0158 - Der Panthermann

Alfred als Kämpfer gegen den Unheimlichen zählte nicht, ihm fehlte die Erfahrung Zamorra stand allein, und er mußte unter dem Druck der Geiselnahme handeln. Das gereichte ihm zum Nachteil.
    Nach außen hin gab Bill sich gelassen und predigte Optimismus, obgleich er wußte, daß sich die Mädchen genau wie er über ihre Situation im klaren waren.
    Arm in Arm wartete er mit Manuela auf das Kommende. Nicole hatte sich auf dem feuchten Boden ausgestreckt und machte Konzentrationsübungen. Hoffte sie, dem Chworch wirkungsvoll entgegentreten zu können?
    Als die beiden Teile der Falltür dann herabklappten, schreckten sie alle drei auf, weil es zu überraschend und ohne Vorankündigung geschah.
    Der Raum über ihnen war von mattem Dämmerlicht erfüllt, und in diesem Licht stand der Chworch, der Panthermann. Ein gefährliches Knurren kam aus seiner Kehle. Wieder war er zum Zwitter geworden - menschliche Körperform, aber ein Raubtierschädel.
    »Ihr habt Pech«, grollte er. »Euer großer Freund hat es abgelehnt, mit mir zu verhandeln. Also werde ich euch töten.«
    Bill Fleming ballte die Hände.
    »Komm herunter«, knurrte er grimmig. »Dann werde ich dir schon zeigen, wer…«
    Der Chworch lachte. Es war grotesk, wie dieses rauhe, bösartige Lachen aus dem Pantherrachen ertönte.
    Der Chworch breitete die Arme aus.
    Da begann Nicole zu schreien.
    Im ersten Moment begriffen Bill und Manuela nicht, weshalb sie schrie, doch dann sahen sie den Grund.
    Die Französin schwebte!
    Hatte den Bodenkontakt verloren und glitt, wie um der Schwerkraft Hohn zu sprechen, empor!
    Bill packte zu. Hängte sich an sie. Manuela folgte seinem Beispiel, doch auch zu zweit konnten sie Nicole nicht halten. Die magische Kraft des Chworch war stärker. Unsichtbare Kräfte zogen die drei empor Wieder lachte der Unheimliche. »Zu dritt wollt ihr gleichzeitig sterben? Ihr Narren!«
    »Ganz ruhig«, flüsterte Bill Nicole zu. »Wenn wir ihn zu dritt angreifen, haben wir eine Chance.«
    Da waren sie oben, und unter ihnen schloß sich wie von Geisterhand bewegt die Falltür. Zu dritt hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen.
    »Los!« schrie Bill.
    Kurz fächerten sie auseinander, um den Chworch von drei Seiten zu packen.
    Doch die Bestie war schneller!
    Von einem Moment zum anderen war sie nur noch Panther, federte herum und schmetterte Bill die Pranken entgegen. Aufschreiend brach der blonde Amerikaner zusammen. Manuela wich entsetzt zurück. Ihr galt der nächste Schlag.
    Nicole starrte den Panther an, dessen Augen blutrot glühten und in denen der Tod stand - ihr Tod!
    Knurrend näherte er sich ihr.
    Schritt für Schritt wich Nicole zurück, bis sie gegen eine Wand stieß. Sie hatte keine Chance mehr. Der Chworch war ihr überlegen, und er würde sie töten und ihr Blut in sich aufnehmen.
    Der Panther duckte sich zum Sprung…
    Todesangst krallte sich in Nicole fest.
    ***
    Da schwirrte etwas Silbernes heran wie ein Diskus und schmetterte in den Nacken des Panthers! Der schrie auf wie eine getretene Katze, warf sich herum und wollte den neuen Feind angreifen, aber er schien unter Lähmungserscheinungen zu leiden. Langsam, viel zu langsam waren seine Bewegungen.
    Nicoles Knie zitterten noch immer, obgleich sie erkannt hatte, wer gekommen war.
    Das Unwahrscheinliche war wahrscheinlich geworden. Zamorra war da!
    Er hatte das Amulett geworfen, und der Schock der magischen Entladung machte dem Panthermann immer noch zu schaffen. Er fauchte wild, war aber in seinen Bewegungen gehemmt.
    Zamorra kam auf ihn zu. Er schrie Bannsprüche und Zauberformeln der Weißen Magie. Bei jedem Wort fuhr der Panther wie unter einem Peitschenhieb zusammen, bis er schließlich still lag. Zamorra hatte ihn mit seiner Magie förmlich festgenagelt.
    Rotglühende Augen, in denen furchtbarer Haß und Vernichtungswille loderten, starrten Zamorra an.
    Ruhig hob der Meister des Übersinnlichen sein Amulett auf, küßte Nicole, die ihm förmlich in die Arme flog, und sah dann Bill und Manuela reglos am Boden liegen.
    Rasch löste er sich wieder von Nicole und begann die beiden zu untersuchen. »Nur bewußtlos«, stellte er erleichtert fest. »Außer ein paar Schrammen haben sie nichts abbekommen.«
    Nicole lächelte.
    Zamorra stand jetzt vor dem Panthermann, der sich im Bann der Weißen Magie krümmte. Das Amulett strahlte über ihm.
    Für ein paar Sekunden sah Zamorra in das Bewußtsein der Bestie. Nein, der Chworch war wirklich ein Fremdkörper in dieser Welt. Ein