlich an einem der unzugänglichsten Plätze der Zellaktivator versteckt lag.
*
Die dreißig Mann auf der kreisrunden Plattform des Polturmes konnten trotz intensiver Beobachtung keine Signalrakete mehr von der Kampfgruppe entdecken.
Vor einer Stunde war die letzte Signalrakete aus dem Festungsring abgeschossen worden, seitdem warteten sie auf das nächste Zeichen. Sie wußten nicht mehr, auf welche Ziele sie ihre Raketen abschießen sollten. Mit dem Tränengas wollten sie ihre Kameraden in der Stadt nicht noch mehr in Bedrängnis bringen.
Andererseits war es sinnlos geworden, die Treibsätze in das Belagerungsheer zu schießen, das am Fuß der Ringmauer stand.
Sie verfügten nicht mehr über so viel Raketen, um damit wirkungsvolle Erfolge zu erzielen. Sie hatten viel mehr davon verschossen, als jeder angenommen hatte. Knapp hundert Stück waren noch vorhanden. Mit Nachschub aus der Fabrikation durften sie in den nächsten drei Stunden nicht rechnen. Ihnen war mitgeteilt worden, daß der Vorrat an einem Dutzend wichtiger Einzelteile aufgebraucht und die Neuanfertigung längere Zeit in Anspruch nähme.
Aus fünfhundert Metern Höhe hatten die Männer einer ausgezeichneten Überblick über den kreisbogenförmigen Talkessel. Sie stellten fest, daß das Schicksal der belagerten Stadt bald besiegelt war. Die Angreifer hatten Sturmleitern herangeschafft und legten die ersten gerade an.
„Feuer darauf!" befahl der Offizier seinen Raketenschützen. „Drei Raks ab."
Zischend sausten die Projektile davon. Das Schwarzpulver entwickelte beim Verbrennen so viel Rauch, daß die Raketenbahnen klar zu verfolgen waren. Eine Rakete explodierte auf dem Weg zur Mauer. Die beiden anderen erreichten ihr Ziel auch nicht genau. Aber das spielte im Augenblick keine Rolle. Der Wind hatte sich gelegt, und das Tränengas wurde nicht mehr davongetrieben.
Kein einziger Impos befand sich mehr auf einer Leiter. Die Krieger am Fuße der Mauer versuchten in wilder Panik davonzustürmen, aber die sie umschließende Menge, die nicht unter der Wirkung des Gases zu leiden hatte, ließ sie nicht durch.
„Endlich!" schrie einer auf dem Polturm auf. Er deutete erregt zum Festungsturm hin. Aus seinen kreisrunden Scharten blitzte es nun ununterbrochen auf. Granaten schlugen unter den eng zusammenstehenden Truppen der Belagerer ein. Deren Artillerie am Waldrand aber stellte sich sofort darauf ein. Ein unheimliches Wirkungsfeuer aus allen Rohren brach gegen den Turm los.
Dessen meterdicke Mauern hielten dem Beschuß stand.
„Die Städter besetzen die Mauer wieder!" rief der Offizier. „Von der anderen Seite kommen sie auch!" Er spähte, hinter dem Metallwulst liegend, zur Stadt. Von der schwarzen Wand her kamen die Verteidiger aus zwei Richtungen heran. Ein Geschütz nach dem anderen auf der Mauer begann wieder zu feuern. Die Verluste unter den Belagerern wurden größer und größer. Im direkten Beschuß feuerten die Impos von der Mauer in das Heer ihrer Feinde hinein. Um das Gegenfeuer vom Waldrand kümmerten sie sich nicht, wie sie auch von der riesigen Kugel des Raumschiffes keine Notiz mehr nahmen. Beide Parteien hatten wohl inzwischen erkannt, daß man dem Kugelungetüm nichts anhaben konnte.
„Ich verstehe nur nicht, warum die Kugelbäuche alle von der schwarzen Wand kommen", meinte der Offizier und schüttelte mißmutig den Kopf. „Es muß doch innerhalb der Ringmauer noch weitere Möglichkeiten geben, auf die Mauerkrone zu steigen.
Warum dieser weite Umweg?"
„Leutnant, ein Signal von der Mauer ... dort, wo unsere Männer über Strickleitern hinaufgestiegen waren!" rief ihm sein linker Nebenmann zu.
„Ich sehe nichts. Wo denn?" fragte der Leutnant erregt und suchte mit seinen Blicken die bezeichnete Stelle ab.
„Man winkt mit einer Fahne oder einem Hemd ... Ist ja egal!
Leutnant, sehen Sie es immer noch nicht?"
Endlich entdeckte er das Tuch, das hin und hergeschwenkt
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