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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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Gericht! Habe ich recht?«
    Er blickte sich beifallheischend um, und niemand widersprach ihm.
    »Kommen her und unterbieten alle Preise«, fuhr fuhr der mit dem roten Gesicht fort. »Nehmen einem anständigen Mann den Verdienst und werden dann noch frech auf der Straße! Was sage ich — machen sich noch an unsere Mädels ’ran!«
    Murren erhob sich ringsum. Ich bekam langsam eine Ahnung, wie Volksempörung »gemacht« wird.
    »Jedem erst mal eine Tracht Prügel!« forderte ein mickriges Männlein in der Ecke und hob das Punschglas. Ein anderer hatte sogar noch Schlimmeres vorzuschlagen, was allgemein mit Gelächter quittiert wurde. Sie begannen schon ihre Witze zu machen, und erst vor wenigen Minuten war der Tote davongeschafft worden.
    »Verdammte Portos!« sagte einer neben mir.
    Mich hielt es nicht länger.
    »Wenn Sie den Jungen da draußen an der Laterne meinen…« fing ich an, und die Männer drehten sich zu mir um.
    »Na, was weißt du denn?« höhnte der Rotgesichtige.
    Es wurde ziemlich still in dem Laden. »Wenn Sie den meinen, der eben noch an der Laterne hing?«
    »Na?«
    »Das war kein Portoricaner.«
    »Ach nee?« polterte er.
    »War zufällig dabei, wie sie ihn heruntergeholt haben. Sie hatten ihn braun geschminkt. Das genügt neuerdings anscheinend, daß einer aufgehängt werden kann, ohne daß sich eine Hand für ihn rührt.«
    Ein paar Dutzend Augen starrten mich nun an.
    »Was soll das heißen?« fragte der Hauptsprecher. Er kniff dabei die Augen zusammen und trat einen Schritt näher.
    »Eine Gegenfrage: Was haben Sie denn getan, während der Junge hochgezogen wurde und langsam blau im Gesicht wurde, hee?«
    Ein paar Leute wandten sich ab. Aber der mit dem roten Gesicht wurde plötzlich wütend, und mit ihm ein paar seiner Genossen.
    »Was geht dich das an?« fragte er lauernd.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Komische Frage. Nimm an, ich hätte den Jungen zufällig gut gekannt. Oder es wäre mein Bruder gewesen?«
    Ich hatte ein paar Sekunden gerätselt, was ihn wohl so wütend machte. Jetzt wußte ich es. Das schlechte Gewissen. Die meisten reagieren so.
    »Ich will dir mal was sagen«, begann er nun. Aber er wußte anscheinend selbst nicht genau, was er mir nun sagen sollte, denn er kam mir immer näher, und unter seinem Hemd spannten sich die Muskeln. Er war schon ein ordentlicher Brocken, aber mir wurde es in Abständen rot vor Augen, eine solche Wut kochte nun auch in mir.
    »Nicht nötig«, sagte ich, »kenn’ mich aus mit deinesgleichen. Rennen hinter jedem kleinen Schreier her, wenn sie nur ’ne Parole hören, die…«
    Weiter kam ich nicht. Er hatte zu einem wuchtigen Schwinger ausgeholt, der mich garantiert in die Bartheke hineingetrieben hätte. Aber er traf nicht, denn ich unterlief seinen Schlag und brachte ihn von den Beinen, ehe er einen neuen Anlauf nehmen konnte. Wie ein Klotz schlug er auf die Erde. Dann aber kamen die anderen über mich; dem ersten rammte ich meine Faust in den Magen, daß er zusammenklappte wie ein Taschenmesser, den zweiten erwischte ich so, daß er auf seinem rotgesichtigen Freund landete und vorerst nicht mehr um sich schlagen konnte.
    Mittlerweile hatten sich die übrigen aber aufeinander eingespielt, und ich bekam die ersten Hiebe mit dem Stuhlbein. Einer traf mich mit Wucht in der Nierengegend, und es schoß mir durch den ganzen Körper wie eine heiße Welle, während ich mich gegen die Bartheke zurückzog und nach allen SJeiten schlagen mußte, um mir die Kerle wenigstens vom Leib zu halten. Ein fixer kleiner Kerl, der sich unbeobachtet an meine Beine herangemacht hatte und sie mir unter dem Leib wegziehen wollte, bekam einen Fußtritt, der ihn augenblicklich außer Gefecht setzte, und dann sah ich für eine Weile nicht mehr viel, weil mir vom Kopf ein Blutstrom in die Augen rann.
    Jetzt packte mich die kalte Wut. Ich stieß mich von der Theke ab und sprang mitten unter die Angreifer, die unter der Wucht meines Sprunges auseinanderflogen, fühlte meine Faust an einem knochigen Kinn landen und bekam gleichzeitig einen Hieb mit einer Flasche. Ich spürte nicht mehr, wo und wie ich zu Boden kam, es war alles so unbeschreiblich fern.
    ***
    Eine Hand rüttelte mich.
    »Weg da«, sagte ich halb im Traum, und meine eigene Stimme kam mir merkwürdig schwach vor.
    Ich wollte lauter reden, konnte es aber nicht. Dann spürte ich plötzlich meinen Kopf, der mir riesengroß vorkam, und an einer Stelle wurde er unangenehm kalt. Ich entschloß mich, die Augen zu

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