0152 - Wir gegen das »Hirn von Frisco«
ihm.
»Wir verschwenden unsere kostbare Zeit, Decker«, schrie Rosato aufgebracht. »Wain rührt sich nicht in seinem Fuchsbau. Um zehn vor sieben hat er die Villa betreten und bis jetzt nicht mehr verlassen. Ich denke, wir brechen die Überwachung ab. Wenigstens für die Zweigstellen seiner Firma. Wain sitzt wie eine Spinne im Netz. Ich kann mir nicht helfen, Decker, aber ich hab so das Gefühl als wüsste Wain ganz gut, dass wir ihn beschatten. Die besten Männer haben wir auf geboten, an sämtliche Tricks haben wir gedacht, aber das magere Ergebnis rechtfertigt diesen Aufwand einfach nicht.«
»Hören Sie, Captain, Wain kann unmöglich in seinem Haus sein. Er sitzt hier im Zentralbüro. Chatfield, einer der hiesigen FBI-Leute hat ihn erst vor wenigen Minuten am Fenster gesehen. Er kann nicht gleichzeitig in seiner-Villa sein.«
Pause…
Rosato schnaufte wie ein überhitzter Dampfkessel.
»Verflixt, wie kann er uns denn durch die Finger gerutscht sein? Praktisch haben wir sein Haus völlig abgeriegelt. Es gibt keine Möglichkeit für ihn, unbemerkt zu verschwinden.«
»Trotzdem ist er hier wie dort… Das geht nicht mit rechten Dingen zu, Captain. Es kann sich unmöglich halbieren. Sie müssen sich getäuscht haben.«
Bissig kam Captain Rosatos Stimme zurück:
»Ich irre mich nie, Decker. Wenn ich mir nicht sicher bin, halte ich lieber den Mund, als groß anzugeben. Machen Sie, was Sie wollen, aber Wain sitzt in seiner Villa. Vier Bedienstete… Chauffeur, Gärtner und Sekretär. Der vierte zählt wohl zur Reserve. Er macht keinen besseren Eindruck als die anderen drei.«
»Ich werde zu ihm gehen und mit ihm sprechen. Dann werden wir ja sehen, wer recht hat, Captain. Sie oder ich… Bis später, Captain.«
Vor der Espressomaschine wartete Ted Allan auf mich.
»In Ordnung?«, murmelte er.
»Nichts ist in Ordnung. Rosato schwört, dass Wain in seiner Villa sitzt. Los, kommen Sie mit! Wir werden ihn mal auf den Zahn fühlen.«
Auf der anderen Straßenseite lag das große Geschäftshaus still und ruhig unter dem schimmernden Nachthimmel. Ein paar Läden waren im Erdgeschoss untergebracht.Teilweise waren die Schaufenster mit eisernen Läden geschützt.
»Der linke Eingang«, sagte Allan kurz. »Hinter dem Büro liegt eine Drei-Zimmer-Wohnung.«
»Versuchen wir es von der Rückseite.«
Unter einer Laterne stand ein ärmlich gekleideter Stromer. Schweigend stopfte er sich eine Maiskolbenpfeife, suchte nach Feuer und starrte Hilfe suchend in die Runde. Schlurfend kam er auf uns zu.
»Feuer, ja…« Seine Stimme schlug zum Flüstern um. »Chatfield steht in der Tordurchfahrt.«
Allan gab dem Mann Streichhölzer.
»Kann er nach hinten raus?«
»Mason ist auf dem Hof.« Langsam und etwas schwankend ging er die Straße hinab.
Kein Licht fiel aus den Fenstern. Neben dem Eingang zum Wettbüro hingen zwei Schaukästen mit Sportbildern und Totolisten.
Fünf Schritte weiter gähnte das schwarze Loch des Torbogens. Allan ging voran.
»Passt auf, ob jemand kommt, Chatty«, raunte-Ted in die Dunkelheit hinein. »Werden mal kurz bei Wain reinsehen. Ist er allein?«
»Niemand gekommen inzwischen«, meldete sich die Stimme des Unsichtbaren. »Aber so ein närrisches Pärchen drückt sich irgendwo auf dem Hof rum.«
Eine solide Tür mit breiten Stahlbändern verschloss den Zugang zu Kenneth Wains Büroräumen. Ich drückte die Klinke nieder. Abgeschlossen!
Allan sah durchs Schlüsselloch. Unbestimmt hob er seine kräftigen Schultern.
»Klingeln Sie mal, Decker.«
Ein unangenehmer, schriller Ton, wie das blecherne Scheppern leerer Milchkannen. Ich wartete, versuchte es wieder.
Gleich darauf klirrte ein Riegel. Spaltbreit öffnete sich die Tür.
»Wer ist da?«
»Machen Sie auf, Wain. FBI…«, sagte Allan scharf.
»Was wollen Sie zum Teufel? Können Sie mich nicht endlich in Ruhe lassen? Wie lange soll das denn noch so gehen? Seit Monaten seid ihr hinter mir…«
»Halten Sie um Himmels willen den Mund, Wain«, sagte Ted Allan. »Kennen wir alles bis zum Erbrechen. Los, machen Sie schon auf.«
Die Tür wurde erst zugedrückt, dann wurde die Sicherheitskette ausgehakt und Wain stand vor uns im schwachen Licht der Flurbeleuchtung.
»Ohne meinen Anwalt erfahren Sie gar nichts«, sagte er bissig. »Ich werde erst telefonieren.«
»Nichts werden Sie, Wain.« Allan drängte ihn zurück. »Den Mund halten werden Sie. Mit uns können Sie das-Theater nicht machen. Die Karte sticht nicht beim FBI, verstanden?
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