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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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verrückter Gedanke, ein verzweifelter Plan…
    Ich spürte das kühle Behältnis überdeutlich, als wäre ich es überhaupt zum ersten Mal an diesem Abend selbst, der etwas spürte!
    Lavinias Einfluß war gewichen!
    Die Macht des Weihwassers?
    Konnte das auch bedeuten, daß -.
    Ich wagte kaum, den Gedanken zu Ende zu denken! Vernachlässigte Lavinia meine Kontrolle, fühlte sie sich sicher? Konnte ich -. Ich spannte meine Muskeln an. Lavinia war jetzt halbrechts neben mir. Ich konnte sie mehr spüren, als daß ich sie sah. Lazarius? Wo stand der Untote? Ich wußte es nicht. Während ich den Safe geöffnet hatte, hatte er sich zurückgezogen, um Wache zu halten.
    Shit.
    Ich aber mußte es jetzt riskieren…
    Jetzt!
    Der Befehl, den ich an meine Muskeln abschoß, glühte förmlich durch mich hindurch, so grell, daß es beinahe schon schmerzte!
    Ich kreiselte herum, das mit Weihwasser gefüllte Behältnis riß ich hoch, der Inhalt machte sich selbständig!
    Unwillkürlich schrie ich!
    Die Welt überschlug sich! Ich sah einen Schatten, hörte einen irren Angstschrei, spürte einen Luftzug, das Behältnis aber flog davon…
    Doch das Weihwasser klatschte in die verunstaltete, von Verwesung überzogene Fratze Lazarius’!
    Sein Schrei war fürchterlich, kletterte in irrsinnige Höhen, brach ab, wurde zu einem erbärmlichen Gurgeln!
    Und die Horror-Fratze verging. Wurde zu einer schmierigen Masse, die auf Schultern und Brustkorb heruntertropfte. Dann war auch das Gurgeln verstummt. Der massige Körper brach wie ein gefällter Baum zusammen. Der Auflösungsprozeß breitete sich aus.
    Ich aber wußte, daß ich verloren hatte. Der Druck war wieder in meinem Schädel.
    Ich hatte meine Chance nicht gepackt. Wenigstens nicht richtig!
    Lavinia lachte. Sie stand hinter mir. Ihre schmale, kühle Hand legte sich auf meinen Nacken, und ich ließ es geschehen. Mußte es geschehen lassen, denn ich hätte mich nicht bewegen können, selbst, wenn ich dies gewollt hätte.
    Alles verschwamm, ihr Lachen wurde zu einem Orkan, der meinen Schädel ausfüllte und wütete und riß und zerrte, trotzdem bekam ich noch einige nebelhafte Fetzen der Realität mit…
    Ich hob den Beutel mit dem geheimnisvollen Pergament auf, wischte ihn trocken.
    Sodann riß ich die Plastikhülle auf, nahm das Pergament und reichte es ihr.
    Sie nahm es, breitete es aus. Lächelte. Sah mich an.
    Dann verzerrte sich ihr engelhaftes Gesicht, schwamm förmlich auseinander, und sie lachte wieder.
    »Bald ist es geschafft, John«, hörte ich sie sagen. »Bald… bald bin ich am Ziel aller Ziele, und dann werden die lemurischen Dämonenwaffen mir gehören, mir allein.«
    Alles drehte sich um mich, und das verdankte ich ihr, sie manipulierte mein Gehirn, und sie genoß es, immer lauter wurde ihr Lachen, und dann…
    Dann kam Dunkelheit!
    Ich trat ab.
    Aus und vorbei!
    ***
    Er hörte Orgelmusik.
    Jemand mußte wie besessen auf den Tasten herumhämmern, denn die Töne waren schrill, dann wieder dumpf, und schließlich verschwammen sie und wurden zu einem unentwirrbaren Geräuschchaos.
    Bill Conolly ertrug es.
    Er wunderte sich nicht einmal. Alles war so friedlich, trotz dieser irren Musik.
    Und obwohl er die Augen geschlossen hielt, weil er einfach nicht die Kraft hatte, die scheinbar tonnenschweren Lider anzuheben, sah er den Schmetterling, der zu der Orgelmusik herumtanzte.
    Der Schmetterling hatte Sheilas Gesicht. Komisch, das.
    Bill Conolly stöhnte, dann spürte er eine Hand an seiner Schulter. Jemand schüttelte ihn, Stoff raschelte, und er brummte irgend etwas ziemlich Unwirsches, weil er nicht wollte, daß der Schmetterling mit Sheilas Gesicht davonflatterte.
    »… zu sich gekommen!«
    Die Stimme versank in dem Geräuschchaos, das sich jetzt zu einem monotonen Rauschen verwandelte.
    Bill Conolly schluckte und riß sich zusammen. Das half, denn unvermittelt war die Orgelmusik verschwunden, der Schmetterling ebenfalls, ein paar schwarze Punkte flirrten vor seinen Augen.
    »He, Bill!« polterte eine aufgeregte Frauenstimme über ihm.
    »Bill, mein armer Junge, he, kannst du mich hören?«
    Er konnte, und weil er plötzlich auch die Augen öffnen konnte, sah er Angies riesiges Mondgesicht über sich, und begriff, daß er noch unter den Lebenden weilte. Es war alles ziemlich kompliziert mit solch einem Brummschädel, wie er ihn momentan hatte. Wie nach einer durchzechten Nacht. Als ob mindestens vier Elefanten darauf herumgetrampelt wären. Als Draufgabe zu der durchzechten

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