0155 - Gefangen im Horror-Haus
australischen Busch erlebt hast!«
Lee Horvath zeigte sich bereitwillig. Er hatte nichts zu verbergen, hatte begriffen, daß sie alle drei im gleichen Boot saßen. Nur gegenseitiges Vertrauen und gegenseitiges Verständnis konnten eine Grundlage bilden, den Kampf fortzuführen.
Gor wurde Zeuge der Ereignisse, die wie im Zeitraffer vor ihm abliefen. Zunächst die Flucht vor der Polizei.
Ein Umstand, der Horvath selbst niemals so recht aufgefallen war, erregte Gors Aufmerksamkeit. Er beschäftigte sich näher damit, stoppte an dieser Stelle die rasch ablaufende Erinnerung.
Horvath rannte von dem Polizeigebäude weg. Sofort gab es Alarm. Ein Polizist vertrat Horvath den Weg.
Lee Horvath war verzweifelt. Er wußte, daß er keine Chance hatte, wenn er sich wieder gefangennehmen ließ. Deshalb sprang er den Polizisten an. Er wollte den Mann überrumpeln, um weiterfliehen zu können.
Der Polizist war ihm körperlich überlegen. Horvath war ein Schreibtisch— mensch, kein Kämpfer. Es kam umgekehrt als es Horvath beabsichtigt hatte. Der Polizist drehte ihm den Arm auf den Rücken und drückte ihn zu Boden. Er brüllte laut einen Namen.
Rasche Schritte, die näherkamen. Seine Kollegen rannten herbei, um ihm zu helfen, den Flüchtling zu bändigen.
Ja, Horvath hatte rein körperlich gesehen keine Chance gegen die Übermacht. Doch die Verzweiflung weckte in ihm andere Kräfte!
Horvath selbst war erstaunt bei dieser Erinnerung, weil er sich vorher niemals Gedanken darüber gemacht hatte.
Es wurde nämlich etwas frei, was sein späteres Leben unter den Eingeborenen entscheidend beeinflussen sollte: Magie! Er war ein latenter Magier - schon immer!
Die Panik und der Wille zum Überleben weckten seine schlummernden Kräfte. Plötzlich stand er auf. Durch die unerwartete Bewegung wurde der Polizist durch die Luft geschleudert. Er landete am Boden, blickte verdutzt herüber.
Der eher schmächtig wirkende Lee Horvath rannte davon. Die Polizisten waren ihm dicht auf den Fersen. Er war schneller als alle anderen.
Dies war die erste Szene dieser Art. Die zweite folgte in der Nacht. Horvath hatte sich in einem Keller versteckt. In der ganzen Stadt wurde nach ihm gefahndet. Der Keller befand sich bedrohlich nahe am Polizeihauptquartier. Endlich kamen die Polizisten auf die Idee, zunächst einmal die nahe Umgebung zu
4.9 durchsuchen. Keinen möglichen Schlupfwinkel ließen sie aus. Eine Großrazzia. Horvath galt allgemein als gefährlicher Mörder. Die australische Behörde wollte sich den Mann schleunigst vom Hals schaffen und an die Engländer ausliefern.
Sie kamen auch in den Keller.
Horvath drückte sich wie ein verängstigtes Tier hinter einen Stapel Kisten. Er zitterte vor Angst. Sein Atem ging keuchend. Die Schritte der Polizisten. Ein paar Satzfetzen, die zu ihm herüberwehten. Die Verfolger ließen keinen Winkel des Kellers aus.
Sie werden mich entdecken! dachte er. Es ist alles aus!
Es war ihm, als würde tatsächlich sein Leben davon abhängen.
Seine Gedanken verwirrten sich. Wie bei einem Kind, das furchtbare Strafe fürchtet. Er schloß seine Augen, wünschte sich, gar nicht hier zu sein. In seinen Ohren rauschte es wie ein Wasserfall. Die Schritte der Suchenden waren weit weg und wurden allmählich sogar unhörbar. Nur das Rauschen blieb - und Dunkelheit.
Ich bin überhaupt nicht hier! hämmerten seine Gedanken.
Flucht aus der Wirklichkeit! hätte es ein Psychologe bezeichnet. In der Psychiatrie kannte man das Phänomen. Es funktionierte nach Art des Vogels Strauß. Doch in Wirklichkeit war man natürlich noch da.
Nur bei Horvath funktionierte es!
Als er aus dem Zustand erwachte, bildete er sich ein, Glück gehabt zu haben. Jetzt wußte er es besser!
Gor: »Ich sehe es jetzt deutlich, Horvath. Du warst damals kein Zartaner! Spätere Erfahrungen machten dich erst dazu!«
Er überging die Erinnerungen der weiteren Flucht, die mit dem Verlassen der Stadt endete. Die wichtigsten Stationen bis dahin hatte er erfaßt.
Als Lee Horvath Sydney verließ, war er körperlich und seelisch nur ein Wrack. Ziellos streifte er umher, immer weiter von der Stadt weg. In Gegenden mit Landwirtschaft brach er nachts heimlich ein und versorgte sich mit Lebensmitteln. Dabei entwickelte er gewisse Routine. Zunächst fiel sein Treiben nicht auf.
Lange konnte er sich so nicht halten. Der erste Versuch genügte, und schon begann die Hatz erneut. Deshalb zog er weiter.
In der Wildnis konnte er sich auf diese relativ einfache
Weitere Kostenlose Bücher