0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger
der Kisten zerbrach. Der Inhalt bestand aus dreißig Stangen Morrison-Zigaretten, mit Etiketten der ›Rettet die Jugend‹ Organisation eines gewissen Mister Elliot.«'
»Ja und…?« fragte ich atemlos.
»Es sind keine Morrisons. Es sind Reefers. Wir haben die Ladung beschlagnahmt, konnten aber den Fahrer, der zugleich Eigentümer des Wagens ist, nicht vernehmen. Er hat einen Schädelbruch. Aus den Papieren geht jedoch hervor, dass die Kiste bei der Lions-Gang in der Williams Street abgeliefert werden sollte. Die Lions-Gang ist eine Bande von jugendlichen Gangstern, die wir schon lange auf dem Kieker haben. Einige der Burschen wurden bei dem letzten Krawall am Broadway verhaftet und bestraft. Ich bin im Begriff, mir die Geschäftsräume dieser seltsamen Wohlfahrtvereinigung näher anzusehen.«
»Bitte tun Sie das nicht, Sergeant«, bat ich. »Sie werden dort nichts finden. Fragen Sie Captain Borner. Wir haben das gleiche Zeug bei der Tiger-Gang gefunden. Ich selbst war heute bei Elliot. Der Laden ist sauber. Ich möchte nicht, dass noch mehr Staub aufgewirbelt wird, bevor wir wissen, woher das Zeug kommt. Wir haben die Sache in die Hand genommen und tragen die Verantwortung. Sollten Sie allerdings ohne Elliot oder seinen Drucker zu fragen, etwas herausbekommen, so wäre ich Ihnen dankbar.«
»Okay, wir werden uns danach richten«, sagte er, aber ich konnte hören, dass er verärgert war.
Fünf Minuten später kam Phil hereingestürmt.
»Soeben ist eine Meldung der Highway Police gekommen. Man hat Valgas Wagen gar nicht weit von der Stelle, an der ich ihn verlor, mitten in einem Kornfeld gefunden. Er hatte es so eilig auszurücken, dass er sogar vergessen hat, die Papiere mitzunehmen. Im Übrigen ist das Auto leer.«
»Valgas!… Es war doch Valgas, der die Zigaretten zur Tiger-Gang brachte, und diese Vereinigung trug das Etikett der Vereinigung für die Jugend. Wie kommt der Kerl daran?«
»Wie kommen die Heiden an die Hemden?«, sagte Phil. »Von den Missionaren natürlich.«
»Du willst doch nicht sagen, dass Valgas die Giftzigaretten von Elliots Verein erhalten hat?«
»Es wäre nicht unmöglich. Ich habe rein routinemäßig festgestellt, wo der Wohltäter der Jugend wohnt. Er hat, keine fünf Minuten von dem Platz entfernt, an dem Valgas verschwand und seinen Wagen stehen ließ, ein Landhaus. Zu Fuß kann er nicht weit gekommen sein.«
»Das wäre eine tolle Sache«, brummte ich. »Elliot rettet die Jugend mit Reefers. Was hältst du von dieser Schlagzeile für die News?«
»Noch wissen wir es nicht«, meinte Phil, griff zum Telefon und ließ sich mit der Karteiabteilung verbinden. »Schaut mal nach, ob ihr etwas über einen gewissen Peter Elliot habt…Ja, ich warte.«
»Ich glaube tatsächlich, du bist verrückt«, sagte ich. »Wenn nicht, so ist es der größte Witz des Jahrhunderts.«
Phil winkte ab, presste den Hörer ans Ohr und hörte mit gerunzelter Stirn zu.
»Volltreffer«, sagte er dann. »Peter Elliot wurde vor sieben Jahren in Los Angeles wegen Rauschgiftschmuggels zu achtzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Er kam so billig davon, weil man ihm nur wenig nachweisen konnte, aber es bestand der Verdacht, dass seine Geschäfte viel größer waren, als an den Tag kam.«
»So ein Lump!«, sagte ich, und dann überlegten wir, was wir tun konnten.
Phil war dafür, sofort zuzugreifen, aber ich redete ihm das aus. Wir schickten zehn unserer Leute zu Elliots Landhaus. Sie erhielten den Auftrag, zu beobachten, ob dort irgendwelche Kisten oder Pakete ankämen oder abtransportiert würden. Die ausgehenden Transporte sollten bis zu ihrem Bestimmungsort verfolgt und erst dort geprüft werden. Einkommende Sendungen sollte man in Ruhe lassen. Dasselbe ordneten wir für die Geschäftsräume der Vereinigung an.
Auf diese Art würden wir den Burschen auf frischer Tat erwischen. Von Valgas war immer noch keine Spur gefunden worden, aber wenn unser-Verdacht stimmte, und davon waren wir überzeugt, so würden wir ihn wohl bei Mister Elliot finden.
Es war inzwischen fünf Uhr geworden. Das Gefängnis meldete, die ehemalige Hausangestellte von Mrs. Hudson, Annie Thomas, verlange, zu uns geführt zu werden. Sie wolle etwas aussagen. Ich sagte, dass man sie sofort heraufbringen solle. Also hatte die Frau sich doch entschlossen, den Mund aufzumachen.
Dann klopfte es, und die Gefängniswärterin schob Annie Thomas ins Office. Wenn ich geglaubt hatte, sie wäre geknickt und reumütig, so hatte ich mich
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