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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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hörte nicht mehr hin.
    Das ungeheure Wesen brach zusammen. Die Schwingen sanken herunter.
    Unwillkürlich entspannte ich mich, obwohl ich wußte, daß ich Lavinias Befehl erfüllen mußte, es drehte mir den Magen um, aber da federte der Vogeldämon hoch, seine Krallen schossen vor, und ich drückte ab.
    Zweimal. Dreimal. Die Silberkugeln fauchten in seinen monströsen Leib.
    Und jetzt zeigte sich die Wirkung des geweihten Silbers!
    Der Dämon löste sich plötzlich schlagartig auf, überall dort, wo ihn die Kugel getroffen hatte, begann es jetzt zu brodeln und zu zischen und wallen.
    Es war ein unschöner Anblick. Der Dämon sackte in sich zusammen. Seine Augen brachen.
    Ich wandte mich ab, meine Rechte, die die Beretta hielt, hing schlaff herunter.
    »Ich bin sehr zufrieden mit dir, John«, sagte Lavinia. Sie lächelte, als sei nichts, überhaupt nichts passiert.
    Lazarius stand in der Türöffnung.
    »Einen feinen Leibwächter, den du da hast«, sagte ich und deutete auf ihn.
    »Ich wollte wissen, was ich von dir zu halten habe.«
    »Dann warst du darauf vorbereitet, daß –«
    »Ja, mein Lieber. Hast du vergessen, daß ich eine Hexe bin? Zwar nur eine halbe Hexe, aber ich bin gefährlich.«
    Das hätte sie mir nicht mehr extra zu sagen brauchen. Ich merkte, wie der Druck hinter meiner Stirn nachließ und atmete durch. Dort, wo mich die Klauen des Vogeldämons erwischt hatten, an der Schulter nämlich, war die Lederjacke zerfetzt, das Hemd darunter ebenfalls. Die Krallen waren mir ins Fleisch gefahren, aber es war nur eine Rißwunde, nichts Ernstes.
    »Der Safe.«
    Lavinia ging zur Tagesordnung über.
    Ich aber warf dem häßlichen, schmierigen Haufen, der von dem vernichteten Vogeldämon übriggeblieben war, noch einmal einen Blick zu.
    Lavinia hatte es jetzt sehr eilig. »Los, komm schon John! Dieser widerliche Kerl war zweifellos eine Art Wächter oder Vorhut. Sie sind uns schon viel zu nahe, obwohl ich eine falsche Fährte gelegt habe.«
    »Was für eine Fährte?« wollte ich wissen, als ich mich zu ihr hinwandte.
    »Ist das so wichtig? Aber gut, du sollst es wissen: Zwei junge Leute haben mich beobachtet, als ich den Verräter Cyrill York erledigt habe. Ich habe sie natürlich bemerkt und nichts unternommen. So werden sich meine hübschen Freunde mit den beiden aufhalten und doch nichts erfahren, als daß das Pergament, hinter dem auch sie her sind, in Yorks Wohnung war.«
    »Du – du bist –«
    »Spar dir deinen Atem! Los, wir müssen uns um den Safe kümmern!« Sie deutete zu der Stirnwand des kleinen Wohnraumes hin, wo bereits Lazarius stand und auf ein wuchtiges Kruzifix starrte, das ihm ziemliches Unbehagen zu bereiten schien.
    Ich mußte gehorchen.
    Wieder.
    Automatisch, mit einer harten, hölzernen Bewegung, steckte ich die Beretta weg, nachdem ich das neue Magazin in den Griff gerammt hatte.
    Lavinia quittierte den Haß, der in meinen Augen lodern mußte, mit einem amüsierten Lächeln.
    Ich ging zu dem Safe hinüber und nahm das Kruzifix weg. Und ich mußte daran denken, was Lavinia vorhin über den Geier-Dämon gesagt hatte: Er gehört zum Fußvolk meiner Feinde.
    Wenn diese Feinde schon solche Wesenheiten unter ihrem »Fußvolk« hatten, wie sahen sie dann erst selbst aus? Ich begann zu ahnen, daß mir Lavinia eine ganze Menge verschwiegen hatte, zumindest, was die Macht und Stärke ihrer und damit zwangsläufig auch meiner Feinde anging.
    Ich machte mich auf eine Menge böser Überraschungen gefaßt, denn daß dies hier nur ein Vorgeschmack des Kommenden war, das war mir sonnenklar. Ich sollte mich nicht täuschen…
    ***
    Der Safe war kein Problem.
    Lavinia kannte die Kombination, und ich öffnete ihn. Geräuschlos schwang die stählerne Tür zurück, und ich konnte in das Behältnis blicken.
    Lavinia stand neben mir, ihr Katzenkörper war angespannt, denn sie fieberte darauf, das Pergament endlich in Händen halten zu können.
    Ich griff hinein, ergriff das kleine Aquarium, das darin stand, und hob es behutsam heraus. Eine silberhelle, klare Flüssigkeit schwappte darin hin und her. Und in dieser Flüssigkeit schwamm eine Plastikhülle, in die ein unscheinbares, kaum DIN-A-5 großes Pergamentröllchen eingeschweißt war.
    »Das ist es!« sagte sie mit vor Erregung schriller Stimme.
    Ich machte es spannend.
    Langsam wandte ich mich um, das mit Weihwasser gefüllte Aquarium vor mich haltend.
    »Was soll das?« giftete sie.
    »Ich muß es abstellen.«
    Aber ich hatte etwas ganz anderes vor. Ein

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