0156 - Myxins Entführung
Allmacht des Weltalls, und sie schaute einfach durch mich hindurch. Hart traten ihre Wangenknochen hervor, ich sah die etwas blasse dünne Haut und gespannten Adern am Hals.
Ihre Hände strichen über das Schwert. Es waren behutsame, tastende Bewegungen, als wollten sie jeden Zoll erforschen und nachprüfen.
Sie begann auch zu sprechen. Und das mit einer Stimme, die ich noch nie bei ihr gehört hatte.
Dumpfe, krächzende und beschwörende Laute drangen aus ihrem Mund. Sie erinnerten mich einmal an das Knurren eines Wolfs, dann an die Laute eines Vogels.
Es war eine Sprache, die ich nicht verstand, wahrscheinlich hatte man sie im alten Atlantis gesprochen. Für mich jedenfalls war sie ein Rätsel.
Kara versuchte, die Magie, oder den Rest Magie zu beschwören. Sie benutzte dabei das Schwert als einen Katalysator, einen Beschleuniger, doch es schien sich nichts mehr in dieser Blockhütte zu befinden. Nach einigen Minuten heftiger Konzentration atmete sie tief durch, hob den Kopf und schaute mich an.
»Tut mir leid, John, ich schaffe es nicht. Es ist nichts mehr vorhanden.«
Ich nickte. »Das hatte ich mir fast gedacht.«
»Was machen wir jetzt?«
»Wir haben noch eine Chance«, erwiderte ich. »Ich habe ja mit Suko telefoniert und bin gespannt, was geschieht, wenn wir die Dämonenpeitsche hier haben. Vielleicht erreichen wir mit ihr etwas.«
»Das wäre möglich.«
»Hast du denn einen winzigen Rest der anderen Magie hier gefunden?« wollte ich wissen.
Kara hob die Schultern. »Wenn ja, dann kann es durchaus auch eine Täuschung gewesen sein, so schwach war der Rest«
»Du hast ihn gespürt?«
»Sicher.«
»Und wo wies er hin? Hat er dir ein Zeichen gegeben, wenn ich mal so fragen darf?«
»Ja und nein.«
Kara sprach oft in Rätseln. Das ärgerte mich immer Nie wollte sie sich exakt ausdrücken.
»Welch einen Hinweis hast du bekommen?« hakte ich nach.
»Verrückt«, sagte sie. »Es ist verrückt, aber ich habe etwas von den flaming stones gehört.«
»Die Steine?«
»Ja.«
»Hm. Was sollten die mit Myxins Entführung zu tun haben?«
»Das weiß ich nicht. Es war einfach zu schwach.«
»Ob man ihn dorthin geschleift hat?« murmelte ich. »Aber ich sehe da keinen Sinn, denn die Flammenden Steine haben uns doch damals unterstützt.« [4]
»Das stimmt«, sagte auch Kara.
»Wenn wir davon ausgehen, daß Asmodina Myxin entführt hat, wird sie doch nicht so dumm sein und ihn zu den Flammenden Steinen schaffen, sondern in ihr Reich.«
»Das wäre zumindest normal«, stand Kara mir bei.
»Es sei denn, die Teufelstochter hat Myxin gar nicht entführt.«
»Wer dann?«
»Ein anderer Dämon, der Asmodina einen großen Gefallen erweisen möchte. Du kennst das doch. Auch im Reich der Finsternis gibt es Günstlinge.«
»Dann muß er schon sehr mächtig gewesen sein.«
»Das bestimmt.« Ich drehte mich um und schaute Kara an. »Versuche doch, deinen Geist vom Körper zu lösen und dich bei den Steinen umzusehen.«
Kara schlug sich gegen die Stirn. »Meine Güte, daß ich daran nicht gedacht hatte.« Dann nahm sie wieder auf dem Boden Platz und konzentrierte sich…
***
Myxin war hineingerissen worden in einen mörderischen magischen Wirbel. Vergebens versuchte er, seine eigenen Kräfte zu aktivieren, die anderen waren zu stark. Sie rissen ihn mit und bauten gegen seine eigenen eine Barriere auf.
Myxin wußte nichts mehr. Er hatte das Gefühl, der Inhalt seines Kopfes würde herausgedrückt werden. Wie ein Blatt im Herbstwind, so tanzte auch er durch den Zeit- und Dimensionskanal.
Und trotzdem arbeitete sein Gehirn klar und präzise. Die Zeit verzögerte sich dabei. Aus einer tausendstel Sekunde schienen drei Minuten zu werden, so daß Myxin auf seiner Reise noch über sich nachdenken konnte.
Bereits jetzt stellte er sich die Frage, wer ihm das da wohl eingebrockt hatte.
Eigentlich war sie leicht zu beantworten. Es gab nur eine, die besonders scharf auf seinen »Skalp« war.
Asmodina!
Doch Myxin befand sich auf dem falschen Dampfer. Asmodina hatte zwar indirekt damit zu tun, aber in Wirklichkeit führten andere den Auftrag durch.
Die Gedanken des kleinen Magier wurden abrupt gestoppt, als der Druck und das Brausen in seinem Kopf erst nachließen und dann völlig verschwanden.
Er spürte, wie man so schön sagt, wieder »festen Boden« unter den Füßen und öffnete die Augen.
Zuerst konnte er nichts sehen. Um ihn herum schien alles in ein Rot getaucht zu sein, das sämtliche Farbnuancen in
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