Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
Vom Netzwerk:
Fingerspitzen…
    Dann sprang die Tür wie von Geisterhand bewegt auf.
    »Er ist tot«, sagte sie hart. »Er kann uns nichts mehr anhaben.«
    Wieder lachte sie ihr häßliches Lachen, hell und klingend und doch voller verabscheuungswürdiger Bosheit und Grausamkeit.
    Sie trat über die Schwelle.
    Lazarius und ich folgten. Ich aber spürte plötzlich, daß etwas nicht so war, wie es hätte sein sollen, und Lavinias verdammter Zauberbann zwang mich, in ihrem Sinne zu handeln. Nicht einmal meine Reflexe wurden davon beeinträchtigt.
    Wenigstens etwas.
    »Vorsicht!« schrie ich, und war bereits unterwegs, obwohl ich es nicht wollte.
    Sollten sich die Teufel doch gegenseitig die Köpfe einschlagen!
    Aber Lavinias Zauber machte mich zu ihrem bedingungslos ergebenen Sklaven! Ich hätte mir vor lauter Wut in den Hintern beißen können, aber dafür war jetzt keine Zeit.
    Der Raum, in dem der Verräter gehaust hatte, war dunkel, wie ich es erwartet hatte, es roch muffig nach Schweiß und billigem Fusel, das erfaßte ich allerdings nur nebenbei, denn mein Hauptaugenmerk galt dem riesenhaften, bizarren Schatten, der vor dem Fenster auftauchte…
    Im nächsten Augenblick war die Hölle los, ich aber steckte mitten drin…
    ***
    Es waren lebende Leichen!
    Der siebenfache, personifizierte Tod umgab ihn und Jenny!
    Benny Lawner gefror das Blut in den Adern!
    Solch scheußliche Kreaturen hatte er noch nie in seinem Leben gesehen, nicht einmal im Kino, und da wurde in letzter Zeit ja einiges geboten.
    Er rappelte sich hoch, und starrte die Monster unverwandt an.
    Sie waren riesengroß, wuchtig, die Arme muskulös, die Hände mächtige Pranken. Nur zerschlissene Fetzen bedeckten ihre Körper, und er glaubte sogar, einige Stellen zu sehen, wo der Verwesungsprozeß besonders schlimme Fortschritte gemacht hatte.
    Die Augen waren groß und rund, das Fleisch ringsum schien wie von einer Säure zerfressen.
    Strähnige Haare hingen bis auf die Schultern herunter.
    Diese Wesen mußten direkt aus dem Grab kommen!
    Sie stießen ein drohendes Knurren aus. Benny Lawner kam sich vor wie in einem Alptraum, jeden Augenblick mußte er doch erwachen, verflixt…
    Aber er erwachte nicht.
    Die lebenden Leichen umringten seine Jenny, drängten sie gegen die Wand und hielten sie fest. Sie wehrte sich kaum mehr, ihre Bewegungen erstarben förmlich unter den Zugriffen der lebenden Leichen.
    Und die Unheimlichen starrten zu ihm herunter.
    Als würden sie etwas ganz bestimmtes von ihm erwarten.
    Die Gedanken jagten sich hinter seiner Stirn.
    Benny Lawner schluckte hart. »Bitte«, stieß er dann hervor, »bitte, tut ihr nichts. Sie – sie ist alles, was ich habe.« Seine Stimme war nur ein heiseres Krächzen, als würde man mit einem Stahlblech über Schmirgelpapier reiben.
    Die Unheimlichen reagierten nicht.
    Aber noch immer starrten sie aus ihren Totenaugen heraus zu ihm herunter.
    Zeichnete sich da so etwas wie! satanische Zufriedenheit in den halb verwesten, schrecklichen Fratzen ab?
    Warum kommt denn niemand und hilft uns? fragte sich Benny Lawner. Die Leute müssen doch etwas gehört haben…
    Benny Lawner kam auf die Füße. Er schwankte, streckte seine rechte Hand aus, um sich an der feuchten Wand, deren Tapete mit einem schmierigen Belag überzog war, abzustützen.
    »Rede!« sagte der Anführer der Leichen plötzlich. Seine Kiefer bewegten sich grotesk, bräunlich verfärbte Stummelzähne waren trotz der Düsternis zu sehen.
    »Was wollt ihr denn wissen, verdammt?« stieß Benny Lawner verzweifelt aus.
    »Ihr habt die Hexe Lavinia beobachtet, wie sie unseren Mittelsmann hingerichtet hat!«
    Dumpf hallte die schaurige Stimme des lebenden Toten durch das muffige Treppenhaus.
    Benny Lawner hatte das Gefühl, im Boden zu versinken, ihm wurde ganz schlecht, verdammt, er hatte gewußt, daß das Unheil hinter ihnen her war, denn sie hatten Dinge gesehen, die kein Sterblicher sehen durfte.
    »Ich – ich war das. Jenny hat nichts gesehen. Laßt sie los.«
    »Du hast keine Bedingungen zu stellen, Wurm!« donnerte die emotionslose Stimme des Leichnams. »Ich rate dir gut: rede, sag uns alles, was wir wissen wollen, sonst –«
    Er gab seinen Artgenossen einen Wink, und sie drängten dichter an Jenny Morena heran.
    Benny Lawner platzte der Kragen, Wut und Verzweiflung ließen ihn durchdrehen. »Ihr verdammten Teufel!« schrie er und stürmte aus dem Stand heraus los.
    Seine Fäuste kamen hoch, obwohl er genau wußte, daß er sie damit nicht beeindrucken

Weitere Kostenlose Bücher