0158 - Der Panthermann

und redete leise auf sie ein, bis sie soweit war, ihre Umgebung zu akzeptieren.
    »Der Chworch«, sagte sie. »Was mag er mit uns Vorhaben? Warum hat er uns nicht getötet wie seine anderen Opfer?«
    »Vielleicht, weil er uns als Druckmittel gegen Zamorra verwenden will«, riet Bill. »Vielleicht ist das hier aber auch nur so etwas wie eine Speisekammer oder ein Kühlschrank… kalt genug ist es…«
    »Und naß!« stellte auch Manuela jetzt fest. »Warum ist es hier so stockfinster? Es muß doch irgendwo eine Tür geben…«
    »Und einen Luftschacht«, ergänzte Bill. »Irgendwoher muß Frischluft kommen.« Er stand auf, streckte tastend die Arme aus und begann in dem stockfinsteren Raum hin und her zu gehen. »Vier mal vier Meter«, stellte er dann fest. »So ungefähr… und wenn ich mir vorstelle, daß wir nicht erst seit einer Minute hier sind, müßte die Luft eigentlich viel schlechter sein.«
    »Wenigstens bleibt uns also der Erstickungstod erspart«, murmelte das Mädchen.
    Bill lächelte in der Dunkelheit, aber es war kein gutes Lächeln. »Laß uns die Wände absuchen«, sagte er. »Wir fangen in einer Ecke an, ich links herum, du rechts. Abtasten, ob es hier irgendwo eine Tür oder etwas Ähnliches gibt. Irgendwie muß uns der Chworch hereingebracht haben, und daß kein Lichtschimmer durch eine Spalte fällt, kann auch bedeuten, daß der Korridor ebenfalls abgedunkelt ist…«
    »Gut«, erwiderte sie.
    Sie begannen abzutasten. Hände glitten suchend über rauhe, unverputzte Steine. Vom Boden bis zur Höchstreichweite bei ausgestreckten Armen tasteten sie die Wände ab.
    Plötzlich fühlte Bill eine Öffnung in der Wand, direkt am Boden. Hier fehlte ein Stein!
    Seine Hand glitt suchend in das Loch, aber die Mauer mußte breiter sein als sein Arm lang. Dennoch spürte er einen leichten Luftzug. Hier kam also Frischluft herein, aber dennoch so, daß kein Lichtschimmer hereinfallen konnte.
    Er machte Manu auf seine Entdeckung aufmerksam. Sie orientierte sich nach seiner Stimme und kam zu ihm.
    »Zu klein, um hineinzukriechen«, sagte sie schließlich enttäuscht und richtete sich wieder auf.
    Etwas raschelte.
    »Was ist das?«
    Wieder das Rascheln…
    Da bewegte sich etwas - kam durch den Luftschacht herein…
    Und dann ertönte das schrille Pfeifen.
    Manuela lag in Bills Arm und preßte sich an ihn. »Nein…« stammelte sie entsetzt. »Nein… nicht das…«
    Sie hatten in ihrem Verlies Besuch bekommen.
    Von Ratten!
    ***
    Der Chworch hatte mit dem gestohlenen Wagen einen anderen Weg eingeschlagen, der ihn nicht an der Stelle vorbeiführte, an der der Granada und das Motorrad im Graben lagen. Es konnte sein, daß er Zamorra begegnete und der ihn erkannte. Dann konnte die Teilphase drei seines Plans nicht mehr verwirklicht werden.
    Deshalb machte er einen Umweg.
    Aber er konnte sich Zeit lassen. So wie er Zamorra einschätzte, würde der nicht allzuschnell zurückkehren. Der Chworch konnte ungestört handeln.
    Und seine Falle aufstellen…
    Vom Süden her fuhr er in die Stadt ein…
    Nichts und niemand konnte ihn mehr aufhalten.
    ***
    Der Cadillac stoppte ab. »Da liegt er«, sagte Alfred trocken und wies nach links. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sahen sie den weißen Ford im Graben liegen. Langsam zog der Student den Wagen hinüber, hielt erneut an und setzte die Warnblinkanlage in Betrieb. Von der Polizei war noch nichts zu sehen.
    Sie stiegen aus. Rex zögerte; sein Nackenfell richtete sich auf. Er knurrte leise und blieb auf Abstand.
    Zamorra konzentrierte sich auf sein Amulett. Es schlug leicht an und zeigte ihm damit, daß der Chworch tatsächlich hier seinen Überfall gestartet hatte.
    Der Professor ging einmal um den Wagen herum. Einmal glitt er im Gras aus und glaubte schon, sich den Fuß verstaucht zu haben, aber der kurze Schmerz wich wieder.
    Der Graben war trocken, und so bot es Zamorra keine Schwierigkeiten, den Wagen von allen Seiten zu begutachten. Die Frontpartie war zerknautscht, der Wagen mußte das vor ihm liegende Motorrad mit ziemlicher Wucht erwischt haben. Die BMW war so gut wie nicht mehr zu gebrauchen. Zamorra ließ das Amulett über der Maschine pendeln. Ein schwaches Leuchten ging von der Silberscheibe aus, das um so stärker wurde, je tiefer Zamorra sie sinken ließ. Als die Höhe nur noch vierzig Zentimeter betrug, knatterte eine Serie von Blitzen aus dem Amulett und umfloß das Motorrad.
    »Der Chworch muß verrückt sein«, brummte Alfred. »Mit einem Motorrad einen