0153 - Eine Handvoll Leben
Frachten aller Art vollgestopft Besatzungsmitglieder waren nicht zu sehen. Vouner richtete sich auf und kroch vorsichtig bis zum Rande des Sackstapels. Jetzt lag er etwa sieben Meter über dem Fußboden des Raumes. Die Säcke waren fest ineinander verkeilt und boten guten Halt. Vouner schwang seine Beine über den Rand und hielt sich an den oberen Säcken fest. Seine Füße fanden einen Vorsprung. Während er sich mit einer Hand noch festhielt, griff er mit der anderen einen Zipfel Stoff weiter unten. Auf diese Weise arbeitete er sich langsam aber sicher in die Tiefe. Der Stapel schwankte, gab aber nicht nach.
Trotzdem war Vouner erleichtert, als er wieder festen Boden unter seinen Füßen hatte. Rein automatisch klopfte er den Staub aus den Kleidern. Dann sah er sich nach einem Ausgang um. Die überall gelagerten Güter versperrten ihm die Sicht. Es blieb ihm nichts übrig, als sich auf die Suche zu machen.
Inzwischen konnte das Schiff bereits zur Landung ansetzen.
Vouner fluchte leise vor sich hin. Das hatte er früher nie getan.
Aber der Hendrik Vouner, der unter dem Einfluß des Aktivators stand, konnte in keiner Beziehung mit jenem Mann verglichen werden, der an Bord der OLIRA gekommen war.
Vouner bahnte sich einen Weg durch das Ladegut. Fredman hatte nahezu allen Platz genutzt. Ein großer Teil seiner Fracht war für Kolonien bestimmt. Das erinnerte Vouner schwach an sein ehemaliges Ziel, das Blaue System. Nun, als Unsterblicher brauchte er nicht beiden Akonen um Arbeit nachzusuchen.
Schließlich fand Vouner die Verladeschleuse des Frachtraumes.
Auf diesem Weg konnte er hier nicht herauskommen. Verzweifelt machte sich der Auswanderer weiter auf die Suche. Es mußte doch eine andere Möglichkeit geben, in einen anderen Teil des Schiffes zu gelangen.
Die Verladeluke!
Vouner blieb stehen. Er mußte weiter nichts tun, als zwei oder drei Reihen von Säcken treppenförmig übereinander zu stapeln, um an sie heranzukommen. Er kehrte um und kletterte an den Ausgangspunkt seiner Suche zurück. Die Luke befand sich etwa vier Meter über seinem Kopf. Als er den ersten Sack packte, wußte er, daß er Schwerstarbeit zu leisten hatte. Er würde kaum vor der Landung mit seinem Aufstieg fertig werden. Jeder der Säcke wog annähernd zwei Zentner.
Enttäuscht ließ sich Vouner auf dem Stapel nieder. Es war nun nicht mehr zu ändern: Er würde an der Jagd nach dem Aktivator nicht weiter teilnehmen können.
Sein Versuch, die Unsterblichkeit für sich zu gewinnen, hatte in dem Frachtraum der OLIRA ein jähes Ende gefunden.
*
Die Meuterei eines Teiles der Besatzung begann während der Landung. Fredman hatte sie zwar vorhergesehen, aber er konnte nichts dagegen unternehmen. Er selbst führte die Pilotenarbeit aus. Er hatte die OLIRA nach Tograys Peilmessungen und den Berechnungen der Bordpositronik an jenen Punkt geführt, an dem sich der Zellaktivator ungefähr befinden mußte.
Fredmari schaute vom Panoramabildschirm weg, als Pliatsikas mit drei Männern in der Zentrale auftauchte. Der Kapitän machte eine ärgerliche Handbewegung.
„Sie sollten uns die Passagiere vom Hals halten", schrie er.
„Damit Sie in der Zwischenzeit alle Vorbereitungen treffen können, um sich den Aktivator anzueignen?" rief Pliatsikas und richtete sein kurzläufiges Strahlengewehr auf Fredman.
Der Kommandant kam langsam von dem Pilotensessel hoch.
„Was bedeutet das?" fragte er verbissen.
Pliatsikas' Gier war in diesem Augenblick größer als sein Gehorsam.
„Sie sind abgesetzt", sagte er wütend.
Togray gab einen Schuß auf den Ersten Offizier ab. Das war wie ein geheimes Signal für die Männer, übereinander herzufallen.
„Die OLIRA!" schrie Fredman. „Wir müssen uns um die Landung kümmern."
Er wollte in den Pilotensessel zurück, doch einer von Pliatsikas' Leuten sprang ihn von hinten an und riß ihn zu Boden. Der Panoramabildschirm zersprang unter dem Schuß einer Thermowaffe. Fredman schrie auf und erhielt einen Schlag gegen den Kopf. Er rollte unter den Navigationstisch, während sich sein Gegner wie eine Katze an ihm festklammerte. Zwei Hände umschnürten seinen Hals, er mußte wie wild nach Luft schnappen.
Blindlings trat er um sich. Der Tisch löste sich aus den Halterungen und kippte um. Die Männer schrieen, und keiner schien mehr zu wissen, wer gegen wen kämpfte. Fredman fühlte den Druck an seinem Hals nachlassen. Er stieß seinen Gegner von sich und richtete sich auf.
Da kam Mrs. Grey an der Spitze
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