0158 - Der Panthermann
keine Luft mehr.«
»Dann muß der Stein so gelegt werden, daß nur ein ganz dünner Spalt übrigbleibt.«
»Das wird ein wenig knappe Luft geben«, sagte Bill. »Aber du hast recht. Es ist die einzige Möglichkeit. Wir werden sparsamer atmen müssen, zumal wir jetzt zu dritt sind. Ich könnte die Bestie eigenhändig ersäufen.«
»Hier ist das Loch«, sagte Manuela. Bill orientierte sich nach dem Klang ihrer Stimme und trug den Stein zu dem Schacht. Das seltsame Rascheln erklang bereits wieder; die Ratten kamen zurück. Gerade noch im letzten Moment schob Bill den Stein vor die Öffnung. Er ließ nur einen Zentimeterspalt ringsum frei. Erleichtert atmeten sie auf.
Bill sah in der Dunkelheit nach oben. »Fünf Meter«, schätzte er. Nein, es war zu hoch. Selbst wenn Manuela auf seine Schultern stieg, gab es so gut wie keine Chance, in der Finsternis eine Möglichkeit zu finden, die Falltür von unten her zu knacken. Viel wahrscheinlicher war ein gefährlicher Sturz.
Da hörten sie Nicole stöhnen. Zamorras Sekretärin erwachte allmählich.
Nach ein paar Minuten war sie soweit, daß sie erzählen konnte, wie sie hierhergekommen war. Der Chworch hatte sie aus dem Hotel entführt und war per Auto nach Norden gefahren. Als sie schon glaubte, eine Chance zur Flucht zu haben, hatte er sie plötzlich niedergeschlagen. In dem Verlies war sie wieder erwacht.
Bill erzählte seinerseits, was sich ereignet hatte. Von den Ratten sprach er nicht, aber davon, daß sie recht sparsam mit der Frischluft umzugehen hatten.
Dann begann für die drei Gefangenen das Warten.
Das Warten auf Tod oder Rettung.
***
»Nichts… nichts…«
Professor Zamorra hob den Kopf. Unter halb gesenkten Lidern hervor sah er Alfred an. »Entweder bin ich zu dämlich, oder der Bursche hat sämtliche Spuren sorgfältig verwischt. Ich kann einfach nichts erkennen, nur, daß er hier war. Wohin er sich entfernt hat, ist mir ein Rätsel.«
Von dem ebenfalls gescheiterten Versuch, mit dem Amulett in die Vergangenheit zu blicken, sprach er nicht. Das hätte auch für den Studenten ein wenig zu fantastisch geklungen.
Fragend sah er jetzt Westkamp an. »Brauchen Sie uns noch?«
»Eigentlich nicht«, erwiderte der Kommissar. »Was soll mit dem Wagen geschehen? Der kann hier nicht liegenbleiben.«
»Sind Sie mit der Spurensicherung fertig?«
Westkamp hob die Schultern. »Ich habe Fingerabdrücke abgenommen, Brenner hat fotografiert, was es zu fotografieren gab… und Sie sind mit Ihrer Methode auch nicht weitergekommen, das sehe ich Ihnen an.«
Zamorra nickte. »Ich hatte mir mehr davon versprochen… schön, versuchen wir, den Wagen aus dem Graben zu ziehen. Wenn er noch fahrbereit ist, bringen wir ihn nach Lüneburg, wenn nicht, wird sich ein Abschleppunternehmen darum kümmern müssen.«
»Ein Mietwagen, nicht wahr?« fragte Westkamp. Zamorra nickte. »Aber gut versichert. Die Firma, wird es verschmerzen.«
Westkamp sah zu seinem Dienstwagen. Alfred deutete seinen Blick richtig. »Mit dem schlappen Kleinwagen kriegen Sie den Ford nicht aus dem Loch«, erklärte er. »Lassen Sie das mal einen Fachmann machen.«
Mit eingeschalteter Warnblinkanlage lenkte er seinen Cadillac in die richtige Position und begann damit, ein Abschleppseil an beiden Fahrzeugen zu befestigen. Westkamp trug sein Scherflein zur Absicherung der Aktion bei und setzte ein abnehmbares Blaulicht auf das Mercedes-Dach. Alfred grinste nur abfällig und murmelte etwas von einem gewissen Lieutenant Kojack.
Der Caddy stand schräg und nahm fast die ganze Fahrbahn ein. Alfred klemmte sich hinter das Lenkrad. »Wenn was abreißt, schreien Sie laut«, verlangte er.
Es riß nichts.
Zentimeter um Zentimeter zerrte der superstarke Straßenkreuzer den Ford aus dem Graben heraus. Schließlich stand der deformierte Granada etwas schräg zur Fahrbahn. Zamorra löste das Abschleppseil vom Wagenheck, ließ sich auf dem Fahrersitz nieder und betätigte den Anlasser. Der Motor schien unversehrt zu sein, denn er sprang sofort an. Jetzt kam es nur darauf an, ob das Fahrwerk nichts mitbekommen hatte. Doch es sprach sofort auf jede Lenkbewegung an.
»Bon«, sagte Zamorra. »Wir bringen den Wagen in die Stadt. Vielleicht lohnt sich noch eine Reparatur.«
»Sie Optimist«, murmelte Westkamp und sah dem davonfahrenden Professor nach. Alfred wendete seinen Cadillac und fuhr ihm nach. Kopfschüttelnd sah Westkamp, wie er das Abschleppseil hinter sich herschleifte. »Ein verrückter Hund«, murmelte er.
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