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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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konnte.
    Ein schroffes Lachen gellte ihm entgegen, dann traf ihn ein Schlag, der ihn wieder in die Knie sacken ließ. Benommen blieb er in dieser Stellung. Blut rann aus seinem Mundwinkel, und die Schmerzen brachten ihn in die Wirklichkeit zurück.
    »Ich werde reden«, keuchte er. »Verdammt, ich werde alles tun, was ihr Teufel von mir wollt, aber laßt Jenny los. Sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun.«
    »Das wissen wir besser. Der Herr, dem wir dienen, hat uns eindeutige Informationen gegeben. Sie war auch dabei.«
    Benny Lawner wischte sich das Blut von den Lippen, Himmel, er fühlte sich so einsam wie noch nie zuvor, und das machte ihm neben der Wut und der Angst und der Sorge um Jenny Moreno am meisten zu schaffen.
    »Wir waren nicht nahe genug«, begann er. Während er die Worte aussprach, stand er auf, aber er dachte nicht mehr daran, die Untoten anzugreifen. Die neue Machtdemonstration genügte ihm.
    Er war zu Boden gegangen, und sie hatten ihn nicht einmal berührt…
    Er wußte nicht, wie sie das machten, aber er begriff, daß sie ihn wie eine Ratte zertreten konnten.
    Also würde er tun, was sie von ihm verlangten. Vielleicht waren sie gnädig…
    Vielleicht ließen sie ihn und Jenny am Leben, wenn sie wußten, was sie wissen wollten…
    Himmel, wie er das hoffte.
    Tränen standen in seinen Augen.
    Der Anführer der lebenden Leichen setzte sich in Bewegung und trat die Stufen herunter zu ihm, der Verwesungsgeruch, der ihn wie eine Pestaura umgab, drang in Benny Lawners Nase, legte sich auch auf seine Zunge.
    »Weiter!« forderte der Leichnam.
    »Wir wollen alles wissen.«
    Und Benny Lawner erzählte, zuerst stockend, dann immer hastiger, die Nähe des Untoten machte ihn unsicher, nervös, er konnte den Anblick der überschatteten Horror-Fratze nicht mehr ertragen, denn es war mehr, als ein normaler Mensch ertragen konnte, und er und Jenny hatten heute abend doch schon so viel mitgemacht!
    »Mehr weiß ich nicht«, schloß er seinen knappen Bericht, und warf Jenny Moreno einen schnellen Blick zu. Schlaff, wie eine Gliederpuppe hing sie in den Armen eines der Monstren.
    Aber sie atmete noch.
    Er hörte die heiseren, keuchenden Atemzüge. Gespenstisch klangen sie durch das Treppenhaus.
    Der lebende Leichnam starrte ihn an. »In Cyrill Yorks Wohnung also«, sagte er und jetzt schwang zum ersten Mal so etwas wie ein Gefühl in seiner Stimme. Zufriedenheit, teuflische Zufriedenheit.
    »Ich lüge nicht«, beteuerte Benny Lawner. »Er schrie es förmlich heraus, daß er das Pergament in einem Safe aufbewahrt hatte, der mit Weihwasser und einem Kruzifix gesichert sei. Daraufhin hat sie ihn umgebracht. Mehr – mehr haben wir – ich nicht mitbekommen. Wir haben abgewartet, bis sie verschwunden war, und bis wir sicher sein konnten, daß sie wirklich nicht mehr in der Nähe war, und dann aber das habe ich ja alles schon gesagt.«
    »Gut, Benny Lawner. Aber ich warne dich, wenn du uns angelogen haben solltest, dann werden wir wiederkommen und uns deiner auf ganz spezielle Art und Weise annehmen…«
    Hoffnung flackerte in Benny Lawner auf, eine verrückte, halb irr machende Hoffnung. »Soll das heißen, daß ihr uns leben laßt?«
    »Dieses Mädchen, es ist dir sehr viel wert, was?« wollte der Leichnam derb wissen. Seine Augen schienen dabei aufzuglühen, ein höllisches, gieriges Flackern.
    »Ja. Ich liebe sie. Aber – aber das werdet ihr wohl nicht verstehen können…«
    Der Leichnam lachte gehässig.
    Dann wandte er sich um. Er gab seinen Gefährten einen Wink und sie ließen Jenny los. Als hätte man einer Marionette die Fäden durchgeschnitten; so sank sie zu Boden. Benny Lawner starrte auf die lebenden Leichen, dann auf Jenny, wie sie da so einsam lag, fast genau wie der Mann -.
    »Jenny!« schrie er.
    Eine fürchterliche Ahnung breitete sich in ihm aus. Er sah irgendwo am Rande seines Sichtfeldes, daß die Konturen der Monster zu flirren und flimmern begannen, daß sie sich förmlich auflösten, verschwanden, aber das war ihm jetzt nicht wichtig. Er stürzte die Treppenstufen hinauf.
    »Jenny!« Jetzt war seine Stimme mehr ein Wimmern. Er wußte nicht, was mit ihm geschah, irgend etwas in seinem Kopf rastete aus, wirbelte wie ein Dreschflegel wild herum, immerzu herum.
    Sein Herz krampfte sich zusammen, aber nicht, weil er um sein Leben Angst hatte, sondern um seine Jenny…
    Dann hatte er sie erreicht. Sie wirkte ganz gelöst, ihr Kopf hing über eine Treppenkante, ihr langes Haar war wie ein

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