0155 - Gefangen im Horror-Haus
Schultern.
Lee Horvath war selber wißbegierig. Deshalb wehrte er sich nicht. Die beiden ungleichen Männer sahen sich an. Im gleichen Augenblick raste eine flim mernde Erscheinung über sie hinweg. Sie war so schnell, daß sie Zamorra nicht richtig erfassen konnte. Danach hatte er den Eindruck, als hätte sich ein Schleier über die beiden gelegt. Ihre Geister schirmten sich ab von dieser Welt -selbst von der Sphäre des Schreckens, die das Haus beherrschte.
Der Meister des Übersinnlichen blieb wachsam. Er lauschte in sich hinein. Die magischen Kräfte blieben momentan passiv.
Um ganz sicher zu sein, führte Zamorra einige Tests durch. Er tat es schnell und routiniert, benutzte dabei nur seine Hände. Magische Utensilien benötigte er nicht.
Die Tests blieben reaktionslos.
Gewiß würde sich der Gegner nur melden, wenn sie versuchten, die Sphäre zu verlassen. Aber das hatte keiner von ihnen vor - jetzt nicht mehr.
Zamorra betrachtete die beiden Männer, die jetzt wie Wachsfiguren wirkten -ohne Leben. Ihre Augen waren starr. Sie schienen nicht mehr zu atmen. Als der Professor zu nahe kam, spürte er ein Kribbeln auf der Haut und zog sich schleunigst wieder zurück. Es bestand die Gefahr, daß er in den magischen Verbund mit einbezogen wurde. Dann aber waren sie schutzlos ausgeliefert.
Ein Geräusch auf der Empore. Zamorras Kopf flog herum. Er blickte hinauf.
Eine Gestalt im bodenlangen Umhang. Das Gesicht war gezeichnet, die Haut straff über den Schädel gespannt. Es war Zamorra, als wäre sie sogar leicht durchsichtig.
Die Gestalt stand unbeweglich und starrte auf sie herab.
»Doug Langton!« sagte Zamorra. Es war eine Vermutung, mehr nicht.
»Ja!« sagte die Gestalt. Es klang drohend.
Bewegung kam in sie. Sie schritt zum obersten Treppenabsatz.
Zamorras Blicke gingen zwischen Horvath und Langton hin und her. Er wußte, zwischen Gor und Horvath klärte sich ein Geheimnis. Doch was verband Langton mit Horvath?
Die Gestalt stieg herab. Dabei vermittelte sie den Eindruck, als würden die Füße die Stufen gar nicht berühren.
»Ich bin ein Verdammter!« sagte Langton. Es klang wie aus einem Grab.
Zamorra blieb ruhig. Er verspürte keine Furcht. Doch all seine Sinne waren angespannt. Er war auf alles gefaßt.
Langton gelangte zur Halle.
»Ich bin ein Gefangener von Belial, dem hebräischen Teufel! Er ist es, der in meinem Namen auf Erden wirkt. Ich habe es ihm ermöglicht und wurde dafür furchtbar bestraft.«
Auf einmal kannte Professor Zamorra die Zusammenhänge, ohne daß sie ihm jemand gesagt hatte. Schweiß brach ihm aus. Er benötigte Details, denn der Verdacht allein genügte nicht.
Langton schritt auf die Dreiergruppe zu.
»Halt!« rief Zamorra warnend. »Kommen Sie den beiden nicht zu nahe!«
Langton schüttelte den Kopf.
»Ich habe es nicht vor, Professor Zamorra.«
»Sie kennen meinen Namen?«
»Ja, weil ihn Belial auch kennt. Sie sind sein natürlicher Gegner. Er wollte Sie vernichten, was ihm nicht gelang. Sogar gegen das Château de Montagne hat er sich gewendet. Die Menschen darin haben es nicht mal bemerkt. Das Schloß hat einen wirkungsvollen Schutz. Es ist gut, daß Belial merkt, wie begrenzt seine Macht trotz allem ist. Der Nährboden für das Böse ist in dieser Welt hervorragend. Doch es gibt Gegenkräfte, die den Dienern der Hölle ihr Dasein im Diesseits schwer machen.«
Zamorra nickte.
Bevor er etwas sagen konnte, fuhr Langton fort: »Ihr Vorfahre, dem das Schloß einst gehörte und von dem Sie Ihr Amulett erbten, hatte sich dem Bösen verschrieben? Heute nutzt es Ihnen, denn Sie können sich sowohl Weiße als auch Schwarze Magie zunutze machen.«
Zamorra runzelte die Stirn. In seinem Innern schrillte es Alarm. Doug Langton wollte Zeit gewinnen und seine Aufmerksamkeit ablenken!
***
Gor nahm die fremden Gedanken in sich auf. Nur sekundenlang erschien die Vision der magischen Höhle ringsum. Sie ermöglichte ihm den Einsatz von Magie. Denn Gor selber war kein Magier, auch wenn er hier so auftrat.
Zartas! Das war das zentrale Wort. Gor mußte ergründen, wieso er Horvath als Zartaner empfand und dieser sich überhaupt nicht daran erinnern konnte.
Er produzierte ein Bild der Stadt.
Kein Erkennen bei Horvath.
Gor sah in den Gedanken des anderen, daß er es ehrlich meinte, daß er nicht log.
Er stellte eine Frage, und sie wurde von Horvath so empfunden, als hätte Gor laut gesprochen: »Kannst du deine Erinnerung öffnen, Horvath? Ich möchte sehen, was du im
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