0153 - Eine Handvoll Leben
Handeln. Blindlings tastete er nach den Kontrollen.
Da bäumte sich das Boot auf und schoß mit wahnsinniger Anfangsgeschwindigkeit der Hangarschleuse entgegen. Doch der Gleiter hatte sich vollkommen verbogen. Das Beiboot prallte genau mit der Mitte auf den Seitenteil der Schleuse und wurde in seiner ganzen Länge aufgeschlitzt. Togray wurde von seinem Sitz hochgerissen und wie von unsichtbaren Wellen auf den Schlitz zugespült. Das wilde Rudern seiner Arme war eine Täuschung, die von dem Sog hervorgerufen wurden.
Denn Fance Togray war im gleichen Augenblick gestorben, als das Beiboot gegen die Seitenschleuse geschmettert wurde.
*
Der Umstand, daß die OLIRA schräg gegen einen mit hohen Bäumen bewachsenen Berghang raste, bewahrte das Schiff vor seiner völligen Vernichtung. Die rotglühende Außenhülle aus Arkonstahl versengte mit ihrer Hitze die obersten Wipfel der Bäume, über die sie dahinschoß. Die OLIRA ließ eine feurige Spur hinter sich, einen brennenden Pfad, der ihre ungewollte Flugbahn kennzeichnete.
Als das Frachtschiff endgültig aufprallte, war seine Geschwindigkeit bereits so verringert, daß es nicht vollkommen zerbarst. Die OLIRA wurde zwar auseinandergerissen, aber ihr Gesamtgefüge blieb bestehen. Das Schiff würde jedoch niemals wieder in den Weltraum starten können.
Der Wald um die OLIRA herum stand in hellen Flammen. Die ersten Bäume brachen in sich zusammen. Die Stelle des Absturzes bot ein Bild schrecklicher Verwüstung. Nie mehr, so schien es, würde sich an dieser Stelle Leben regen.
Und doch würde in einigen Stunden ein Mann durch diese Trümmer kriechen, um dem Unheil zu entrinnen.
Dieser Mann würde kein anderer sein als Hendrik Vouner, der einzige von allen Menschen der OLIRA, der den Absturz überlebt hatte. In diesem Augenblick lag Vouner jedoch noch in tiefer Bewußtlosigkeit und unter einem Stapel Säcke begraben.
*
Hefner-Setons schlanke Hände strichen über die Karte und glätteten sie behutsam. Der Ara warf den Umhang, den er über den Rücken gelegt hatte, zurück auf den Stuhl.
„Hier", sagte er. „Das wird unser nächstes Ziel sein."
Außer Hefner-Seton hielten sich noch vier weitere Aras in dem Kommandoraum der KÖTARK auf. Sämtlich waren sie hochgewachsene, überschlanke Männer, deren Körper zerbrechlich wirkten. Zwei von ihnen waren kahlköpfig, die anderen hatten spärliches, aber sorgsam gescheiteltes Haar. Ihre farbenfrohen Umhänge wirkten in der nüchternen Umgebung auffallend.
„Das Velander-System", sagte Hefner-Seton lächelnd. „Von allen Experten als uninteressant eingestuft. Insgesamt drei Planeten umkreisen eine kleine gelbe Sonne. Die innere Welt zieht ihre Bahn so dicht um den Stern, daß sie fast glutflüssig ist, während die äußere ein kalter Steinbrocken ohne besondere Werte ist.
Lediglich der mittlere Planet ist eine Sauerstoffwelt. Es wird Ihren Enthusiasmus nicht zu steigern vermögen, wenn ich Ihnen sage, daß es sich um eine Dschungelwelt handelt, mit riesigen Urwäldern, Sümpfen und großen Meeren." Hefner-Seton blickte die übrigen Männer spöttisch an. „Politisch gesehen, gehört dieser Stern, der den Namen seines Entdeckers trägt, zum Imperium, dem wir" - der Ara zog seine Mundwinkel in die Höhe - „ja ebenfalls angeschlossen sind. Bisher wurden keine Versuche unternommen, diese Welt zu kolonisieren, da es noch genügend günstigere Plätze gibt, an denen sich die Terraner niederlassen können."
Trotin, der älteste der Anwesenden, nickte Hefner-Seton zu. „Vielen Dank für Ihre Ausführungen, mein Freund. Glauben Sie nicht, daß wir dieses Spezialschiff ausgerüstet haben, um einem Phantom nachzujagen. Wir glauben vielmehr, daß es uns gelingen wird, in den tropischen Verhältnissen des zweiten Velander- Planeten Bakterien zu entdecken, die unserer Forschungsarbeit dienlich sein können. Ungestört von unseren terranischen Freunden können wir uns auf dieser Welt an die Arbeit machen."
Hefner-Seton schaute rasch auf die Kontrollen. „Haben Sie noch wichtige Angelegenheiten zu besprechen, meine Herren, oder kann ich meine Männer jetzt in den Kommandoraum zurückrufen?"
Für die hervorragend ausgebildeten Mediziner galt Hefner-Seton als gewöhnlicher Arbeiter, der nichts weiter zu tun hatte, als ein Raumschiff mit einer Arbeitermannschaft zu befehligen. Hefner- Seton dachte von den Medizinern nicht besser, aber im Gegensatz zu ihnen gab er sich keine besondere Mühe, seine Meinung zu
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