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016 - 30 Meilen unter dem Meer

016 - 30 Meilen unter dem Meer

Titel: 016 - 30 Meilen unter dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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linken Pfote gruben sich tief in Yrrals Nacken. Blut spritzte. Yrral heulte auf.
    Amoog zerrte ihn scheinbar ohne sonderliche Anstrengung hoch und holte mit der anderen Klaue zum nächsten Schlag aus.
    »Nein!«, rief Tarman.
    Amoog hielt inmitten der Bewegung inne. »Nicht hier, du Idiot! Willst du mir hier alles versauen?« Der König deutete auf die Blutspritzer an den Wänden und auf dem Boden. »Schaff ihn raus und erledige ihn dort!«, ordnete er an.
    »Und sorge dafür, dass jeder mitbekommt, was mit diesem Versager passiert.« Er rieb sich die Hände.
    »Und dann bring mir seinen Schädel. Ich möchte sehen, ob sein Hirn wenigstens schmeckt, wenn es schon nicht zum Denken taugt.«
    Yrral fiepte und heulte wie ein getretenes Junges, als Amoog ihn fortschleifte.
    Tarman wies die Weibchen an, das Blut zu beseitigen. Beflissen machten sie sich daran, die feuchten Flecken aufzulecken.
    Durch die lang gestreckte Öffnung in der Wand des Tschuuks konnte Tarman nach draußen sehen. Die Taratzen sammelten sich zu einem großen Pulk, in dessen Zentrum sich Amoog und Yrral befanden.
    Yrral setzte sich kaum zur Wehr, um seine Qualen nicht unnötig hinauszuzögern. Doch Amoog ließ sich Zeit. Er dosierte seine Schläge und wusste, welche Verletzungen er anzurichten hatte, um seinem Opfer größtmöglichen Schmerz zu bereiten, ohne es gleich zu töten.
    Das Schlachtfest zog sich hin. Nach einer kleinen Ewigkeit kehrte Amoog zurück, Yrrals aufgebrochenen Schädel in beiden Pfoten.
    Tarman warf einen Blick auf das feuchtglänzende Hirn darin und grinste hämisch.
    »Sieh an - es ist noch kleiner als ich dachte!«
    Dann machte er seine Ankündigung wahr - und fraß.
    Dabei dachte Tarman nach.
    Es wurde Zeit, dem Spuk - der nur sein Gefolge zu schrecken vermochte - ein Ende zu bereiten.
    Und dazu würde es unumgänglich sein, dass er, der König, selbst Hand anlegte.
    Derweil er Yrrals Hirnschale ausfraß, ersann er einen Plan.
    Oder das eben, was er dafür hielt…
    ***
    Die Historie wiederholt sich also doch, dachte Matthew Drax bei sich. Gurks Geschichte war das beste Beispiel dafür. Wenn sie denn stimmte! Zumindest an Teilen davon hegte Matt doch einige Zweifel…
    Es war die klassische Geschichte von der Suche nach dem promised land, dem gelobten oder verheißenen Land also.
    Abn el Gurk Ben Amar Chaf Ibn Lot Fuddel der Sechste war in seiner Heimat - einem- Land, das er Arba nannte und das wohl dem früheren Arabien entsprach - angeblich kein unbedeutender Mann gewesen.
    Ein Bruderstreit, über den Gurk keine großen Worte verlor, bewog ihn schließlich, nicht nur das Weite, sondern auch jene »Insel der Könige« zu suchen, von der es in den Geschichten der Reisenden hieß, dass dort alles besser, größer und schöner sei.
    Eine ähnliche Suche wie die der westlichen Völker nach Ethera also.
    [3]
    Gurk hatte sich nicht allein auf den weiten Weg gemacht. In seinem Gefolge waren Diener und vor allem die zwölf »Weibchen« gewesen, die er im Laufe seines Lebens um sich geschart hatte. Ihre Reise war nicht ohne Zwischenfälle verlaufen, woran Matt nicht zweifelte, aber die Art und Weise, wie Gurk seinen eigenen blumigen Worten zufolge jeder Gefahr getrotzt hatte, kaufte er ihm dann doch nicht ganz ab.
    Ebenso wenig, dass sich die halbe Portion in Caalaj schließlich den angreifenden Taratzen mit Todesverachtung entgegengeworfen habe.
    Vor Matt Drax' geistigem Auge tauchte eine ganz andere Vorstellung auf: Darin kauerte der Zwerg in einem Versteck und sah mit an, wie seine Begleiter samt und sonders zerrissen oder verschleppt wurden.
    In Gurks kleinen Augen schimmerte ein Grauen, das so frisch schien, als sei das entsetzliche Massaker gerade erst geschehen.
    »Sie haben meinen Sohn. Und ich schwor diesen Ort nicht eher zu verlassen, bis er wieder bei mir ist«, schloss er seine Erzählung.
    »Du erwartest also ernsthaft von uns, dass wir uns mit diesen Viechern anlegen, um deinen Sohn zu finden?«, fragte Matt kopfschüttelnd. Seine Abneigung gegen den Gnom war noch gewachsen, obwohl er jetzt auch etwas Mitleid mit ihm empfand. Aber ganz offenbar war Abn el Gurk vor allem eines - geistig verwirrt.
    »Eine Hand wäscht die andere«, antwortete Gurk.
    »Was lässt dich glauben, dass wir das Ende des Tunnels nicht auf eigene Faust erreichen können?«
    Gurk zuckte die Schultern. »Die anderen haben es auch nicht geschafft.«
    »Hast du ihnen denselben Handel angeboten?«
    »Ja. Und einige sind darauf eingegangen. Aber sie

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