Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

Titel: 0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Menschenhaie Gangster Perlen
Vom Netzwerk:
»Wollt ihr mich etwa umlegen?«
    Ich antwortete ihm nicht. Gespannt beobachtete ich die Eingeborenen, die sich gegenseitig auf das Schiff aufmerksam machten und dabei deutlich Zeichen der Bestürzung erkennen ließen. Sie mussten das Schiff kennen, und sie konnten keine guten Erfahrungen mit der Besatzung gemacht haben.
    Auf einmal rief einer von ihnen etwas. Mit der Geschwindigkeit wilder Tiere verschwanden sie plötzlich im Dschungel. Unter den Bäumen raschelte es noch ein paar Sekunden, dann hatte das dichte Unterholz sie verschluckt.
    »Was ist das für ein Schiff, Flint?«, erkundigte ich mich, ohne die Maschinenpistole aus der Hand zu legen.
    »Der Händler. Ihr habt mal wieder Glück. Wenn der Händler kommt, lassen wir die Jorezen nie tauchen. Da brauchen wir alle unsere Leute, um die Vorräte auszuladen und an Land zu bringen. Kommt, gebt endlich euer Theater auf. Wir müssen dem Schiff entgegenrudern. Es hat zu großen Tiefgang, als das es selbst bis ans Ufer könnte.«
    »Okay, Flint«, sagte ich, denn ich war neugierig auf diesen Händler, auf diesen Roy Royson. Der sterbende Eingeborene im Marine-Lazarett in New York hatte diesen Namen erwähnt, und es waren keine guten Dinge, die mit diesem Namen zusammenhingen.
    Wir kletterten in unser Boot, Flint griff diesmal selbst mit zum Ruder, während ich mich im Heck ans Steuer setzte. Bei jeder Bewegung schmerzten alle meine Muskeln, aber etwas gebrochen schien ich nicht zu haben. Trotzdem fühlte ich mich ziemlich erledigt, und unter normalen Umständen hätte ich mich nur für ein weiches, blütenweißes Bett interessiert.
    Das Schiff hatte einen großen und einen kleineren Mast und einen Hilfsmotor, wie wir bald hörten, als wir ihm nahe genug waren. Ein paar Kanaken sahen wir an Bord hin und her laufen. Sie mühten sich mit dem Segelzeug ab. Etwa in der Mitte des Schiffes stand auf einer Erhöhung ein breiter, klobiger Mann und gestikulierte mit den Armen. Das Gespenstische an der ganzen Szene war, dass alles vollkommen lautlos vor sich ging, kein einziger Befehl kam von den Lippen des Weißen.
    Als wir nahe genug waren, wurden Leinen herabgelassen, sodass wir unseren Kahn festbinden konnten. Sogar ein richtiges Fallreep erschien, und wir kletterten an Bord.
    Der Weiße stand oben und schüttelte Flint die Hand. In seiner Linken hielt er den Griff einer schweren Nilpferdpeitsche, die an die sechs Yards lang sein mochte und ganz dünn auslief.
    »Hallo, Flint«, sagte der Händler. »Hoffentlich seid ihr noch nicht verhungert?«
    »Keine Rede«, lachte Flint, »obgleich wir zwei Esser mehr haben. Aber in der Hitze kann man ja kaum etwas essen. Kommt rauf, ihr beiden!«
    Er trat beiseite, und wir stiegen die letzten Stufen hinan. Roy Royson war ein Mann von an die zwei Meter Größe und sicherlich hundert Kilo schwer, wenn nicht noch mehr. Bei unserem Anblick stutzte er, sah verdutzt auf Flint und fragte dann: »Sag mal, wo kommen die denn auf einmal her?«
    Flint erzählte ihm unsere Geschichte.
    »Ach so!«, sagte Royson mit seiner lauten, polterigen Stimme. Dann gab er uns die Hand. Er hatte die reinste Bärenpranke.
    »Schönes Schiff«, sagte ich.
    »Es geht«, nickte Royson. »Aber was haben Sie denn für einen grünen Brei auf der Haut?«
    »Ein Krake hat sich ein bisschen mit mir beschäftigt«, erklärte ich. »Die Eingeborenen rieben mir das Zeug auf den Körper, weil es gut sein soll gegen die Wunden von den Saugnäpfen.«
    Royson staunte.
    »Ein Krake? Ein richtiger, ausgewachsener Krake?«
    »Ja«, nickte ich. »Wenn Sie bis morgen bleiben, können Sie sich das Ding mal ansehen. Ich habe so etwas verstanden, als ob die Jorezeh es morgen früh heraufholen wollten. Heute wagen sie es noch nicht. Es könnte Stunden dauern, bis so ein Biest richtig tot ist.«
    »Wie kam denn das?«, wollte Royson wissen. Anscheinend interessierte er sich für Kraken, oder nur, nach Händler- und Vertreterart, für spannende Geschichten.
    »Ganz einfach«, erklärte ich. »Ein Joreze rief: Krake. Ich nahm ein Messer und ging hinab.«
    Royson sah mich an und schüttelte den Kopf.
    »Warum? Was haben Sie davon?«
    Ich lachte.
    »An so etwas denke ich immer erst hinterher. Ich wusste nur, dass Leute in Gefahr waren, und dass man diesen Leuten helfen müsste.«
    »Komisch«, brummte Royson. »Ich wäre da anders. Mir fällt immer zuerst meine eigene Haut ein.«
    Er machte ein paar Gesten. Ich schaute in die Richtung und sah einen hünenhaften Kanaken, der aufmerksam

Weitere Kostenlose Bücher