0153 - Eine Handvoll Leben
Über ihm loderte eine fast geschlossene Feuerwand. Lediglich hinter sich konnte er eine Stelle sehen, an die die Flammen bisher noch nicht vorgedrungen waren.
Die Luft, die er einatmete, stank nach verbranntem Stoff und verschmortem Plastik.
Vouner kämpfte verbissen gegen seine Schwäche an. Wenn er hier liegenblieb, mußte er unweigerlich verbrennen.
Vouner begann, seinen rechten Arm unter den Säcken herauszuziehen. Als er es endlich geschafft hatte, stellt er fest, daß sein Unterarm verletzt war. Die Wunde schmerzte jetzt kaum, aber Vouner wußte, daß sie bald behandelt werden mußte.
Sein linker Arm lag unter einer ungleich schwereren Last begraben, aber mit Hilfe der freien Hand schaffte er es, auch ihn zu befreien. Danach war er so erschöpft, daß er mehrere Minuten schwer atmend mit geschlossenen Augen dalag.
Allmählich kam ihm seine Situation voll zu Bewußtsein.
Die OLIRA hatte Schiffbruch erlitten. Das Schiff war auf dem zweiten Planeten des Velander-Systems abgestürzt. Vouner fragte sich, ob es außer ihm noch andere Überlebende geben mochte.
Es war durchaus möglich, daß diese bereits mit der Suche nach dem Zellaktivator begonnen hatten.
Vouner knurrte erbittert und zerrte mit seinen Händen die Säcke auf seinem Körper zur Seite. Der Gedanke an den Aktivator verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Er arbeitete wie ein Verrückter und schonte sich nicht.
Schließlich konnte er sich mit dem Oberkörper aufrichten. Von da an fiel ihm seine Rettung leichter. Die letzten Hindernisse räumte er rasch aus dem Weg, dann stand er in der Grube.
Verbrannte Stofffetzen wurden zu ihm herabgewirbelt. Glühende Teilchen landeten auf den Säcken und brannten dort weiter.
Vouner starrte auf das Feuer, das ihm den Weg in die Freiheit versperrte. Er zwang sich zu ruhiger Überlegung. In seiner Lage konnte er keinen größeren Fehler machen, als blindlings davonzustürmen.
Jeder weitere Schritt mußte gründlich überlegt werden. Vouner wischte über sein Gesicht und kroch aus der Grube heraus. Oben angekommen, sah er zum erstenmal die Zerstörungen des Frachtraumes in ihrem ganzen Ausmaß. Er stöhnte auf.
Das Feuer hatte ihn fast völlig eingeschlossen. Vouner blickte in die Höhe und sah durch einen klaffenden Riß wolkenverhangenen Himmel. Rauch strömte aus dieser Öffnung ins Freie, aber für Vouner blieb dieser Ausweg versperrt.
Das Geräusch einer Explosion riß ihn aus seinen Gedanken. Er mußte weiter. Vouner schlug die einzige Richtung ein, die ihm das Feuer noch freigelassen hatte. Er mußte vorsichtig sein, denn stellenweise lagen die Säcke lose übereinander und drohten in sich zusammenzustürzen. Vouner bewegte sich wie auf Eis.
Schweiß lief ihm über das Gesicht und biß in seinen Augen.
Er fühlte sich etwas wacklig in den Knien, dachte aber nicht daran, jetzt aufzugeben.
Am Ende seines eingeschlagenen Weges erwartete ihn ein neuer Schock. Hier brannte es zwar nicht, aber sein Weiterkommen wurde von einem gewaltigen Berg Fracht versperrt, der bei dem Aufprall der OLIRA entstanden war. Es handelte sich ausnahmslos um Ersatzteile für irgendwelche Maschinen, spitze Stahlteile, die sich ineinander verkeilt hatten. Wie ein Wall versperrten sie Vouner den Weg. Er betrachtete seine Unterarmwunde. Eines dieser Teile hatte ihn während des Absturzes wahrscheinlich getroffen.
Vouner blickte zurück. Das Feuer fraß sich zwar langsam, aber unaufhaltsam weiter.
Der Auswanderer packte ein über ihm herausragendes Metallstück und zog sich daran hoch. Seine Füße fanden Halt. Er arbeitete sich fast drei Meter in die Höhe, wobei er Jackett und Hose an mehreren Stellen aufschlitzte. Er selbst kam bis auf kleine Kratz- und Schnittwunden unbeschadet davon.
Er wollte bereits erleichtert aufatmen, als der Stapel unter ihm nachgab. Er stieß einen Schrei aus, krallte sich verzweifelt fest und fühlte eine Stahlspitze in seine Wade dringen. Zu seinem Glück machte er den Rutsch nicht bis nach unten mit.
Mit äußerster Vorsicht setzte er seine Flucht vor dem Feuer fort.
Er überprüfte jetzt jeden Vorsprung, an dem er sich festklammern wollte, bevor er sich auf dessen Festigkeit verließ.
Endlich, als er schon glaubte, der Berg aus Metall würde nie ein Ende nehmen, erreichte er die Spitze. Von seinem Platz aus gelang es ihm, eine der losgerissenen Hauptverstrebungen der OLIRA zu umfassen. Indem er sich an den in regelmäßigen Abständen angebrachten Laschen festhielt, arbeitete er sich allmählich
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