0152 - Wir gegen das »Hirn von Frisco«
die linke Schulter geschlagen.
Wie eine Raubkatze fiel Lena Buck über mich her. Ihre Finger krallten sich in mein Haar. Ich sah ihr Gesicht und fand Zorn und Enttäuschung darin, aber nicht eine Spur von Angst.
Ich riss sie zu mir herab, versetzte ihr eine kräftige Ohrfeige und stieß sie von mir. Sie fiel gegen die Fernsehtruhe und begann gellend zu schreien.
Endlich hatte ich den Türgriff in der Hand.
Mit einem Satz war ich im Freien. Clarke hetzte in Riesensätzen auf den parkenden Wagen am Straßenrand zu. Ein heller, offener Ford…
»Stehen bleiben, Clarke! Hände hoch!«
Wieder schoss Clarkes Begleiter. Er hockte hinter einer Mülltonne am Rand der Rasenfläche. Als er aufsprang und im Zickzack auf den anfahrenden Ford zurannte, erwischte ich ihn mit einer Kugel. Er sah aus als pralle er plötzlich gegen eine unsichtbare Wand. Er warf den Kopf in den Nacken, brach in die Knie und überschlug sich am Straßenrand.
Clarke schoss noch zwei Mal, verfehlte mich aber nur um mindestens Yardbreite. Er konnte nicht ordentlich zielen, während er gleichzeitig das Steuer hielt.
In einem tollen Spurt erreichte ich den funkelnden Pontiac, warf mich hinter das Steuer und atmete auf.
Frauen wie Lena Buck pflegten nicht den Zündschlüssel abzuziehen. Sie nehmen ihren Lippenstift mit, die Puderdose und einen gedeckten Scheck. Aber keine Wagenschlüssel…
Der Motor kam auf Anhieb. Mit Vollgas raste ich rückwärts den Kiesweg zur Fahrbahn hinab.
Clarke hatte inzwischen zweihundert Yard herausgeholt. Wie ein Wilder rauschte er über die hell erleuchtete Kreuzung Silver Road - Almedo Street. Er verstand mit einem Auto umzugehen, ohne Zweifel. MacNeel stellte keine Stümper ein.
Ich musste ihn einholen. Die Frage war lediglich, ob Clarke in Richtung City fuhr, wo er im Gewühl des abendlichen Verkehrs untertauchen konnte, oder ob er die Ausfallstraßen wählte. Auf gerader Strecke war er schneller.
Im Vorüberrasen sah ich für den Bruchteil einer Sekunde die aufgeregt winkende Gestalt eines motorisierten Polizisten am Wegrand stehen. Schrill tremolierte seine Signalpfeife. Das Donnern seiner Maschine kam hinter mir her.
Weit voraus erreichte Clarke nun die Auffahrt zum Eastshore Freeway. Der Cop war bis auf zwanzig Meter herangekommen.
In der nächsten Minute musste er mich überholt haben und dann verlor ich wieder kostbare Zeit. Verdammt noch mal, sah er denn nicht Clarke in seinem Ford?
Ich schob die linke Hand durch den Fensterspalt, gab dem Cop verzweifelte Zeichen, vorbeizufahren, wischte sinnlos das flatternde Haar aus der Stirn und hielt das Lenkrad eisern mit der rechten Faust umspannt. Die Tachonadel tanzte auf die achtzig Meilen.
Der Cop schien es endlich kapiert zu haben. Brüllend heulte die schwere Maschine auf, als er den Gasgriff bis zum Anschlag auf drehte. Die pfeildünne Antenne hinter ihm bog sich weit zurück. Ich erkannte, dass er das Kehlkopfmikrofon umgelegt hatte. Wie ein Mann von einem fremden Stern zischte er an mir vorbei, mit weißem Sturzhelm, Brille, Lederhandschuhen und anderem technischen Beiwerk versehen.
Langsam nahm ich das Gas zurück. Es reichte, wenn ich die Gegenfahrbahnen beobachtete, falls Clarke zu wenden versuchte. Der Polizist musste ihn nach höchstens drei oder vier Meilen eingeholt haben.
Dann kam die stelzfüßige Brücke über einen Seitenarm der San Leandro Bay. Plötzlich geschah es. Ein paar dunkelrot glühende Lichter schossen schräg über die Vierspurfahrbahn, dann flogen Funken auf.
Ich hatte Mühe, den Pontiac zum Stehen zu bringen. Vierhundert Yard musste ich zurück. Beim Wenden wäre mir um ein Haar noch ein Tankzug in die Breitseite gefahren.
Sechs, sieben Yard zerrissenes Eisengeländer, ein zersplitterter Betonsockel, die schwarze Bremsspur des verschwundenen Wagens… Mehr war von Edgar Clarke nicht zu finden. Der Rest versank irgendwo in der tintigen Schwärze des Wassers unter uns.
Quer zur Fahrbahn stand ein Streifenwagen. Vier Uniformierte starrten über die Geländertrümmer und schüttelten die Köpfe. Zwei andere Beamte winkten den haltenden Fahrzeugen, weiterzufahren.
Ich arbeite mich bis zur Unfallstelle vor. Dicht pfiffen die rasenden Autos an mir vorüber. Von der Brücke bis zum Wasserspiegel der Bucht waren es ungefähr vierzehn Yards. Langsam rollten die kreisförmigen Wellen über der Stelle aus, wo der Wagen versunken war.
»Kennen Sie ihn?«, fauchte der Motorradpolizist. »Was zum Teufel, bedeutet das? Sie hatten
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