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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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aller Frechheit für einen im Grunde anständigen Menschen hielt. Sie musste nur in die richtigen Hände kommen.
    »Was Sie nicht sagen! Wer ist denn der hoffnungsvolle Sprössling?«, erkundigte Phil sich.
    »Sie heißt Lilian Parker und weigert sich, ihre Adresse zu nennen. Sie sagt, sie habe auf eigene Faust einmal einen Bummel gemacht. Dabei sei sie an einen Kavalier geraten, der frech wurde, als sie mit ihm im Wagen saß, um nach Hause gebracht zu werden. Daraufhin riss sie den Schlag auf, sprang hinaus und genau in die Arme eines Polizisten, der sie mitnahm.«
    »Und der Wagen?«
    »Der fuhr weiter. Der Cop war zu Fuß und in diesem Augenblick allein. Er hatte auch keinen Anlass, von der Waffe Gebrauch zu machen.«
    »Wenn das stimmt, so werden Sie wenigstens, was das Mädel angeht, kein Glück haben«, meinte ich.
    Richter Stone war ein behäbiger, gutmütig aussehender Mann, der den jugendlichen Angeklagten gegenüber stets den richtigen Ton fand. Er thronte einsam in seiner schwarzen Robe an seinem Tisch und blätterte in einigen Papieren. Vor ihm waren die fünfzehn Angeklagten aufgereiht, vierzehn Jungen und ein Mädchen. Und dieses Mädchen erkannte ich sofort, obwohl sie Männerkleidung trug: hohe Stiefel, Breeches, ein buntes Hemd; und darüber ein kastanienbrauner, jetzt recht zerzauster Lockenkopf.
    Phil und ich warfen uns einen schnellen Blick zu, aber wir ließen uns nichts anmerken. Noch bevor der Richter die Formalitäten, erledigen konnte, meldete sich ein blasser bebrillter Mann, den ich nicht nur vom Ansehen kannte. Es war der Rechtsanwalt Paulsen, der nicht gerade den besten Ruf genoss.
    »Euer Ehren«, begann er, »ich muss ernsthaft gegen die Verhaftung dieser unschuldigen jungen Menschen protestieren. Sie wurden ohne gesetzlichen Grund festgenommen. Die Polizei hat versucht, Erklärungen von Zeugen gegen sie zu erhalten, aber niemand hat sie erkannt. Diese jungen Leute sind schuldlos und nur durch Zufall in 'den Trubel geraten. Es ging alles so schnell, dass sie keine Möglichkeit hatten, sich in Sicherheit zu bringen. Während die wirklich Schuldigen entkamen, sollen sie nun einer unfähigen Polizei als Sündenböcke dienen. Sie mussten die Nacht in schmutzigen Polizeizellen zubringen, wurden fotografiert, ihre Fingerabdrücke wurden genommen. Sie wurden endlos verhört und mit allen Mitteln eingeschüchtert. Die Polizei wusste ganz genau, dass nichts gegen diese jungen Menschen vorlag. Sie suchte Opfer, und es war ihr recht, diese gefunden zu haben. In meiner Eigenschaft als Vertreter der Verhafteten verlange ich, dass sie sofort in Freiheit gesetzt werden.«
    Der Richter hob beschwichtigend die Hand und wandte sich an Lieutenant Stanley.
    »Sie haben gehört, Lieutenant, was Mister Paulsen vorbringt. Haben Sie Zeugen oder sonstiges Beweismaterial?«
    Fünfzehn Köpfe wendeten sich dem Police-Officer zu, der sichtlich unsicher wurde.
    »An den Ausschreitungen waren wenigstens hundertfünfzig Leute beteiligt. Leider gelanges der Mehrzahl, bei Eintreffen def Polizei zu entkommen. Wir haben nur wenige festnehmen können, aber diese wenigen befanden sich am Tatort, und es ist mehr als unglaubwürdig, dass sie sich nur zufällig dort aufhielten.«
    »Larifari!«, krächzte der Anwalt. »Die Straßen unserer Stadt sind öffentlich und zur Benutzung für jedermann frei. Es ist Sache der Polizei, für Ordnung und Sicherheit auf diesen Straßen zu sorgen. Wenn sie diese Pflicht vernachlässigt, so kann sie dafür nicht beliebige Mitbürger verantwortlich machen, die sich zufällig da aufhalten, wo die von unseren Behörden geduldeten Gangster ihr Unwesen treiben.«
    Jetzt wollte Lieutenant Stanley wütend auffahren, und auch in den Reihen der als Zeugen geladenen Polizisten machte sich ein drohendes Gemurmel bemerkbar.
    Richter Stone hob gebieterisch die Hand.
    »Ich muss Sie bitten, Herr Verteidiger, sich auf sachliche Darlegungen zu beschränken. Es ist festzustellen, ob die Polizeibehörde einen glaubhaften Nachweis dafür zu erbringen vermag, dass die hier-Vorgeführten an den Ausschreitungen beteiligt waren. Haben Sie dafür konkrete Beweismittel, Zeugenaussagen oder dergleicheil?«
    Lieutenant Stanley sah seine Felle davon schwimmen. Sicherlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ein Anwalt in Erscheinung treten würde, und Paulsen war nicht Irgendwer, sondern ein ausgekochter Fuchs, der schon ganz andere Leute als ein paar jungendliche Krachmacher losgeeist hatte. Stanley musste also

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