0154 - Desteros Rache
Fratze gemalt war, die das Gesicht des Teufels zeigte.
Ein dreieckiges Gesicht, an den Seiten breit und unten spitz zulaufend. Der Mund war geöffnet. Ein breites Grinsen verzerrte das Gesicht, und Johnny sah auch die gefährliche Zahnreihe, die den Mund entstellte.
Die Zähne waren hart, sie wirkten wie in den Kiefer hineingeschlagen und glänzten.
Der Junge wußte noch nicht, daß er auf dem Abbild des Teufels hockte, er wollte nur weg.
Bis jetzt sah er das Ganze noch ein wenig als Spiel an. Und wie Kinder nun mal sind, auch Johnny hielt es nicht lange auf einem Platz aus. Er wollte von der Platte runter. Da sie über dem Boden stand und er noch nicht so groß war, kroch er auf allen vieren zum Rand der Platte. Rasch hatte er sein Ziel erreicht und zuckte zurück.
Obwohl nichts zu sehen war, faßte Johnny mit seiner kleinen Hand gegen eine Mauer.
Sie war unsichtbar und hielt den Jungen zurück. Er konnte wirklich nicht von der Platte herunter, da war eine unsichtbare Barriere, die das verhinderte.
Johnny überlegte. Er zog sich wieder zurück, drehte sich dabei und versuchte es an einer anderen Stelle erneut. Mit dem gleichen Mißerfolg. Auch hier gelang es ihm nicht, die Platte zu verlassen.
Der Kleine schluckte.
Plötzlich wurden seine Augen feucht. Er merkte instinktiv, daß dies kein Spiel mehr war, daß er sich irgendwo befand, wo er einer feindlichen Umwelt gegenüberstand und sich nicht mehr im Schutz seines Elternhauses befand. Johnny war verzweifelt. Was sollte er tun?
Noch einmal unternahm er einen Versuch, kroch in die entgegengesetzte Richtung, und wieder wurde er von der »Wand« aufgehalten. Er kam einfach nicht weg.
Johnny Conolly bewegte sich wieder zur Mitte des kreisrunden Steines hin. Dort hockte er sich nieder und begann zu weinen…
***
Ich hörte den Schuß, rechnete mit dem Einschlag der Kugel und damit, daß mein Lebensfaden von einem Augenblick zum anderen reißen würde. Das geschah nicht.
Dafür vernahm ich Bills Stimme. »Bist du denn wahnsinnig, Sheila? Geh mir aus dem Weg!«
»Nein!«
Jetzt hielt mich nichts mehr. Ich hatte die Überraschung verdaut und federte aus dem Sessel.
Eine Sekunde brauchte ich, um die Szene in mich aufzunehmen.
Sheila kämpfte mit ihrem Mann. Sie bog dessen rechten Arm nach oben, so daß die Mündung der Waffe gegen die Decke zeigte.
Sheila war es also gewesen, die mich im letzten Augenblick vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.
Ich flankte über das Vorderteil des Sessels hinweg, wuchtete mich von der Seite her auf die beiden zu. Meine Handkante fiel nach unten und traf Bill Conollys rechte Schulter. Es war ein harter Schlag, aber ich mußte in diesen Augenblicken so handeln.
Wie von selbst öffnete sich die Faust, und die Waffe rutschte Bill aus den Fingern. Mit einem dumpfen Laut landete sie am Boden.
Sofort kickte ich sie weg. Dann nahm ich mir Bill vor. »Zur Seite, Sheila!« Sie gehorchte instinktiv, ich stand vor Bill und sah seinen stieren Blick. Mein Freund hatte den Mund halb geöffnet, sein rechter Arm hing an seinem Körper herab, als würde er gar nicht mehr dazu gehören. Bill zitterte.
»Können wir uns jetzt unterhalten?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. Dann griff er an. Obwohl er nur einen Arm gebrauchen konnte, riskierte er es. Er wollte mich mit der linken Faust zu Boden dreschen.
Ich unterlief den Schlag, und dann folgte mein Konter. Es war ein Hieb, der ihn durchschüttelte und seinen Kopf in den Nacken riß.
Bill taumelte zurück, seine Knie wurden weich, der Blick seiner Augen glasig, und dann fiel er zusammen, als hätte ihm jemand die Beine unter dem Körper weggerissen.
Quer über der großen Ledercouch blieb er liegen.
Ich rieb mir meine rechte Hand. Die Knöchel schmerzten, so hart hatte ich zugeschlagen. Sogar die Haut war an einigen Stellen abgeschürft. Oben im Schultergelenk spürte ich ein schmerzhaftes Ziehen. Aber ich lebte, und das allein zählte. Obwohl ich dies allein Sheila zu verdanken hatte, Bills Frau.
Ich steckte die Luger ein und ging dann auf Sheila zu.
Sie stand vor dem Tisch und sah aus, als würde sie jeden Moment umkippen. Ihr Gesicht war nur eine wächserne Maske.
Sie bebte am gesamten Körper, und auf ihren Wangen tanzten hektische rote Flecken.
Behutsam legte ich einen Arm um ihre Schultern. Als sie die Berührung spürte, sah sie mich an und erwachte wie aus einem tiefen Schlaf. »John!« flüsterte sie.
»Danke, Sheila«, sagte ich und konnte nicht vermeiden, daß meine
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