0158 - Der Spiegel-Dämon
eine Idee. Sie war zwar riskant, aber die einzige Chance.
Der Zwerg war damit beschäftigt, seine Messer in die Scheiden zu stecken. Er achtete nicht so sehr auf die Detektivin. Wenn sie jetzt ihre Astra zog, dann…
Die Hand griff ins Leere!
Ihre Pistole war verschwunden. Sie mußte sie verloren haben, als sie an dem runden Spiegel gehangen hatte.
Aus.
Jetzt hatte sie außer ihren Fäusten nichts, womit sie sich hätte verteidigen können.
Das wußte auch der Zwerg. Er kicherte und klatschte in seine Hände. »Sterben wirst du«, versprach er Jane, »sterben…«
»Ich weiß, daß ich mal sterben muß, aber nicht durch deine Hand.« Nun startete sie einen Bluff. »Ich bin nicht allein gekommen. Man wird mich vermissen, und der Mann, der mich…«
»Ach, sei ruhig!« zischte der Gnom. »Ich weiß genau, von wem du sprichst. Aber ihn habe ich fertiggemacht. Der blondhaarige Kerl war schon hier. Vielleicht ist er tot, vielleicht auch nicht. Aber er wird sterben, denn die beiden lauern auf ihn. Der Junge und das Mädchen sind mir treu ergeben. Ich habe sie voll in meiner Gewalt. Die machen alles, was ich ihnen sage.«
Jane hörte die letzten Worte gar nicht, sie dachte über das nach, was der Zwerg zuerst gesagt hatte.
Der blondhaarige Mann!
Wer war das? Das konnte doch nur, ja, wirklich, das konnte nur John Sinclair sein. Aber wieso kam er hierher? Er wußte doch von nichts. Oder arbeitete er zufällig an demselben Fall. Das wäre wirklich eine faustdicke Überraschung gewesen.
Die Vorstellung allein ließ Jane schwindeln. Und jetzt blühte der Keim der Hoffnung in ihr auf.
»Du brauchst gar nicht erst weiter nachzudenken!« kicherte der Gnom. »Dein Helfer ist schneller tot, als er denken kann. Genau wie du, blonde Frau.«
Zeit! Du mußt Zeit gewinnen! schrie es in Janes Hirn. Es darf nicht angehen. Du mußt ihn hinhalten. Und so fragte sie: »Wer bist du eigentlich?«
»Dein Mörder!«
»Sage mir deinen Namen.«
»Ich habe keinen. Ich bin der Zwerg. Ein Gnom, der ausgestoßen, aber vom Satan aufgenommen wurde. Ich bin nicht der einzige meiner Art auf dieser Welt. Es gibt mehrere von uns. Einer war der Wächter beim großen Vampir Fariac. Leider ist er tot…«
In Janes Gehirn blitzten Erinnerungsfetzen auf. Sie dachte an den gefährlichen Fall, der ihrem Freund John Sinclair eine unfreiwillige Reise in die Vergangenheit beschert hatte. Der Zwerg war von Suko getötet worden. [3]
Jane hatte es hinterher gehört. Sie selbst war nicht dabeigewesen.
»Bist du ein Dämon?« wollte sie wissen.
»Nein.«
»Aber auch kein Mensch!?«
»Ich war einer. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt, als man mich ausstieß. Mich und meine Freunde. Man behandelte uns wie Tiere. Wir mußten überall fliehen, aber wir trafen uns auch immer wieder. Und so beschlossen wir, die Ausgestoßenen, einen Pakt mit dem Satan zu schließen. Der Teufel hat uns erhört. Jetzt sind wir wieder eine Gemeinschaft und tragen seine Botschaft in die Welt. Wir haben Kräfte bekommen, mehr Kräfte als die Menschen. Ich habe mich auf die Spiegel konzentriert, und schaffe es, mit ihrer Hilfe die zu manipulieren, die mich zuvor verhöhnt und ausgelacht haben. Ich lasse die Gedanken der Menschen transparent werden, beeinflusse ihr Gehirn, und dann sehen sie ihre Gedanken in den Spiegeln. Ja, sie können erkennen, wie und was sie denken. Ich beeinflusse sie, schicke ihnen die Alpträume und zeige ihnen Szenen, die sie in Zukunft erleben werden, ebenso wie ich in die Träume der Kinder eingreifen kann. Was sie nachts träumen, kann tagsüber Wahrheit werden.«
»Du bist ein verdammter Verbrecher!« schrie Jane Collins dem Gnom ins Gesicht. »Ich verachte dich.«
»Das macht mir nichts, denn ich habe die Macht. Der Satan hat sie mir gegeben. Hier ist mein Reich, hier kann ich mir die aussuchen, die sich so gern im Spiegel sehen wollen. Ich mache aus den Zerrsspiegeln ein Kaleidoskop des Schreckens. Jeder sieht sich anders, den ich mir ausgesucht habe…«
»Auch Ernie Lidell?« fragte Jane.
»Wer ist das?«
»Ein Mann, der mit seinem Auto vom Dach eines Hochhauses gestürzt ist«, erklärte Jane.
»Ja, auch er war hier. Er hat sich sogar selbst gesehen. Der Spiegel zeigte ihm genau, wie er es machen sollte. Eine fantastische Sache. Ich hätte nicht gedacht, daß er so schnell reagieren würde. Meine Macht wird immer stärker.«
Während dieser Worte zog er blitzschnell ein Messer aus der Scheide.
Das grüne Licht warf einen blitzenden Reflex
Weitere Kostenlose Bücher