0155 - Gefangen im Horror-Haus
umgebracht und sprichst jetzt von Liebe?«
»Liebe und Haß liegen eng beisammen, denn Liebe erzeugt Abhängigkeit und Haß ist dann der einzige Ausweg, die einzige Chance zur Befreiung. Wie im Krieg: Entweder du oder ich! Ich mußte sie töten, um nicht selbst zu sterben.«
»Als wäre das ein Ausweg. Diese verdammte Hure. Du hast geglaubt, sie treibt es nur mit mir, und ich habe ihr vertraut - allem, was sie über dich sagte - und über uns.«
»Ich erinnere mich, Lee Horvath! Mein bester Freund hat ein Verhältnis mit meiner Frau. Was glaubst du, was in mir vorging? Ich mußte sie töten!«
»Das erwähntest du schon!« rief Horvath hitzig.
Langton barg das Gesicht in den Händen.
»Sie kommen!« sagte er tonlos.
Irritiert runzelte Horvath die Stirn. »Was meinst du, Doug?«
»Die beiden, die du gerufen hast. Sie sind am Tor. Belial wird sie vernichten.«
»Belial?« fragte Horvath lauernd.
Doug Langton ließ die Arme sinken. Sein Blick war unstet. Horvath glaubte, den Totenschädel durch die Haut schimmern zu sehen. Es schauderte ihn.
Er lauschte in sich hinein. Ja, er spürte die magischen Energien, die das Haus beherrschten, und es war bewiesen, daß sie ihn nicht vernichten konnten. Etwas hielt schützend die Hand über ihn. Er war sozusagen immun. Aber er konnte sich auch nicht befreien. Seine Kräfte waren da, um ihn zu schützen, doch konnte er sie nicht mobilisieren, um damit zu kämpfen!
Irgendwie hatte sich Lee Horvath damit abgefunden. Er wollte etwas anderes: Informationen! Vielleicht gab es einen Hinweis, den er verwenden konnte?
Langton sprach weiter, als sei nichts geschehen.
»Ich mußte sie töten und gleichzeitig auch dich für deinen Verrat an unserer Freundschaft bestrafen!«
Horvath nickte geistesabwesend. Die beiden, die er gerufen hatte? Das konnten nur Professor Zamorra und dieser Riese in seiner Begleitung sein. Wer war das?
Zamorra, du bist hier! dachte er. Du wirst scheitern wie ich gescheitert bin.
Er beeilte sich, zum Thema zurückzufinden.
»Das ist dir vortrefflich gelungen. Der perfekte Mord. Du hast mir vorgegaukelt, ich müßte geschäftlich nach Australien. Eine dubiose Firma, die Kontakte mit uns knüpfen wollte. Dabei existierte sie gar nicht. Eigenhändig hast du mich zum Flughafen gebracht. Wir verabschiedeten uns wie es Freunde tun. Dabei lag Helen bereits in ihrem Blut. Wie hast du das geschafft? Ich meine, diese Heuchelei, die in mir nicht den leisesten Verdacht aufkeimen ließ?«
»Ich weiß es nicht!«
»Und ich weiß genauso wenig, wie ich es fertigbrachte, der australischen Polizei durch die Lappen zu gehen. Gleich bei der Landung nahm man mich fest und verfrachtete mich in irgendein Büro. Die Klimaanlage war defekt. Es war verdammt heiß. Ich war ahnungslos, aber das kaufte man mir nicht ab. Bis man mir endlich sagte, ich hätte Helen ermordet. Da drehte ich durch. Das Fenster stand offen. Ehe die Beamten reagieren konnten, war ich drüben. Zweiter Stock. Ich flankte über die Fensterbank, kam unten an, zog mir eine Menge Schrammen zu und rannte um Leben und Freiheit. Nach drei Tagen und drei Nächten hatte ich Sydney hinter mir und befand mich in freier Wildnis. Wie ein Tier ernährte ich mich - ich, der Stadtmensch! Ich aß Wurzeln, sogar Gras. Manchmal hatte ich das Gefühl, es würde mir den Leib zerreißen. Ich überlebte all dies und fand irgendwann den uralten Eingeborenenstamm. Die Schwarzen haßten alles, was weiß war. Ich kam vom Regen in die Traufe. Ein Wunder, daß sie mich nicht sofort massakrierten. Aber wahrscheinlich hatten sie doch ein wenig Mitleid. Es dauerte lange, bis ich ihre Sprache verstand, und dann sagten sie mir, ich sei ein Tier, ein Arbeitstier. Bald glaubte ich es selber. Sie behaupteten, die Zivilisation der Weißen vernichten zu können, aber das sei nicht notwendig. Sie hätten Zeit und würden Geduld üben. Der weiße Mann würde seine Vernichtung selber besorgen. Zehn Jahre, mein Freund, verbrachte ich unter den Eingeborenen. Ich kämpfte mich empor und wurde der Mächtigste unter ihnen. Ich kam nach London, um mich an dir für alles zu rächen. Und hier traf ich auf meinen Meister! Jetzt weiß ich, warum die Eingeborenen warten und auf was. Vielleicht wissen sie es selber nicht so genau. Sonst hätten ie es mir gesagt: Die Gesellschaftsstruktur der sogenannten zivilisierten Welt birgt einen hervorragenden Nährboden für das personifizierte Böse! Wo es organisierte Formen annimmt, überrollt es alles, was sich
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