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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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Schleier, der sich über sie ausbreitete, die Treppe hinunter.
    Benny Lawner riß sie herum, dann sah er die weit aufgerissenen Augen, in denen noch ein Hauch des Grauens lag, das sie gepackt hatte…
    Es waren die Augen einer Toten, Jenny Moreno lebte nicht mehr!
    Benny Lawner zerrte sie an sich und hörte sich wie einen Wahnsinnigen schreien, immer wieder, immer lauter, immer entsetzlicher und immer nur ihren Namen.
    »Jenny! Jennnnyyyyy!«
    Sie aber konnte ihm keine Antwort mehr geben, sie war schon so weit fort, ein Abgrund trennte sie, den ein Mensch niemals begreifen konnte.
    Er stammelte ihren Namen, wimmerte wie ein verletztes Tier, fluchte, kroch mit ihr zur Wand und kauerte sich dort nieder, hielt ihren Kopf gegen seine Brust gedrückt, und Tränen rannen über seine Wangen.
    Ihre Augen starrten ihn an.
    Du hast mich nicht beschützt, Benny! schienen sie anklagend zu sagen.
    Sie war tot. Umgebracht von diesen Horror-Kreaturen… Sinnlos umgebracht! Ihr Herz schlug nicht mehr…
    Er zerbiß seine Lippen, der Schmerz, den ihr Tod in ihm hatte explodieren lassen, war wie eine reißende schwarze Flutwelle, die alles vernichtete, er spürte das Blut, seinen salzigen Geschmack, die Bitterkeit.
    »Warum sie? Warum ausgerechnet sie, ihr Teufel? Warum nicht ich?« keuchte er. In seinen Augen flackerte der beginnende Wahnsinn. Wild blickte er sich um. Die lebenden Leichen waren verschwunden, wie ein Spuk. Er aber wußte, daß sie kein Spuk gewesen waren…
    Wie eine große Puppe wiegte er Jennys Leichnam in seinen Armen, und dann schrie er wieder!
    Er schrie und schrie und schrie…
    ***
    Die Fensterscheibe explodierte förmlich!
    Der riesenhafte, schwere Körper, der sich von draußen dagegengeworfen hatte, flatterte mit dem Scherbenregen in den Raum, es gleißte und blitzte und prasselte und knirschte, als die Glastrümmer zu Boden regneten. Ich aber hatte keine Zeit, darauf zu achten.
    Wie ein Geschoß direkt aus der Hölle zuckte das riesenhafte Wesen auf Lavinia und mich zu.
    Ein dumpfer Druck explodierte hinter meiner Stirn, dabei hätte ich auch so gewußt, was zu tun war.
    Wie hingezaubert lag die Beretta plötzlich in meiner Rechten, mit der Linken beförderte ich Lavinia aus der Gefahrenzone, noch bevor sie auch noch eine Ausweichbewegung hatte machen können.
    Sie flog davon.
    Und dann war der flatternde, irrsinnig schnelle Körper heran.
    Ich drückte ab. Der orangefarbene Mündungsblitz stach aus dem Lauf, das geweihte Silbergeschoß fetzte in den Körper des unheimlichen Angreifers.
    Ich wurde zurückgeschmettert, denn ein böser Hieb von einer mit langen, gefährlichen Krallen bewehrten Klaue hatte mich voll erwischt.
    Ich sah Sterne.
    Und wälzte mich weg, weil ich den wilden, peitschenden Luftzug über mir spürte, der sich wie ein Bleigewicht auf mich heruntersenkte.
    Ein gräßlicher Schrei, wie von einem Geier, ertönte, gellte in meinen Ohren.
    Da aber stand ich bereits wieder. Der Geier oder was auch immer das für eine Kreatur war – war Sekundenbruchteile lang ausgetrickst, krachte auf den Boden, wirbelte einen Stuhl davon und mußte sich neu orientieren, da feuerte ich ein zweites Mal. Dieses Mal hatte ich besser gezielt. Beidhändig hielt ich die Beretta, und ich sah, wie die Kugel in den bizarren Vogelkörper stanzte, ihn zurückschleuderte, die riesigen Schwingen wischten auseinander, wurden plötzlich aber kraftloser…
    Wieder gellte ein Schrei, der mir in den Ohren hallte.
    Das Untier taumelte.
    Der enge Raum behinderte es zudem. Ein Tisch ging in Brüche, Flaschen, die darauf gestanden sein mußten, fielen zu Boden und kullerten davon.
    »Töte ihn, John! Töte ihn endlich!« geiferte Lavinia, die sich erst jetzt gefangen zu haben schien.
    Das Wesen richtete sich auf.
    Ich sah, daß es einen menschlichen Schädel hatte, fast völlig rund, mit zwei bösartigen, rotglühenden Augen, die von einem wulstigen Stirnlappen überschattet wurden. Dort, wo bei einem normalen Menschen Mund und Nase saßen, ragte bei ihm ein gewaltiger, schwefelgelber und höllisch scharf wirkender Schnabel vor.
    Er klaffte auf.
    Eine breite, lappige Zunge glitt hervor.
    Die Augen richteten sich wie hypnotisierend auf mich.
    »Nicht –« krächzte der Vogelmensch rauh. »Ich – ich…«
    »Töte ihn, verdammt, John Sinclair, du sollst ihn töten! Er gehört zum Fußvolk meiner Feinde. Jeden, den wir erledigen, ist ein Punkt für uns! Drück ab… oder ich werde es selbst tun, ich habe auch gewisse –«
    Ich

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