Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
Vom Netzwerk:
auch sagen, wo Ihr Freund Valgas geblieben ist, und ob er es war, der Sie in letzter Sekunde in seinen Wagen zerrte.«
    Sie lachte spöttisch.
    »Wie ich dorthin kam, kann ich Ihnen ohne Weiteres erklären. Als Sie telefonieren gingen, machte Fernando mir eine Szene. Sie müssen wissen, er ist schrecklich eifersüchtig.«
    »Dafür ist er ein Mexikaner«, meinte ich.
    »Ich finde Mexikaner sehr nett«, protestierte sie.
    »Vor allem Mister Valgas. Erzählen Sie weiter.«
    »Wir versetzten Sie also und waren bis ungefähr zehn Uhr in ein paar Lokalen. Dann sagte er, er habe eine geschäftliche Konferenz, und schlug vor, später mit mir einen Bummel durch das East End zu machen. Er brachte mich nach Hause, wo ich mich entsprechend umzog. Nachher war ich dann, wie verabredet, um ein Uhr an der Ecke Delancey/Essex Street.«
    »Finden Sie das nicht einen etwas merkwürdigen Platz und eine noch merkwürdigere Zeit, um sich zu einem harmlosen Bummel zu verabreden?«, fragteich.
    »Wieso?«, sagte sie mit einem dreisten Lächeln. »Ich wollte mich amüsieren und das habe ich ja auch getan. Bevor Fernando kam, ging der Krach los, im Nu war ich dann mitten in dem Trubel und amüsierte mich köstlich.«
    »Auch darüber, dass eine Anzahl harmloser Menschen halb oder dreiviertel totgeschlagen wurde?«, fragte ich.
    »Davon habe ich nichts gesehen.«
    »Aber Sie haben gesehen, dass die jugendlichen Gangster, in deren Gesellschaft Sie sich befanden, einen Laden ausrauben wollten.«
    »Daran dachte ich überhaupt nicht. Ich war viel zu vergnügt und aufgeregt.« Sie grinste ironisch.
    »Wenn Sie so weitermachen, mein Kind«, sagte ich wütend und packte ihren Arm, »dann schaffe ich Sie zu einem Psychiater und lasse Sie auf Ihren Geisteszustand untersuchen.«
    »Was unterstehen Sie sich!«
    Sie riss sich los, und dabei rutschte der bis zum Ellbogen aufgekrempelte Ärmel des Hemdes ein Stückchen höher.
    »Stopp!«, sagte ich und schob ihn noch weiter hinauf.
    Margrets Oberarm war durch eine blaue Zeichnung verunstaltet. Es war eine sehr primitive Tätowierung, die einen Tiger mit aufgerissenem Maul darstellte. Das war das Zeichen der Tiger-Gang in der Elizabeth Street, von der Lieutenant Stanley gesprochen hatte.
    »Sieh da!«, meinte ich trocken.
    »Sie sind ein unverschämter Flegel«, fauchte Margret. »Ich lasse mich nicht von einem schmutzigen Versicherungsagenten anfassen und erpressen. Gehen Sie doch zu meiner Mutter und erzählen Sie es ihr. Mich können Sie damit nicht reizen.«
    Jetzt verlor ich die Geduld.
    »Ich denke gar nicht daran, mich an Ihre Mutter zu wenden. Wenn ich jemanden ins Vertrauen ziehe, so ist das die Polizei. Ihr Freund Valgas ist ein Gangster, und Sie selbst sind Mitglied einer Gangster-Gang. Außerdem rauchen Sie Marihuana. Ich habe genug Gründe, Sie sofort einsperren zu lassen, selbst wenn ich über das, was ich heute Nacht gesehen habe, den Mund halte. Ich gebe Ihnen jedoch eine Chance. Packen Sie aus, sagen Sie mir die Wahrheit! Dann wird kein Mensch etwas erfahren.«
    »Ich weiß weder, was Sie berechtigt mir zu drohen, noch mir Versprechungen zu machen, Mister Versicherungsagent.«
    »Lassen Sie den Versicherungsagenten aus dem Spiel«, entgegnete ich. »Sie haben gehört, was ich Ihnen vorschlug. Sie können ja oder nein sagen.«
    »Lassen Sie mich einen Augenblick überlegen«, sagte sie kleinlaut. »Entschuldigen Sie.«
    Sie stand auf und ging zur Toilette. Um ganz sicherzugehen, fragte ich den Barmann, ob der Waschraum noch einen zweiten Ausgang habe. Beruhigt war ich, als ich hörte, dass dies nicht der Fall sei. Ich musste fast zehn Minuten warten, bis Margret zurückkam, und es fiel mir sofort auf, dass sie wesentlich besser und munterer aussah. Als sie sich wieder setzte, wusste ich den Grund. Ich roch es an ihrem Atem.
    Leider haben viele Toilettenfrauen in New York ein kleines Depot von Marihuana-Zigaretten, und hier musste Margrets Bestand auf diese Art und Weise aufgefrischt worden sein.
    »Wie steht es nun?«, fragte ich.
    »Nichts«, antwortete sie frech. »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich zu sagen habe.«
    »Und wer saß in dem Wagen, in den Sie sich vor der Polizei in Sicherheit brachten?«
    »Fernando natürlich. Er hatte mich gesucht, und als er sah, dass ich in Schwierigkeiten war, half er mir.«
    »Und dann sind Sie wieder von ihm ausgerückt. Darf ich wissen, warum?«
    »Ja, er wurde zudringlich. Wahrscheinlich ging sein südländisches Temperament mit ihm durch.« Sie

Weitere Kostenlose Bücher